Borussia Mönchengladbach Gladbach: Schweres Erbe für Drmic und Stindl
Rottach-Egern (dpa) - Dass Max Kruse und Christoph Kramer nicht eins zu eins zu ersetzen sind, wurde den Gladbach-Anhängern am Tegernsee besonders deutlich vorgeführt.
Hunderte Fans waren den Borussen ins Trainingscamp nach Rottach-Egern hinterhergereist und bekamen bei im Schnitt zwei Übungseinheiten täglich einen Eindruck davon, was im Spiel des Champions-League-Teilnehmers künftig fehlt. Ohne Kramers enorme Laufstärke und Kruses Knipserqualitäten drohen die Rheinländer auch einen Teil ihrer Klasse zu verlieren, die sie in den vergangenen Jahren bis in die Spitze der Fußball-Bundesliga katapultiert hat.
„Max und Chris waren die eine Form des Fußballs, jetzt haben wir eine neue Mischung im Kader, wo wir auch das Spiel ein bisschen werden verändern müssen“, bekannte auch Sportdirektor Max Eberl in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Mit kurzer Hose und T-Shirt verfolgte der 41-Jährige am Tegernsee bis zur Abreise am Montag minutiös das Training - mit besonderem Blick für ein Duo: Josip Drmic (22), dem neuen Stürmer aus Leverkusen, der Kruse ersetzen soll, und Lars Stindl (26), dem neuen defensiven Mittelfeldmann aus Hannover, der Kramer im besten Fall vergessen machen möchte.
Die Aufgabe ist gewaltig groß - gerade jetzt, da die Gladbacher nach einer überragenden Vorsaison zum ersten Mal überhaupt in der Champions League starten dürfen. Mit dem bis dato von Bayer Leverkusen ausgeliehenen Kramer und dem Neu-Wolfsburger Kruse sind keine Durchschnittprofis gegangen, sondern zwei Leistungsträger, obendrein zwei deutsche Nationalspieler. Der Umbruch im Kleinen sorgt auch dafür, dass die Saisonvorbereitung nochmals an Bedeutung gewinnt. „Wichtig ist, dass sich die neuen Spieler an die Abläufe und das Spielsystem gewöhnen“, kommentierte Eberl.
Bis zum Bundesligastart bei Borussia Dortmund in gut vier Wochen müssten „Grundlagen für unsere Art und Weise des Fußballspielens“ geschaffen werden. Viele einstudierte Spielabläufe sind mit den Abschieden von Kramer und Kruse nichtig geworden, das meiste muss neu erarbeitet werden. „Josip und Lars sind andere Spieler mit eigener Mentalität, eigenem Charakter und eigenem Spielstil. Aber wir sind überzeugt, dass deren Spielstil uns weiterbringt“, urteilte Eberl.
Die meiste Arbeit kommt in diesen Tagen also auf Lucien Favre und sein Trainerteam zu. Die Coaches müssen neue Strategien entwickeln, wie die Borussia auch ohne Kramer und Kruse in der Bundesliga wieder weit oben mitmischen und in der Königsklasse einen guten Einstand geben kann. „Die Neuen brauchen Zeit, sich an unseren Stil zu adaptieren. Sie müssen sich an die Laufwege und die Bewegungen gewöhnen“, sagte der vielumworbene Schweizer Coach, an dem auch schon der FC Bayern sein mittelfristiges Interesse bekundet haben soll.
Bei Landsmann Drmic leistet Favre aber zurzeit erst mal Aufbauarbeit. Der einstige Nürnberger Torjäger braucht nach einem Jahr in Leverkusen, das er vorwiegend auf der Ersatzbank verbracht hat, neues Selbstvertrauen. In den Testspielen gegen Stade Rennes (2:2) und Standard Lüttich (2:1) gelangen ihm die ersten zwei Tore für Gladbach. „Er hat probiert, mit der Mannschaft zu spielen. Aber es wird seine Zeit dauern, bis er das beherrscht“, prophezeite Favre.
Der 22 Jahre alte Profi selbst gab sich wenig zurückhaltend. „Wenn ich regelmäßig spiele, hoffe ich schon, dass ich über zehn Tore schieße“, mutmaßte Drmic mit Blick auf die neue Bundesligasaison. Eberl zeigte sich sicher, dass Drmic in Gladbach durchstarten wird - nicht zuletzt dank Favre. „Wir haben den perfekten Trainer, um ihm wieder auf die Sprünge zu helfen“, bekannte der Sportchef.