Gänsehautstimmung im Borussia-Park

Mönchengladbach (dpa) - Noch vor drei Monaten mit einem Bein in der Zweitklassigkeit, jetzt die „Mannschaft der Stunde“ in der Bundesliga.

Borussia Mönchengladbach hat mit dem besten Saisonstart seit 16 Jahren die Tabellenführung erobert und beim Fußball-Fest gegen den VfL Wolfsburg seine begeisterten Anhänger in Verzückung versetzt. „Das ist unbeschreiblich. Das war heute einfach unser Ding“, sagte Stürmer Mike Hanke nach dem 4:1 (3:1). „Wir haben uns in einen richtigen Rausch gespielt. Da klappen auch Sachen, die sonst nicht funktionieren“, befand Torjäger Marco Reus, der mit seinen beiden Treffern (15./67.) zum 1:1 und 4:1 eine überragende Leistung krönte.

Passend zum 70. Geburtstag von Präsident Rolf Königs präsentierte sich der Tabellen-16. des Vorjahres in Galaform, am liebsten nicht zum letzten Mal. „Wir können uns noch steigern, weil wir viel Potenzial haben“, meinte Hanke. „Wir haben einen Plan, den wollen wir durchziehen“, sagte U 21-Nationalspieler Tony Jantschke. Nach der Feierstunde für den Clubchef und dem Samstagtraining bekam die Mannschaft erst einmal zwei Tage frei.

Mann des Abends war einer, der schon ausgemustert war und dem viele keine Zukunft mehr in Mönchengladbach zugetraut haben. Mit einer Energieleistung erkämpfte sich Raul Bobadilla, der ein Assist und einen Treffer (45.) zum Sieg beisteuerte, die Anerkennung zurück. „Das war heute super für mich. Ich weiß, was ich kann, aber ich weiß auch, was ich noch verbessern kann“, sagte der zuletzt verliehene Mittelstürmer. „Er hat heute alle überrascht, mich inbegriffen. Aber man hat schon in der Kabine gespürt, dass er zeigen will, dass er wieder da ist“, meinte Trainer Lucien Favre, unter dem die Borussia eine nicht für möglich gehaltene Wandlung vollzogen hat.

Der Schweizer hat sein mittlerweile in zehn Pflichtspielen unbesiegtes Team nicht nur vor dem Abstieg gerettet, er ist mit einem Punkteschnitt von 1,8 auch der erfolgreichste Gladbacher Trainer überhaupt. Zudem stellte seine Mannschaft einen Vereinsrekord auf: In den letzten 13 Bundesligaspielen gab es nie mehr als einen Gegentreffer. Das war selbst in den goldenen 70er Jahren nicht gelungen. „Wir haben gezeigt, dass wir gut drauf sind und was mit der Truppe überhaupt möglich ist“, sagte Mittelfeldspieler Roman Neustädter.

Dabei fing es nicht gut an für die Favre-Elf. In der 12. Minute schloss Makoto Hasebe einen sehenswerten Wolfsburger Angriff zur 1:0-Führung ab. Doch einen folgenschweren Patzer von Simon Kjaer nutzten die Gladbacher durch Reus zum 1:1, ehe Kapitän Filip Daems mit seinem neunten verwandelten Elfmeter in Serie und Bobadilla noch vor der Pause die 3:1-Führung herstellten. Erneut Reus traf zum 4:1.

Auch mit Neuzugang Thomas Hitzlsperger in der Startelf hatten die Wolfsburger nach dem Ausgleich nichts mehr entgegenzusetzen. „Das Gegentor zum 1:1 hat meine Mannschaft nicht verkraftet“, meinte Trainer Felix Magath. „Wir haben auf dem Platz einfach nicht die passende Antwort gefunden. Dennoch bin ich froh, wieder in der Bundesliga zu sein, und bei einer sehr guten Mannschaft zu spielen, auch wenn wir es heute nicht zeigen konnten“, sagte Hitzlsperger nach seinem unauffälligen Bundesliga-Comeback nach 19 Monaten.

Magath war mit seiner Neuverpflichtung nicht unzufrieden, fand aber den Zeitpunkt seines Debüts im Nachhinein unglücklich. „Es tut mir leid, dass er in so einem Spiel anfangen musste. Ich hoffe, er ist stabil genug, das zu verkraften“, sagte der VfL-Coach.