Borussia Mönchengladbach Christoph Kramer - Mal Heißsporn, mal ruhender Pol

Köln · Christoph Kramer hat aufgrund eines Bänderrisses einen Großteil der Gladbacher Vorbereitung verpasst. Beim Derbysieg in Köln stand er nun erstmals wieder länger auf dem Platz und zeigte eine starke Leistung.

Gladbachs Christoph Kramer (l.) machte im Derby ein starkes Spiel.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Christoph Kramer ist zurück. Der Weltmeister von 2014 hat sein erstes Startelf-Spiel für Borussia Mönchengladbach absolviert und auf Anhieb eine starke Leistung gezeigt. „Ich gebe zu, ich war heiß auf das Spiel und bin sehr zufrieden. Der Sieg in Köln tut natürlich richtig gut und macht uns Mut“, sagte der Mittelfeldstratege der Fohlenelf nach einer intensiven und aufreibenden Begegnung im Müngersdorfer Stadion. 51 Tage war Kramer nach einem im Training erlittenen Bänderriss außer Gefecht gesetzt. Ausgerechnet in der so wichtigen Vorbereitungsphase war es passiert. Vergessen.

Jetzt, da der Herbst allmählich Einzug hält und den Gladbachern die erste von acht „englischen Wochen“ bevorsteht, gehört Kramer wieder zum festen Inventar des Liga-Siebten. „Die Spiele mehren sich. Ich bin froh, dass Chris wieder da ist. Mit seiner Ruhe und Erfahrung ist er ein enorm wichtiger Spieler für uns“, meint Borussias Cheftrainer Marco Rose. Und auch als Heißsporn ist er gerne gesehen.

Es war, wie immer, wenn die rheinischen Rivalen aufeinandertreffen, ein rassiges und bissiges Duell, das auf Kramer zweifellos zugeschnitten war und generell auch seiner Mentalität entspricht. Kramer: „Ich liebe solche Spiele, und Köln ist erst recht ein besonderes.“ Von Beginn an legte sich der ehemalige Nationalspieler richtig ins Zeug, wirkte wie aufgedreht, ohne die Balance zu verlieren. Insbesondere Kölns Jonas Hector kam ihm immer wieder in die Quere und musste den einen oder anderer Körperkontakt ertragen.

Schiedsrichter Deniz Aytekin ermahnte den heißblütigen Gladbacher hier und da, ehe er schließlich härtere Maßnahmen ergriff. Aber auch durch eine Verwarnung (26. Minute) ließ sich Kramer nicht in seinem Tatendrang bremsen. Der Gladbacher tat auch einiges für die Offensive. Vor der Pause suchte er in einer starken individuellen Szene elanvoll den „Königsweg“ zum Erfolg, blieb aber dann im letzten Moment im Strafraum hängen. „Wir haben über 90 Minuten ein richtig gutes Spiel gezeigt und hätten den Sack deutlich früher zumachen müssen. Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg“, sagte der laufstarke Kramer.

Hohes Tempo, viele Sprints, Pressing, schnelles Umschaltspiel

Auch der Trainer zeigte sich sehr angetan von der Vorstellung seiner Mannschaft im ersten Durchgang, in dem einiges von dem zu sehen war, was sich Marco Rose vorstellt: hohes Tempo, viele Sprints, Pressing, schnelles Umschaltspiel. Man fühlte sich zuweilen an einen der ersten Sätze des Trainers bei seiner Vorstellung im Borussia-Park erinnert. „Wir wollen die Leute abholen, sie mitnehmen und gerne ein Spektakel haben.“

In Köln war mehr als nur ein Hauch davon zu sehen. „Grundsätzlich hat der Trainer uns von der neuen Spielidee überzeugt. Wir haben sie mittlerweile sehr gut angenommen. Das ist das Wichtigste, um Erfolg zu haben“, sagt Chris Kramer, „jetzt müssen wir schauen, dass wir gut in die Europapokalsaison am Donnerstag starten und dann sonntags gegen Düsseldorf in der Bundesliga nachlegen.“

Gegen die Fortuna ist erneut rheinische Rivalität im Spiel, liegt ein besonderer Spirit in der Luft. Ja, und für die Gladbacher gilt es zudem, die miserable Heimbilanz aufzupolieren, wartet doch die Fohlenelf in der Bundesliga eine kleine Ewigkeit auf einen Dreier. Der 2:0-Sieg gegen Augsburg am 26. Januar war der letzte volle Erfolg im Borussia-Park. Danach folgten vier Unentschieden und sechs Niederlagen. Ein Glück, dass der Weltmeister wieder mitmischt. Christoph Kramer, mal Heißsporn, mal ruhender Pol.