Borussia M’Gladbach Timo Werner überfordert Gladbach
Leipzig · Wieder kassiert das Team von Dieter Hecking ein frühes Gegentor. Gegen starke Leipziger mit dem doppelt erfolgreichen Nationalstürmer verliert Borussia verdient.
Auch die Knochenmühle der englischen Wochen scheint nahezu spurlos an RB Leipzig vorbeizugehen. Das Team von Ralf Rangnick war gestern in der ausverkauften Arena im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach die dominierende Mannschaft. Drei Tage nach der Niederlage in der Europa-League in Salzburg wirkte RB alles andere als müde oder angeschlagen und setzte sich am Ende eines guten Bundesligaspiels souverän mit 2:0 (2:0) durch.
Dem überragenden Mann auf dem Platz war es vorbehalten, die Partie quasi im Alleingang zu entscheiden. Timo Werner traf nach einem Blitzstart (3.) und in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.) eiskalt. „Das war ein Timo Werner, wie ich ihn mir wünsche“, konstatierte Rangnick, dessen Team in der Liga weiter auf dem Vormarsch ist.
Hecking: „Wir hatten unseren Anteil an einem guten Spiel“
Zu den Jägern des BVB aus Dortmund gehört trotz der dritten Saison-Niederlage natürlich auch weiter die Fohlen-Elf. „Wir müssen die Niederlage akzeptieren“, resümierte Trainer Dieter Hecking. „Ich finde aber, dass wir insgesamt auch unseren Anteil an einem guten Spiel hatten. Jetzt schütteln wir uns, analysieren die Partie, und dann geht es am Sonntag gegen Stuttgart weiter.“
Während in der Leipziger City der Hüttenzauber begann und der Weihnachtsmarkt Tausende Besucher in ihren Bann zog, sprühte das Fußball-Unternehmen RB ein paar Kilometer weiter nord-westlich am ersten Advent ein wahres Feuerwerk auf dem Rasen ab. Die Leipziger brillierten mit Tempo und Spielfreude, agierten clever und ideenreich und konnten sich vor heimischem Publikum obendrein zum wiederholten Mal auf ihren ungarischen Torhüter Peter Gulacsi verlassen, der in der heimischen Arena seinen Kasten nunmehr seit 475 Liga-Minuten sauber hält.
Bereits zum dritten Mal in dieser Saison musste dagegen die Elf von Dieter Hecking einem schnellen Rückstand hinterherhecheln. In Freiburg ging es schief, gegen Hannover kam sie danach erst richtig auf Touren und gewann. Gestern wiederum kamen die gegenüber Leipzig ausgeruhten Gladbacher für einen Sieg nie in Frage. So waren sie in der Anfangsphase noch nicht richtig bei der Sache, als Nationalspieler Timo Werner fast ohne Gegenwehr durch die Abwehrkette der Gäste dribbeln konnte und nach einem Doppelpass mit Sabitzer cool abschloss. Weder Zakaria noch Neuhaus vermochten den Nationalspieler entscheidend zu stören.
Gladbachs Anhänger protestieren mit Trillerpfeifen
Während der frühe Treffer ganz nach dem Geschmack der Leipzig-Fans war, versagten schräg gegenüber die Gladbacher Anhänger ihrer Mannschaft bis zur Pause vollends die Unterstützung, fielen stattdessen nur durch ihre auf die Nerven gehenden Trillerpfeifen auf. Damit protestierten sie erneut gegen die unsäglichen Montagsspiele, die ab der Spielzeit 2021/2022 wieder abgeschafft werden.
Die Gladbacher fanden gegen die dynamischen Gastgeber vor der Pause nur gelegentlich ein probates Mittel. Für Gefahr sorgt lediglich Kapitän Lars Stindl, scheiterte aber zweimal an Torwart Peter Gulacsi. Mehr ließ das Team von Ralf Rangnick zunächst nicht zu. Und die Gäste liefen bei eigenen Offensivbemühungen immer wieder Gefahr, in einen Konter zu geraten. Darauf wartete speziell der rasante Timo Werner, der es aber nicht beim Toreschießen beließ. Trainer Rangnick: „Er hat auch gegen den Ball hervorragend gearbeitet.“
Der Nationalstürmer erhöhte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sogar noch auf 2:0. Erneut ließen die Gladbacher dem 24-Jährigen zu viel Spielraum, wenngleich der wahre Auslöser ein fehlerhaftes Abspiel von Michael Lang in der Leipziger Hälfte vorausging. Worüber sich Gladbachs Trainer Dieter Hecking in der Pressekonferenz mächtig ärgerte: „Das durfte einfach nicht passieren. Dadurch haben wir uns fast aller Chancen beraubt.“
Jantschke: „Das 2:0 war wie ein Nadelstich“
VfL-Torwart Yann Sommer verhinderte in der RB-Arena Schlimmeres: Er rettete mehrfach in höchster Not. Auch Tony Jantschke, der wie kein Zweiter den Typ des verbissenen Zweikämpfers verkörpert, gab alles, um Nationalspieler Matthias Ginter (Augenhöhlen- und Kiefernbruch) würdig zu vertreten. Doch auch das Gladbach-Urgestein (seit 2006 im Verein) hatte es enorm schwer gegen die ungeheure Wucht der Sachsen. „Es war schwierig gegen Leipzig“, sagte der 28-Jährige nach seinem 202. Ligaspiel für die Fohlen Elf. „Wir haben einfach nicht die Lösungen gefunden, und das 2:0 kurz vor dem Pausenpfiff war wie ein Nadelstich.“
Das Offensiv-Spiel der Leipziger ebbte auch nach der Pause nicht wirklich ab. Erst nach gut einer Stunde änderte sich das Bild ein wenig. Inzwischen feuerten die Gladbach-Fans ihre Mannschaft auch wieder an. Doch so richtig auf Touren kam der Tabellenzweite auch nach der Hereinnahme von Raffael und Traore nicht mehr. Es war diesmal nicht der Tag der Fohlen-Elf, bei der die Mittelfeldachse mit Tobias Strobl, Denis Zakaria und Florian Neuhaus klar im Schatten der RB-Schaltzentrale um Demme, Kampl und Sabitzer stand. Auch Top-Stürmer Alassane Plea kam kaum zu Chancen und blieb nach seinem Gala-Auftritt in Bremen nun zum zweiten Mal in Folge ohne Tor. Aber am Sonntag kommt Stuttgart an den Niederrhein, dann wird es vielleicht wieder ein Tag, der wie gemacht ist für die Borussen, die bisher alle Heimspiele in dieser Saison gewonnen haben.