Gladbach kann wieder mit Herrmann planen - Ohne OP zurück

Mönchengladbach (dpa) - Die Entscheidung war riskant, aber sie hat sich gelohnt. Knapp fünf Monate nach dem erst spät diagnostizierten Kreuzbandriss steht Patrick Herrmann am Wochenende im Spiel beim FC Augsburg vor seinem Bundesliga-Comeback.

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Die Besonderheit: Der 24-Jährige hatte sich nach Rücksprache mit mehreren Medizinern gegen eine Operation des hinteren Kreuzbandes im linken Knie entschieden. Der Vorteil: Nach einer OP wäre die Pause um einige Monate länger ausgefallen. „Das waren schwierige Momente für mich. Es ging schließlich um meine Karriere“, sagte der Flügelflitzer.

In der vergangenen Woche ist er ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und wurde von Trainer André Schubert auch gleich ins Aufgebot für das Spiel gegen den 1. FC Köln am vergangenen Samstag berufen. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl“, befand Herrmann, der von den Fans mit Sprechchören empfangen wurde - Gänsehaut pur.

Die konservative Behandlung eines Kreuzbandrisses verlangt viel Disziplin vom Patienten. Nach einer Ruhestellung kann das Knie nach mehreren Wochen klinisch wieder stabil sein, dann beginnt die eigentliche Arbeit - die Reha mit gezieltem Muskelaufbau. „Ich habe extrem viel gemacht“, sagte Herrmann, der sichtbar bis zu zwei Kilogramm Muskelmasse aufgebaut hat.

Nachteile der konservativen Behandlung erwartet der Nationalspieler nicht. „Wenn ich nicht wüsste, dass mir links das hintere Kreuzband fehlt, würde ich behaupten: Es gibt gar keinen Unterschied. Ich werde mein Top-Niveau wieder erreichen.“

Schließlich hatte der gebürtige Saarländer bei der Entscheidung gegen eine OP auch eine mögliche EM-Teilnahme im Sommer im Hinterkopf. „Bei einer Operation wäre Frankreich futsch gewesen“, sagte er dem Fachmagazin „kicker“. Allerdings dürften die Chancen auf eine Teilnahme nach der langen Verletzungspause auch so eher gering sein.

Für Borussia ist Herrmanns Rückkehr hingegen ein Segen. Mit dem schnellen und torgefährlichen Stürmer, der mit elf Treffern in der vergangenen Bundesligasaison einen persönlichen Rekord aufgestellt hat, ist das Team von Schubert in der Offensive noch flexibler.

Herrmann ist somit der erste Gladbacher Langzeitverletzte, der zurückkommt. Der in dieser Saison von einem unglaublichen Verletzungspech verfolgte Club wird auf Spieler wie Tony Jantschke und Nico Schulz (beide Kreuzbandriss) bis Ende der Spielzeit verzichten müssen. Auch Alvaro Dominguez ist nach seiner Rückenoperation frühestens in der Endphase der Saison einsetzbar.

Möglicherweise kehrt auch André Hahn nach seiner schweren Knie- und Schienbein-Verletzung im nächsten Monat ins Mannschaftstraining zurück. Für Herrmann gilt es jetzt auch Anschluss unter Wettkampfbedingungen zu finden. „Der nächste Schritt wird sein, ein paar Minuten zu spielen“, meinte der Angreifer. Vielleicht schon am Sonntag in Augsburg.