Glabachs Legende Wimmer: „Ich bin gerne für Günter Netzer gerannt"
Am Sonntag wird Gladbachs Fußball-Legende Herbert "Hacki" Wimmer 70. Ein Gespräch.
Mönchengladbach. Am Sonntag wird Gladbachs Fußball-Legende Herbert "Hacki" Wimmer 70. Ein Gespräch.
Herr Wimmer, am Sonntag werden Sie 70 Jahre alt. Was machen Sie?
Herbert Wimmer: Ich werde zu Hause in Aachen mit meinen Kindern Carsten und Claudia und den Enkelkindern ein Tässchen Kaffee trinken und ein Stückchen Kuchen essen. Große Feiern waren ja noch nie mein Ding, aber diesmal steht mir überhaupt nicht Kopf danach, schließlich ist meine liebe Frau Renate erst vor ein paar Wochen gestorben.
Wie lässt sich ein solcher Schicksalsschlag nach 42 Jahren Ehe verkraften?
Wimmer: Sehr, sehr schwer. Meine Frau hatte monatelang tapfer gegen den Krebs gekämpft, aber dann doch verloren. Jetzt muss es irgendwie weiter gehen. Ich bin kürzlich mit einem Freund nach Bremerhaven gefahren, um dort am Meer zu wandern, hier zu Hause fahre ich viel mit dem Fahrrad, um mich abzulenken.
Ist der das aktuelle Fußball-Hoch von Borussia Mönchengladbach ein Trost?
Wimmer: Ja, ich fahre mit meinem Sohn Carsten zu jedem Heimspiel in den Borussia-Park. Es macht einfach Spaß, die Jungs spielen zu sehen. Ich glaube, sie werden die ganze Saison über an der Spitze mitmischen. Davon hätte man vor drei, vier Jahren nur träumen können. Ein großes Kompliment an Trainer Lucien Favre, er leistet eine herausragende Arbeit. Wie auch Max Eberl. Er wirft nicht mit den Millionen nur so um sich, sondern holt für wenig Geld ganz hervorragende Spieler, die passen. Ich sage nur: Kruse, Raffael, Hahn, Kramer oder Sommer.
Sie wurden Welt- und Europameister, fünfmal Meister mit der Borussia. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt?
Wimmer: Ganz klar das Pokal-Finale 1973 gegen Köln. Warum? Wimmer: Weil ich im Vorfeld verletzt war, lange um diesen Einsatz zittern musste, aber dann doch noch rechtzeitig fit wurde und unsere Fohlenelf als Kapitän aufs Feld führen durfte. Als dann der Lange (Günter Netzer, Anm. D. Red.) sich in der Nachspielzeit selber einwechselte und unser Siegtor schoss, kullerten ein paar Freudentränen bei mir.
Sie haben sich seinerzeit für Regisseur Günter Netzer aufgeopfert, mussten bereits sechsmal an den Hüften operiert werden.
Wimmer: Ich bin gerne für meinen Freund Günter Netzer gerannt. Er war schließlich das Genie - und ich der Arbeiter. Ein preisgünstiger Malocher... Wimmer: Als ich 1966 von Borussia Brand nach Gladbach gewechselt bin, habe ich 1200 Mark Gehalt bekommen, das sind heute 600 Euro. Dafür machen die aktuellen Stars nicht mal eine Autogrammstunde. Aber ich war tatsächlich immer glücklich und zufrieden. Und die Fans in Mönchengladbach haben die alten Kämpfer nie vergessen.