1. Bundesligaspieltag gegen Dortmund Gladbach geht geschlossen unter
Favre ernüchtert, Eberl nimmt die jungen Innenverteidiger in Schutz.
Dortmund. Der Mönchengladbacher Trainer Lucien Favre galt zuletzt als jemand, der eigentlich auf jede taktische Herausforderung eine Antwort weiß. Doch nach seinem 149. Bundesligaspiel blieb dem 57-jährigen Schweizer nichts Anderes übrig als neidlos anerkennen, dass sein Team der Dortmunder Angriffsmaschinerie und dem Spielwitz des Ex-Meisters nichts entgegenzusetzen hatte. „Dortmund war klar besser, hatte ein beachtliches Niveau. Das Tempo war zu hoch für uns.“
Favres erstes Statement nach der 0:4-Schlappe drückte in aller Deutlichkeit aus, wie hoffnungslos unterlegen die Gladbacher den Spaßfußballern des BVB waren. „Sie sind wieder Bayern-Jäger und werden es wohl auch bleiben“, konstatierte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl kurz und lapidar.
Nur einmal in seiner Gladbacher Zeit ist Favre mit der Fohlen-Elf noch heftiger unter die Räder gekommen - auch in Dortmund: Vor knapp drei Jahren, Ende September 2012, prallten ebenfalls zwei Welten aufeinander. Es gab eine 0:5-Abfuhr, die mit einer kleinen Gladbacher Flaute in der Bundesliga einherging. Damals musste Favre nach dem Verlust der Schlüsselspieler Reus, Dante und Neustädter einen Neuaufbau betreiben. Jetzt gilt es, den Weggang der beiden Nationalspieler Kramer und Kruse zu kompensieren, was sich offenbar doch als schwieriges Unterfangen herausstellt. Zumal zum Bundesliga-Auftakt auch gestandene Profis wie Martin Stranzl und Alvaro Dominguez verletzungsbedingt fehlten und der erfahrene Roel Brouwers auf der Bank blieb.
Zu viel an Substanzverlust? Konnten sich vor Wochenfrist die Gladbacher beim Pokalsieg in St. Pauli am Ende noch locker im Hexenkessel am Millerntor durchsetzen, bekamen sie nun vor der überwältigenden Kulisse der schwarz-gelben Südtribüne die Grenzen aufgezeigt. Dass mit die Jüngsten im Team, die Innenverteidiger Andreas Christensen (19) oder Marvin Schulz (20), bei der schieren Übermacht des BVB Mühe hatten, kühlen Kopf zu bewahren, ist nur zu verständlich. Was Sportdirektor Eberl nachdrücklich unterstrich: „Den jungen Spielern einen Vorwurf zu machen, wäre töricht. Von den Arrivierten hätte mehr kommen müssen.“ Insbesondere Granit Xhaka und Lars Stindl wehrten sich zu selten, ihnen fehlten im zentralen Mittelfeld Einstellung und Mittel, um Dortmunder Spielfreude und Ballzauber einzudämmen.
„Wir hatten am Anfang ein, zwei gute Konter, aber danach ging nichts mehr. Zu viele Fehler, zu wenig Geduld. Die ganze Mannschaft hatte Probleme“, sagte Favre. Sie ging schließlich im Kollektiv unter. Favre: „Wir haben viel Arbeit vor uns, müssen aufpassen, dass es nicht gefährlich wird.“ Am kommenden Sonntag kommt es zum Duell der Verlierer gegen Mainz 05. Es ist dann das 150. Bundesligaspiel für Favre als Gladbach-Coach — vier Tage vor der Auslosung der Champions-League-Gruppen in Monaco (27. August). Doch reif für die Königsklasse scheint die Borussia noch nicht zu sein.