Borussia Mönchengladbach Gladbachs Nullnummer gegen den HSV in der Analyse
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach ist am 7. Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht über ein torloses Remis gegen den weiter sieglosen Hamburger SV hinausgekommen. Die Gladbacher verpassen es dadurch, ihre zuvor tadellose Heimbilanz von saisonübergreifend zehn Liga-Heimsiegen in Folge auszubauen.
Die Elf von Trainer André Schubert lässt gegen einen harmlosen HSV nicht nur zwei Strafstöße zur möglichen Entscheidung ungenutzt. Sie vergibt auch, trotz 75-minütiger Überzahl samt Nachspielzeit, weitere Großchancen. Sehr zum Ärger von Sportdirektor Max Eberl (43). „Wir haben zwei Punkte liegen lassen.“ Zeit zum Verarbeiten dieses Erlebnisses bleibt den Gladbachern kaum. Bereits am Mittwoch hat die Fohlen-Elf die nächste Herausforderung vor der Brust. In der Champions League geht es zu Celtic Glasgow. Wenn die Fohlen im Rennen um Platz drei der Gruppe C samt Überwintern im Europapokal eine Chance haben wollen, heißt es in Glasgow: Verloren verboten!
Der Moment des Spiels:
Der ereignet sich vor dem Anpfiff. Weil Ex-Fohlen-Legende Ulrik le Fevre (70) im Interview mit Stadionsprecher Torsten Knippertz noch einmal berichtet, welch‘ glorreiche Erfolge er in den 1970er-Jahren im Borussen-Trikot hat feiern dürfen. Nämlich Meisterschaften und berauschende, da siegreiche, Europapokal-Abende. Davon ist Gladbach aktuell allerdings ein gutes Stück entfernt.
Der Spieler des Spiels:
Dieser Titel geht aus Gladbacher Sicht an den 20 Jahre alten Verteidiger Nico Elvedi. Der bekommt ein Sonderlob von Trainer André Schubert: „Er hat ein überragendes Spiel abgeliefert.“ Fakt ist: Elvedi, der Schweizer Nationalspieler, entwickelt sich als Verteidiger weiter zu einem Leistungsträger im Fohlen-Dress.
Der Aufreger des Spiels:
Davon gibt es gleich mehrere. Konzentrieren wir uns auf die Wichtigsten: So in der 25. Spielminute, als Hamburgs Cleber Borussias Stindl auf dem Weg zur möglichen Führung foult. Schiedsrichter Wolfgang Stark entscheidet auf Strafstoß für Borussia samt Roter Karte wegen Notbremse für Cleber. Die TV-Bilder zeigen: Korrekte Entscheidung. Strittiger die Szene in der 59. Minute, als Hamburgs Costa den zuvor eingewechselten Traoré foult. Erneut entscheidet Stark auf Elfer. Kann man geben — muss man aber nicht. Jedoch auch den Strafstoß können die Fohlen nicht nutzen, um in die Erfolgsspur zu kommen.
Chronik des Spiels:
Beide Teams liefern zunächst ganz wenig ab. Der HSV spielt mega-harmlos auf. Gladbach ist überlegen, hat über 70 Prozent Ballbesitz. Aber kann diese Schein-Dominanz offensiv nicht in Durchschlagskraft ummünzen. Bis die Hamburger Mitte der ersten Halbzeit den Ball herschenken (Holtby), Dahoud per Steilpass Stindl auf die Reise schickt, der allerdings von Cleber ungeschickt fefoult wird.
Folge: Strafstoß und Rote Karte für Cleber. Die Chance für Borussia, früh die Weichen auf den elften Heim-Triumph in Folge zu stellen. Doch Hahn scheitert mit seinem Schuss an HSV-Schlussmann Adler. Im Anschluss Langeweile pur, bei den Fohlen läuft nichts zusammen. Erstmals gibt es sogar Pfiffe von den Fans. Aufregung dann kurz vor der Pause. Hahn und Adler rasseln zusammen, Borussias Angreifer muss blutend behandelt werden. Wird in der Halbzeit mit drei Stichen an der Oberlippe genäht. Nach der Pause ist deutlich mehr Pfeffer in diesem Duell, da Borussia mehr Betrieb gegen zehn zumindest wacker kämpfende Hamburger macht. Der eingewechselte Traoré legt auf Stindl ab.
Doch der beste Hamburger, Adler, ist wach und apriert. Dann foult Costas Traoré. Wieder Elfer Borussia. Aber Kapitän Stindl schieß den Ball an die Querlatte. Kurz darauf ein Drehschuss von Borussias Johnson. Adler pariert erneut stark. Dann die 90. Spielminute: Wendt zieht ab, der Ball klatscht jedoch nur an den Pfosten. Nachschuss des freien Stindl — vorbei. Eine Minute später: Stindl zieht ab - wieder Adler. Es läuft schließlich die fünfte Minute der Nachspielt. Borussias Elvedi steht völlig frei, schießt jedoch vorbei. Aus. Borussia verschenkt den Heim-Triumph und hechelt der Spitzengruppe erst einmal hinterher. Der HSV hingegen jubelt über einen Auswärtspunkt.
Stimmen zum Spiel
André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir haben das Spiel von Anfang an bestimmt, haben klar dominiert und versucht, Lücken zu finden. Aber es war nicht leicht, da der HSV relativ tief stand und versucht hat, über Konter zu kommen. Ich kann meinem Kollegen nicht zustimmen, dass das Unentschieden verdient gewesen ist. Zwei verschossene Elfmeter ist kurios. Torchancen waren da, wir haben sie leider nicht nutzen können. Darüber ärgern wir uns natürlich. Wir werden uns aber schnell sammeln und uns auf das nächste Spiel vorbereiten.“
Markus Gisdol (Trainer Hamburger SV): „Trotz des Ergebnisses war in diesem Spiel unheimlich viel drin. Es war ein sehr interessantes Spiel. Es war schwer für uns — vor allem nach der Roten Karte. Gladbach ist extrem spielstark, zu Hause eine unglaubliche Macht. Das war uns vor dem Spiel bewusst. Es ist uns aber gut gelungen, das Zentrum zu schließen und Vertikalpässe vor unserer Abwehr zu unterbinden. Aus dem Spiel heraus war Gladbach sehr dominant, ist aber nicht zu einer Vielzahl von Torchancen gekommen. Für uns war es wichtig, dass wir taktisch diszipliniert gespielt, unser Spiel 90 Minuten durchgezogen haben. Insofern ist der Punkt nicht unverdient. Wir haben ihn uns hart erkämpft.“