Borussia Mönchengladbach Knappe Niederlage gegen Bayern - Müller Tor macht Unterschied
Mönchengladbach. Robert Lewandowski haderte mit sich. Vier wirklich gute Torchancen hatte er liegen gelassen im Borussia Park von Mönchengladbach, immer fehlte irgendetwas. Dabei hätte er das schon ahnen können.
Wenn sich der polnische Torgarant des FC Bayern auf zwei Dinge verlassen kann, dann ist es das: Dass er eigentlich fast immer trifft - und fast nie gegen Borussia Mönchengladbach. In zehn Duellen und 780 Einsatzminuten erzielte Lewandowski bislang nur ein Tor - eine schlechtere Quote führt er gegen keinen anderen deutschen Erstligisten. Vielleicht ging dem athletischen Mittelstürmer diese elende Statistik durch den Kopf, als er an Gladbachs Torwart Yann Sommer aus kürzester Entfernung per Kopf scheiterte, seine vielleicht beste Chance, die nach einem Lattenkracher von Arjen Robben entstanden war. Sommer reagierte nicht nur in dieser Szene blitzschnell und beweglich. "Yann ist in einer fantastischen Verfassung", hatte sein Trainer schon vor dem Spiel gesagt, und Dieter Hecking durfte sich hernach bestätigt fühlen.
Auch wenn das alles nicht wirklich etwas genutzt hatte: Das 0:1 gegen den FC Bayern erzielte eben nicht Lewandowski, dafür aber Thomas Müller. Jener deutsche National-Müller, der in diesen Fußball-Tagen nicht eben die großen Künste und das Glück für sich gepachtet hat, dafür aber immer noch für einen Treffer in Frage kommt. Wie in der 63. Minute, als er einen Chip-Pass des defensiv wie offensiv starken Thiago in Müller-Manier verarbeitete: Annahme mit rechts, schneller Torschuss mit links. Ein bisschen was geht halt immer.
74 Prozent Ballbesitz verzeichneten die Bayern vor der Pause, die Borussen waren mehr als 60 Kilometer gelaufen, die meisten davon gewiss hinter dem ganz ansehnlich laufenden Ball der Bayern-Aktionen her. Der deutsche Rekordmeister, dessen Vorsprung jetzt auf 13 Punkte angewachsen ist - ein solches Polster hat eine deutsche Mannschaft an der Ligaspitze nie hergegeben - spielte vor der Pause dominant selbstbewusst, freilich ohne die ganz große Zielstrebigkeit - es fehlt dann eben doch der Druck der Konkurrenz. Und auch die Gladbacher konnten diesen Druck vor der Pause in keiner Form aufbauen.
So sahen 54014 Zuschauer ein Spiel, in dem sie ihrer Mannschaft vier Tage nach dem bitteren Europa League-Aus gegen Schalke (2:2) gegen nun auch noch ausgeruhte Bayern schon vor dem Anpfiff nicht eben viel zutrauten. Fabian Johnson, Ibrahima Traoré, Lars Stindl, Mahmoud Dahoud, Christoph Kramer - die Liste der ausgefallenen Gladbacher Leistungsträger wird nicht kürzer. Und so spielten auf der Doppelsechs mit Tony Jantschke und Tobias Strobl zwar verdiente Defensiv-Handwerker, ihre Probleme im Aufbauspiel waren dann aber doch unübersehbar.
Trotz alledem war für die Gastgeber unter dem Strich deutlich mehr drin als diese erwartete Niederlage, weil einige gute Chancen da waren: 13 Torschüsse der Borussen bei 18 der Bayern verraten, dass der Rekordmeister in der Defensive durchaus zu sorglos zu Werke gegangen war. Die besten Chance vergab Jonas Hofmann, dessen Eigensinn vor der Pause für eine veritable Auswechslung hätte ausgereicht, als er den gut postierten André Hahn geflissentlich übersah. Auch Raffael hätte nach der Pause mit einem Fernschuss treffen können, der Ball strich aber knapp am Tor vorbei. Gladbachs Spiel erhielt nach dem Münchener Führungstreffer mehr Zug zum Tor, das lag auch an der Einwechslung des wieder genesenen Thorgan Hazard, der sofort mehr Qualität aufs Feld brachte. Die Gäste konnten aus ihrem Sorglos-Schema gegen Ende nicht mehr umschalten und mussten erleben, wie sie extrem unter Druck gerieten. Mehrfach schwamm das Ancelotti-Ensemble, überstand die Phase, in der die Gastgeber körperlich noch einmal das Letzte aus sich herausholten, dann aber doch.