Heynckes, Bonhof und der 15 Kilogramm schwere Uefa-Pokal
Mönchengladbach. Aufgrund seiner großen nationalen Erfolge und internationalen Titelgewinne in den „Siebzigern“ wird Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert — ein Verein zwischen Tradition und Gegenwart.
„Wir sind stolz darauf“, sagt Präsident Rolf Königs, „und verstehen dies als eine große Verpflichtung. Alle im Klub arbeiten daran, dass dieser Mythos nicht verwelkt.“
Zur Einstimmung der neuen Europa-League-Saison verschmolzen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Mönchengladbach wieder einmal für kurze Zeit Historie und Neuzeit. In Erinnerung an den ersten Uefa-Cup-Sieg der Gladbacher vor knapp 40 Jahren gegen Twente Enschede, kehrte die Originaltrophäe der Uefa für ein paar Stunden nach Mönchengladbach zurück. Nach dem Auftaktspiel der niederrheinischen Borussia gegen den spanischen Klub FC Villarreal (Donnerstag, 19 Uhr, Borussia-Park) geht der Pokal wieder zurück zum Titelträger 2014, dem FC Sevilla.
Richtig zur Geltung kam das rund 15 Kilo schwere Stück aus Massivsilber am Dienstag aber erst, als die beiden früheren Borussen-Stars Jupp Heynckes und Rainer Bonhof ihre Plätze auf der Bühne einnahmen und den 5:1-Triumph bei Twente Enschede vom 21. Mai 1975 noch einmal in Erinnerung zurückriefen.
„Für mich war der Gewinn des Uefa-Pokals und der deutschen Meisterschaft damals die Krönung einer außergewöhnlichen Saison“, erzählt Heynckes, „zumal ich ja auch noch die Torjägerkanone in der Bundesliga holte.“ Dass nach dem Superjahr 1975 Trainer-Ikone Hennes Weisweiler Gladbach Richtung Barcelona verließ, empfanden sowohl Heynckes als auch Rainer Bonhof als herben Verlust.
„Das war schon bitter“, sagt Bonhof, „er war ein väterlicher Freund.“ Heynckes ergänzte: „Es waren meine schönsten Fußballjahre, „weil er nicht nur Disziplin, sondern auch Spaß und Leidenschaft vermittelte.“
Dass auch die Gladbacher Borussia dieser Tage zu ansehnlichem Fußball fähig ist und Begeisterung entfachen kann, hat sie am vergangenen Spieltag beim 4:1-Erfolg gegen den FC Schalke 04 bewiesen. „Ich glaube, da entwickelt sich etwas“, mutmaßt Heynckes, Welttrainer des vergangenen Jahres und Triple-Gewinn mit dem FC Bayern München: „Der Verein hat Geduld bewiesen, die richtigen Entscheidungen getroffen und in Lucien Favre einen Trainer geholt, der sein Metier beherrscht. Er arbeitet sehr akribisch. Auch die neuen Spieler funktionieren. Warum soll es die Borussia in ein paar Jahren nicht in die Champions-League schaffen?“
Doch erst einmal gilt es, sich den kommenden Aufgaben zu widmen. „Villarreal ist ein ernstzunehmender Gegner“, sagt Spanien-Kenner Heynckes, „die Mannschaft spielt mit viel Fantasie Fußball.“ Für Borussia Mönchengladbach ist es das 138. Spiel auf internationaler Bühne seit 1960. In drei Wettbewerben gab es 81 Siege und 29 Unentschieden. Nach dem Uefa-Cup-Sieg 1975 wiederholte Borussia Mönchengladbach vier Jahre später das Kunststück. Doch inzwischen sind 35 lange Jahre ins Land gezogen und der Traum der Fans von einen erneuten Titelgewinn ist groß. Gladbach-Präsident Königs: „Ich kann die Sehnsucht unserer Anhänger verstehen.“