Borussia M.-Gladbach Warum Gladbachs Höhenflug nicht nur positiv ist

Bei Gladbach läuft es derzeit rund. Die Fohlen stehen zur Zeit hinter Dortmund auf Platz zwei der Bundesliga-Tabelle. Trainer Dieter Hecking hat den Vertrag verlängert. Doch Sportmanager Max Eberl hat nicht nur Grund zur Freude, sondern macht sich um einen Spieler Sorgen.

Gladbachs Trainer Dieter Hecking.

Foto: dpa/Marius Becker

Ein kurzer Pass aus dem Fußgelenk, schon landete der von Nico Elvedi gespielte Ball bei Thorgan Hazard und der schob ihn locker ins linke untere Eck. Eine Szene, wie sie jedem Fan von Borussia Mönchengladbach gefällt. Die hier aber hatte einen kleinen Schönheitsfehler, sie trug sich im Länderspiel zwischen der Schweiz und Belgien zu. Elvedis Fehlpass führte zum 0:1, später traf der Verteidiger und die Eidgenossen erreichten durch ein 5:2 das Final-Turnier der Nations-League.

Am Mittwoch trafen alle Spieler wieder gesund von ihren diversen Nationalmannschaften im Borussia-Park ein und nahmen die Vorbereitung zum Heimspiel gegen Hannover 96 (Sonntag, Anstoß 18 Uhr) auf. Mit einem Sieg soll nicht nur der zweite Platz in der Tabelle verteidigt, sondern auch die Heimstärke untermauert werden. Alle bisher fünf Spiele wurden gewonnen, saisonübergreifend sind es sogar acht. Umso ärgerlicher, dass das 0:5 gegen Leverkusen die Pokal-Träume platzen ließ.

Dieser schwarze Mittwoch im Oktober hat bei der Vereinsführung die Meinung über den Trainer jedoch nicht geändert. Nach einer ziemlich missratenen Rückrunde konnte Dieter Hecking die "Fohlen" wieder auf Trab bringen und ist dafür am Freitag vorweihnachtlich beschert worden. Gladbach verlängerte den am Saison-Ende auslaufenden Vertrag mit dem 54-Jährigen sowie seinen Assistenten Dirk Bremser und Frank Geideck um ein Jahr bis zum 30. Juni 2020. "Die aktuelle sportliche Entwicklung ist sehr positiv und sie ist ganz eng mit Dieter Hecking verbunden", sagte Manager Max Eberl.

Hecking hat seiner Mannschaft eine neue Spiel-Philosophie verordnet

Hecking hatte die vergangene Saison sehr genau analysiert und war zu dem Schluss gekommen, dass sich das abwartende Ballbesitzspiel zu zögerlich und zu ideenlos gestaltete. Er änderte sein System von 4-2-3-1 auf 4-3-3. Seitdem wird mehr vertikal als horizontal agiert. Jeder Spieler ist in Bewegung, so kann die Mannschaft den Gegner schon weiter vorne angreifen und in Folge dessen schneller in die Offensive umschalten.

Das Ergebnis ist nicht nur Platz zwei in der Tabelle, mit 26 Treffern stellt die "Fohlenelf" derzeit nach Borussia Dortmund auch den zweitbesten Angriff der Liga. Im Schnitt jubelt Heckings Team 2,4mal pro Spiel, zu Hause ist es gar 2,8mal der Fall. Im für

23 Millionen Euro von OGC Nizza geholten Alassane Pléa (acht Tore) besitzt Gladbach aktuell den zweitbesten Torjäger der Bundesliga, zudem gab der Franzose die zweitmeisten Schüsse aller Spieler ab. Auch Hazard hat schon sieben Tore erzielt.

Doch so schön diese Zahlen sind, sie treiben Manager Max Eberl gerade in Bezug auf Thorgan Hazard auch Sorgenfalten auf die Stirn. Der Vertrag des Belgiers läuft 2020 aus und die Interessenten stehen jetzt schon Schlange. "Thorgan ist seit 2014 bei uns und hat immer einen Schritt nach vorn gemacht", sagte Eberl gegenüber dem "kicker" und fügte auf diese Saison bezogen hinzu: "Sein Gefühl, wann er sich wo aufzuhalten hat, ist viel ausgeprägter geworden - dazu verteidigt er stets engagiert und ist in seinen Abschlüssen klarer geworden."

Auch Dortmund müsste für Hazard mehr als 30 Millionen Euro zahlen

Ob Hazard nach den Gesprächen im Frühjahr auch einen Abschluss mit Eberl klar macht, ist offen. Clubs aus England haben ein Auge auf den 25-Jährigen geworfen. Das Interesse von Atletico Madrid, des FC Valencia sowie der AS Rom ist verbrieft und jetzt will auch noch Borussia Dortmund seinen Hut in den Ring werfen. Trainer Lucien Favre - der Hazard einst nach Gladbach geholt hatte - sucht einen Nachfolger für Christian Pulisic, der den BVB im Sommer verlassen wird.

"Thorgan kennt unser großes Interesse, den Vertrag mit ihm verlängern zu wollen. Gleichzeitig möchte er natürlich wissen, wohin sich die Borussia entwickelt. Das akzeptieren wir", erklärte Eberl. Der 45-Jährige kann einen Verbleib des Belgiers nicht garantieren, vielmehr muss er seinen Abgang schon im nächsten Sommer ins Kalkül ziehen. Dann nämlich wird eine Ablösesumme fällig und die dürfte jenseits von 30 Millionen Euro liegen. Befindet sich Gladbach im Frühjahr allerdings immer noch auf Kurs Champions-League, steigen Eberls Aktien. Gegen Hannover kann Hazard dafür selber einen weiteren Teil beisteuern. Diesmal auch wieder auf einen normalen Pass von Nico Elvedi.