Borussia Mönchengladbach Mahmoud Dahoud - ein schweigendes Versprechen

Der gebürtige Syrer redet nicht, spielt aber dafür besser als andere. Gegen Köln entscheidet der 20-Jährige, der mit 14 von Fortuna Düsseldorf nach Mönchengladbach gekommen war, das Derby.

Freudensprung: Der Gladbacher Mahmoud Dahoud (M) feiert sein Tor zum 1:0 mit Fabian Johnson (l) und Granit Xhaka.

Foto: Federico Gambarini

Mönchengladbach. Mahmoud Dahoud kam mit einem kleinen, bescheidenen Grinsen auf dem Gesicht in die Katakomben. Draußen hatte er noch einige Minuten den 1:0-Derbysieg gegen den 1. FC Köln genossen. Die Fans hatten dann doch noch trotz aller Proteste und Sympathiebekundungen für ausgeschlossene Kölner Anhänger ein bisschen gefeiert.

Und Sportdirektor Max Eberl hatte gerade etwas ironisch von einem Sieg des „gallischen Dorfes“ gesprochen, angesichts der Millionenmetropole Köln auf der anderen Seite. Dabei ist Borussia Mönchengladbach längst dem Dorf-Status entwachsen. Und einen wie diesen Dahoud, der ein großes Versprechen auf die Fußball-Zukunft am Niederrhein ist, haben die Kölner bei allen jungen, eigenen Talenten gewiss nicht in ihren Reihen.

„Mo“ riefen die Journalisten, sie wollten ein Wort des Siegtorschützen, der mit seinem feinen Außenrist-Tor, seinem dritten Ligatreffer, das Derby entschieden hatte (9. Minute) - und damit auf die Geschichten danach gebucht war. Aber „Mo“ blickte nur kurz, sagte „alles gut“, streckte den Daumen hoch und entschwand. Glanzvoll spielen und beständig schweigen — das ist das Konzept, mit dem der gebürtige Syrer durch seine erste wirklich bedeutsame Bundesliga-Saison wandert.

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Die angefangen hat beim 0:1 in Köln im Hinspiel. Dahoud redet nicht. Nicht über sein Spiel, nicht über Syrien, nicht über die Kriege, die dort das Leben bestimmen. „Er will nur Fußball spielen. Alles andere ist ihm noch suspekt“, sagte Gladbachs Manager Max Eberl am Sonntag. „Das ist ja durchaus sympathisch, wir schützen ihn da auch noch ein bisschen. Er wird das noch lernen.“

An letzterem wird Dahoud freilich nicht vorbei kommen, wenn das alles so weiter geht. Große Teams wie Borussia Dortmund oder Premier-League-Vereine sollen sich um ihn balgen, da ist in den vergangenen Monaten auch ein Wert entstanden, weil Dahouds Vertrag noch bis 2018 läuft. Und: Er ist zwar im syrischen Amude geboren, aber deutscher Nationalität. Auf bislang vier U20-Einsätze (kein Tor) könnte auch eine Nationalmannschaftskarriere folgen. Spätestens dann wird es ohne Worte nicht mehr gehen.

Mit 14 kam er von Fortuna Düsseldorf ins Fußball-Internat nach Mönchengladbach. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hatte Gladbachs Ex-Trainer Lucien Favre viel Zeit aufgewendet, um aus einem hochtalentierten Fußball-Künstler einen konkurrenzfähigen Bundesligaspieler zu zimmern. Dahoud hatte vielleicht noch nicht das Spielvertrauen des Trainers, aber er hatte dessen Zuneigung, spätestens als er in der Sommervorbereitung 2013 in einem Testspiel gegen die Bayern gezaubert hatte. „Mo hat das gewisse Etwas“, sagte Favre seinerzeit.

Ironie der Geschichte: Als Favre Dahoud im Hinspiel in Köln das erste Mal ins kalte Wasser warf, war sein großer Förderer nach dem Spiel weg. Zurückgetreten. Fortan aber war Dahoud aus dem Gladbacher Ensemble nicht mehr wegzudenken. Favre-Nachfolger André Schubert verordnete dem laufstarken Jüngling, manchen Weg auszulassen, um Kräfte zu sparen. Dahoud nämlich hatte es bisweilen übertrieben und sich selbst überschätzt.

Aber dass er er das Spiel ordnen, den den Takt bestimmen und mit besonderen Finten jederzeit die Richtung verändern kann, was auf diesem Niveau so wertvoll ist, ließ sich schnell erkennen. „Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Spieler in dem Alter schon so reif ist“, sagte Gladbachs Torwart Yann Sommer nach dem Derby. „Mo steht für besonderen Ehrgeiz und Einsatz“, befand Schubert schon in der Winterpause. Und immer wieder - inzwischen hat Dahoud 31 Pflichtspiele bestritten und sein erstes Pflichtspieltor ausgerechnet beim Schubert-Debüt gegen den FC Augsburg erzielt - wird der Trainer bestätigt.

Dahoud zauberte auch gegen Köln vor der Pause mit den Seinen nach Belieben. Schnelle Stafetten mit Raffael, Hazard, Stindl - es war ein Genuss, der auch die Kölner zu überwältigen schien. Danach fiel er mit den anderen etwas ab, aber das Dahoud-Tor hatte gereicht. Und nach dem Spiel würgte die Gladbacher Presseabteilung dann doch noch ein Dahoud-Zitat heraus: „Ein Derbysieg ist immer etwas Besonderes“, hieß es da. Und: Er freue sich vor allem für die Fans.