Gladbach vor Gipfeltreffen - Favre: Keine Angst haben

Mönchengladbach (dpa) - Die ganze Liga drückt Borussia Mönchengladbach im Gipfeltreffen die Daumen, doch der Respekt vor den „Über-Bayern“ ist riesengroß. „Nur weil wir Zweiter sind, sind wir noch längst kein Bayern-Jäger.

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Die haben die beste Mannschaft der Welt“, sagte Borussen-Profi Patrick Herrmann vor dem Top-Duell gegen den FC Bayern am Sonntag.

Dennoch glauben die Gladbacher nach ihrem 5:0-Erfolg in der Europa League gegen Apollon Limassol an ihre Chance im 100. Pflichtspiel gegen den alten Rivalen. „Das ist ein Highlight und wir wollen versuchen, die drei Punkte zu holen“, sagte Doppel-Torschütze Ibrahima Traore.

Trainer Lucien Favre hat nur eine ganz kurzfristige Vorbereitung für die Partie, weiß aber, wie man den Bayern begegnen muss. „Es gibt mehrere Möglichkeiten gegen Bayern zu spielen. Man muss gegen sie top verteidigen. Bei kleinen Fehlern kann es sehr gefährlich werden“, sagte der Coach, der alle Spieler zur Verfügung hat. „Wir müssen keine Angst haben. Wir bereiten die Spiele vor, um zu gewinnen“, sagte der Coach. Sportdirektor Max Eberl setzt auch auf die Hilfe von den Rängen. „Die Zuschauer werden uns gnadenlos unterstützen.“

Nach der 7:1-Gala beim AS Rom und seit Wochen glänzenden Leistungen ist der mit vier Punkten Vorsprung ausgestattete Tabellenführer allerdings an einem spannenden Meisterschaftsrennen nicht interessiert. „Wir wollen unseren Vorsprung ausbauen. Ich denke schon, dass es ein richtungsweisendes Spiel für die nächsten Wochen und den Verlauf der Liga ist“, sagte Bayerns Nationalspieler Thomas Müller.

Trainer Pep Guardiola weiß aber, dass die Gladbacher Probleme bereiten können und lobte den Gegner am Freitag in höchsten Tönen: „Mönchengladbach ist eine Top-Mannschaft, eine Champions-League-Mannschaft“, befand der Bayern-Coach, der von einer eventuellen Vorentscheidung im Titelkampf nichts wissen will. „Es ist komisch, wir sprechen über die Meisterschaft im Oktober“, sagte Guardiola. Dies sei respektlos gegenüber den anderen Mannschaften.

Mario Götze wünscht sich am liebsten eine Fortsetzung des Auftritts in Rom. „Ich hoffe, dass es ähnlich ausfällt“, kündigte er via „Bild“ an. Dass die Bayern zuletzt zu großer Form aufliefen und in der Liga lediglich beim Hamburger SV (0:0) und dem FC Schalke (1:1) Punkte ließen, ist den Gladbachern natürlich nicht entgangen.

„Da kann einem Angst und Bange werden“, meinte Christoph Kramer nach dem Champions-League-Auftritt der Münchner am Dienstag. „Und dann haben sie sich auch noch den Segen vom Papst geholt“, meinte Abwehrchef Martin Stranzl. Das verdirbt den Verfolgern vom Niederrhein aber nicht die Vorfreude auf den seit Wochen ausverkauften Schlager im Borussia-Park. „Das ist wie gemalt für die Öffentlichkeit. Aber wir werden nicht den Schwanz einziehen und mit aller Macht versuchen, ein großes Spiel zu liefern“, sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Dabei setzen die seit 14 Pflichtspielen unbesiegten Gladbacher auf die Kreativität ihres Trainers. „Er findet immer eine Lösung“, sagte Kramer, der gegen Limassol ebenso geschont wurde wie Alvaro Dominguez und André Hahn. Auch Raffael und Max Kruse kamen jeweils nur 45 Minuten zum Einsatz. Dennoch reichte es am Ende durch die Treffer von Traore (11./67.), Branimir Hrgota (56.), Patrick Herrmann (83.) und einem Eigentor in der Nachspielzeit zu einem ungefährdeten Sieg für die Gastgeber, die damit einen großen Schritt Richtung nächste Runde gemacht haben.

Chancenlos sehen sich die Gladbacher nicht, auch wenn man die Bayern in einer anderen Liga glaubt. „Wir werden versuchen, sie zu ärgern und so lange wie möglich zu beschäftigen. In 90 Minuten ist immer alles möglich“, sagte Torjäger Kruse, der die Bezeichnung „Bayern-Jäger“ für vermessen hält. Auch Franz Beckenbauer, der die kluge Transferpolitik von Favre und Eberl lobt, glaubt nicht daran, dass sich die beiden Clubs wie in den 70er Jahren auf Augenhöhe bewegen und die Konkurrenz beherrschen. „So wie früher, als Bayern und Gladbach über neun Jahre die Meisterschaft unter sich ausmachten, wird es wohl nicht mehr werden“, sagte Beckenbauer der „Bild“.