Derbysieger Dahoud: Stiller Genießer, listig wie Asterix
Mönchengladbach (dpa) - Im Hinspiel vor fünf Monaten erstmals in der Startelf, im Rückspiel strahlender Derbysieger: Der 20 Jahre alte Mahmoud Dahoud ist der Shooting Star dieser Saison bei Borussia Mönchengladbach und mittlerweile sogar schon ein Kandidat für höhere Aufgaben.
„Er ist ein großartiger Junge. Wenn man eine gute Saison spielt, dann hat man das Recht Nationalspieler zu werden“, erklärte Sportdirektor Max Eberl auf entsprechende Fragen des TV-Senders Sky nach dem 1:0 (1:0)-Sieg im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln. Dahoud sicherte den Sieg mit seinem frühen Treffer in der 9. Minute.
Der 20 Jahre alte gebürtige Syrer, der seit frühen Kindheitstagen in Deutschland lebt, steht für den Jugend-Kult Borussias. Er ist derzeit wie die beiden 19 Jahre alten Nico Elvedi, der erneut eine starke Vorstellung als Rechtsverteidiger bot, und Top-Innenverteidiger Andreas Christensen fester Bestandteil des Teams von Trainer André Schubert. Dahoud ist nicht nur einer der laufstärksten Spieler der Liga, er ist auch in der Lage, das Spiel zu ordnen und erzielte am Samstag seinen dritten Bundesligatreffer: abgezockt und lässig mit dem Außenrist.
„Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Spieler in dem Alter schon so reif ist“, befand Gladbachs Torhüter Yann Sommer, der erstmals seit mehr als drei Monaten wieder ohne Gegentreffer blieb. „Das tut gut. Gerade im Derby. Was gibt es Schöneres?“, sagte der Schweizer Nationalkeeper.
Dahoud selbst redet nicht gerne öffentlich, auch an Tagen wie diesen nicht. „Glücklicherweise konzentriert er sich sehr stark auf Fußball, alles andere drumherum ist ihm im Moment noch sehr suspekt“, erklärte Trainer André Schubert. Via Presseabteilung ließ der Junioren-Nationalspieler dann aber mitteilen: „Ein Derbysieg ist immer etwas Besonderes, und ich freue mich vor allen Dingen für unsere Fans, dass wir ihnen diesen Erfolg schenken konnten.“
Die Kölner Anhänger haben davon nicht viel mitbekommen. Die meisten waren aus Protest gegen die Bestrafung wegen der Ausschreitungen im vorherigen Derby gar nicht im Stadion. Der Protestmarsch der Kölner Fans in Mönchengladbach-Rheydt vor dem Spiel verlief friedlich, im Borussia-Park war von FC-Fans fast nichts zu hören. Von Derbystimmung keine Spur.
Zudem erwischten die sonst so schwer bespielbaren Kölner keinen guten Start in die Partie. Als hätte sich die Fanverweigerung auf die Spieler fortgesetzt, präsentierte sich die Elf von Peter Stöger ungewöhnlich schwach. „Unsere junge Mannschaft lebt ein Stück weit auch vom Support der Fans. Das war heute nicht der Fall, weil sie gegen die Kollektivstrafen des DFB protestiert haben“, sagte Kölns Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. „Es ist schade, aber ich kann nachvollziehen, dass der Fan sagt, da gehe ich nicht hin.“
Trainer Stöger konnte indes nicht nachvollziehen, dass sein Team die erste Halbzeit „fast hergeschenkt“ hat. „Das reicht nicht aus, um in der Bundesliga Punkte zu holen.“ Torhüter Timo Horn befand gar, dass es sich nach einem Freundschaftsspiel angefühlt habe.
Am Ende wurde es dann doch noch mal spannend, weil die Gäste konzentrierter nach vorn spielten und Gladbach zuvor beste Tormöglichkeiten liegen ließ. Dennoch war der Sieg hochverdient und Sportdirektor Eberl beendete den Tag mit dem Erfolg gegen die Nachbarn aus der Millionen-Metropole augenzwinkernd: „Das kleine gallische Dorf Gladbach hat heute gewonnen“. Dank Dahoud, listig wie Asterix.