Interview mit Marco Reus: „Wir müssen kreativer sein“
Marco Reus warnt nach dem 0:0 in Wolfsburg davor, dass sich die Gegner künftig besser auf die Borussia einstellen.
Wolfsburg/Mönchengladbach. In diesem Jahr in der Liga noch ungeschlagen, sieben Punkte aus drei Spielen auf dem Konto, zudem weiter auf Champions-League-Kurs. Entsprechend gut gelaunt präsentierten sich die Gladbacher Fußball-Profis am Tag nach dem 0:0-Remis in Wolfsburg beim Auslaufen im Borussia-Park.
Auch Offensiv-Ass Marco Reus lächelte, wirkte ganz entspannt, scherzte mit den Kollegen. Seinen Blackout in der Autostadt, als er völlig freistehend aus kurzer Distanz meterweit neben das „Wölfe“-Tor geschossen hatte, hat der 22-Jährige längst abgehakt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung verrät.
Wie war die Nacht nach dem Spiel. Haben Sie wegen der vergebenen Chance überhaupt schlafen können?
Marco Reus: Ich hab die falsche Entscheidung getroffen. Das Leben geht weiter.
Was ist denn da genau passiert?
Reus: Ich glaube, da war noch ein bisschen Eis auf dem Ball. Nein, ernsthaft. Ich habe nicht richtig getroffen, wollte den Ball mit dem Außenrist ins lange Eck schieben. Ich hatte nur diese eine Sache im Kopf. Wenn ich es ganz einfach mache, spiele ich den Mike Hanke an — und das Ding ist gegessen.
Bekommt nun am Mittwoch Hertha BSC im Pokal Ihre Wut zu spüren?
Reus: Ich habe keine Wut im Bauch. Natürlich bin ich sauer, dass ich die Chance nicht reingemacht habe. In der Situation habe ich falsch gehandelt — abgehakt.
Ist die klirrende Kälte für Sie ein Problem gewesen?
Reus: Wenn Du auf den Platz zum Aufwärmen gehst, ist es schon erst einmal kalt. Wenn Du dann aber warm und auf das Spiel fokussiert bist, ist das kein Problem mehr.
Sind Sie mit dem Punkt in Wolfsburg zufrieden?
Reus: Wir haben nun sieben Punkte aus drei Spielen geholt — wer hätte das vorher gedacht. Wir wissen, dass wir besser spielen können. Es sah so aus, als hätte Wolfsburg unser Spiel kopiert. Das wird nun öfters auf uns zukommen, dass sich die Gegner besser auf uns einstellen. Da müssen wir kreativer sein.
Vergangene Saison hätte Borussia solch ein Spiel wahrscheinlich sogar verloren.
Reus: Ja, wir haben aus der vergangenen Saison richtig viel gelernt, wir sind vor allem im Kopf weiter. Das hat man in Wolfsburg gesehen. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, stehen gut. Wir haben bislang nur zwölf Gegentore kassiert. Da können wir zufrieden sein. Das perfekte Spiel wird es nicht geben, auch in dieser Saison nicht.
2011 wäre Borussia beinahe abgestiegen. Haben sie Verständnis dafür, dass Sie nun nach einem 0:0 in Wolfsburg gefragt werden, ob das als Rückschlag zu werten ist?
Reus Das ist normal. Wir sind Vierter, haben 40 Punkte. Ist doch klar, dass die Leute sehen wollen, dass wir oben dran bleiben und sie einen spannenden Titelkampf geboten bekommen. Aber wir lassen uns davon nicht beeinflussen. Wir wissen, wo wir herkommen. Die Bundesliga ist nicht einfach, jedes Spiel ist brutal hart.
Die Mannschaft hat sich nicht von einigen aus Gladbacher Sicht unglücklichen Entscheidungen irritieren lassen. Hanke stand bei seinem Treffer wohl eher nicht im Abseits?
Reus: Wir haben in der Kabine darüber gesprochen. Im Fernsehen hat ein Kommentator gesagt, der beste Mann auf dem Platz war der Linienrichter. Wir haben eine Videoanalyse gemacht, es war ungefähr vier Mal kein Abseits. Und zwar deutlich.