Gladbachs Absturz ins Mittelmaß
Gladbach verliert gegen Augsburg mit 1:2 und ist seit neun Spielen sieglos.
Mönchengladbach. Bedrückter hätte die Stimme von Tony Jantschke kaum klingen können.
Der Fußball-Profi von Borussia Mönchengladbach rang unmittelbar nach der peinlichen 1:2-Pleite gegen den FC Augsburg mit den Worten, seine Analyse des Geschehens sendete er im nahezu im Flüster-Modus Richtung Medienvertreter.
„Das ist alles schwer zu erklären“, sagte der 23-Jährige. „Ich bin ein wenig sprachlos. Wir hatten zunächst Chancen ohne Ende, um früh für eine Entscheidung zu sorgen. Die nutzen wir mal wieder nicht. Dann machen wir den Gegner stark und kommen in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr ins Spiel.“
Was die Gäste aus Bayern auch zu nutzen wussten und nach einem frühen 0:1-Rückstand mit toller Moral in einen durchaus verdienten 2:1-Erfolg ummünzten. Für die Fohlen bedeutete dies in der Bundesliga das nunmehr neunte Sieglos-Spiel in Folge. Dazu der jähe Absturz aus den Europapokalrängen. Aus einem sensationellen Hinrunden-Platz drei ist binnen weniger Wochen tristes Mittelmaß geworden.
Der Traum von der Königsklasse samt einer garantierten 20-Millionen-Euro-Gage darf bereits als für beerdigt erklärt werden. Der Weg in die finanziell eher unattraktive Europa League könnte nach dem kommenden Spieltag und dem Borussen-Duell in Dortmund ebenfalls schon einer Mission Impossible gleichen.
Zu viel der Rückschläge für zahlreiche Fan-Seelen, welche die Raute im Herzen tragen. Sie ließen nach dem Augsburg-Duell im Borussia-Park ihrem Frust und Zorn freien Lauf. Solch böse Pfiffe und teilweise schon höhnischen Applaus gegen die eigene Mannschaft hat es in Gladbach seit Jahren nicht mehr gegeben.
Die Fohlen haben in der Hinrunde Begehrlichkeiten geweckt, die sie nun ungewollt, aber dennoch nachhaltig, nicht mehr befriedigen können. Die Volksseele am Niederrhein kocht. Ironisch gemeinte Bemerkungen wie „wir sind immer noch einstellig und somit im Soll“ gehörten auf der Tribüne noch zu den Unmuts-Äußerungen der harmlosen Art.
„Ist doch klar, dass eine gewisse Anzahl der Fans unzufrieden ist“, so Jantschke, „das sind wir ja auch.“ Er selbst hatte diesmal auf der Doppel-Sechs neben Havard Nordtveit statt in der Abwehr-Zentrale gespielt. Überzeugen konnte Jantschke, wie so ziemlich jeder seiner Kollegen, nicht.
„Das ist bei uns im Moment eine Kopfsache“, so Jantschke. Borussia sei mit dieser Negativ-Serie in einer sehr „schwierigen Phase“. Und müsse, sagte Kapitän Filip Daems auf Nachfrage, aufpassen, dass es nicht „noch weiter nach unten“ gehe.
Turbulente Tage könnten den Borussen drohen, wenn nicht bald der Weg zurück in die Erfolgsspur entdeckt wird. Trainer Lucien Favre ist bemüht, Optimismus zu verbreiten. „Das ist nicht die erste Krise, die ich als Trainer erlebe. Wir müssen jetzt alle Dreck fressen und Vollgas geben.“