Traumstart für die Borussia

Auch gegen den VfL Wolfsburg überraschte das Team von Trainer Lucien Favre.

Mönchengladbach. „Ich war sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft, wir haben tolle Tore erzielt und flüssige Kombinationen gezeigt. Es hat Spaß gemacht“, sprudelte es nach dem 4:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg aus Lucien Favre heraus. Der im allgemeinen eher zurückhaltende Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach zeigte nach dem Abpfiff seine Freude unverhohlen. Er genoss den Triumph in vollen Zügen.

Dazu hatte Favre auch allen Grund. Denn Borussia Mönchengladbach spielte über weite Strecken nicht nur attraktiv, sondern auch höchst effizient und begeisterte mit seiner spielerischen Überlegenheit die Zuschauer am Freitagabend im Borussia-Park. Folgerichtig kletterte Gladbach auf Rang eins, der bis gestern sogar verteidigt wurde.

Eine Situation, auf die Abwehrchef Dante souverän reagierte: „Der Tabellenstand ist nur eine Momentaufnahme. Viel wichtiger ist, dass wir nach drei Spielen sieben Punkte auf dem Konto haben. Das ist ein Traum.“

Erstmals gelang es der Mannschaft über 90 Minuten Favres Vorgabe vom „perfekten Spiel“ über 90 Minuten umzusetzen: Konzentration auf die Verteidigung und bei Ballbesitz sofortiges Umschalten auf den Angriff. Marc-André ter Stegen, Dante, dann Roman Neustädter, Juan Arango, Marco Reus und auch Raul Bobadilla bildeten die Achse, um die sich an diesem Abend alles drehte.

Größte Überraschung neben Bobadilla: Roman Neustädter. Der 23-Jährige, dessen Qualitäten bisher im Verborgenen zu blühen schienen, sorgte im Mittelfeld für die entscheidenden Impulse. Heraus kam einer der stärksten Auftritte der Borussia in den vergangenen Jahren und der beste Start seit der Saison 1995/1996. Vorhersehbar war dies kaum, denn das Auftaktprogramm verhieß nichts Gutes.

Doch die Borussen haben alle Kritiker Lügen gestraft, ihre Fans mit zwei bemerkenswerten Siegen (1:0 in München und jetzt das 4:1 gegen Wolfsburg) früh auf den Geschmack gebracht und hohe Erwartungen geweckt. Zur Galavorstellung gehörte auch die letzte große Szene des Spiels: Marc-André ter Stegen drehte einen Helmes-Schuss mit den Fingerspitzen um den Pfosten und ließ auch in seinem neunten Bundesligaspiel nicht mehr als einen Treffer zu. „Ich musste mich ganz schön strecken“, sagte der 19-Jährige. Ob die Gladbacher nach dem ansehnlichen Start nun vor einer stressfreien Saison stehen, steht noch in den Sternen.

Der Beinahe-Abstieg in der vergangenen Saison hat Spuren hinterlassen. „Das sollte man nicht vergessen“, sagt Favre, „und ich bleibe dabei, es wird extrem schwer.“ Nach seinem Statement war der Schweizer am Ende seiner Spielanalyse wieder der altbekannte Realist.