Ball liegt beim Sportchef Neuer Gladbach-Trainer Seoane macht Druck beim Thema Transfers
Zu seinen Vorstellungen und Zielen in Gladbach blieb der neue Coach Seoane noch vage. Umso deutlicher wurde der frühere Leverkusener im Hinblick auf Transfers. Der Druck auf Sportchef Virkus wächst.
Der Ball liegt nun beim Sportchef. Gerardo Seoane hat sich bei seiner Vorstellung als neuer Trainer von Borussia Mönchengladbach noch verhalten präsentiert, aber in einem Punkt eine klare Botschaft gesendet: Der künftige Erfolg des sportlich abgestürzten früheren Champions-League-Teilnehmers ist wesentlich abhängig vom dringend benötigten Kaderumbau in diesem Sommer. „Die Kadermöglichkeiten haben einen wichtigen Einfluss darauf, wie wir spielen wollen“, sagte der 44 Jahre alte Nachfolger des beurlaubten Daniel Farke am Freitag.
Seoane befindet sich demnach seit seiner Vertragsunterschrift in dieser Woche „in intensiven Gesprächen“ mit Sportchef Roland Virkus: „Was fehlt uns in der Mannschaft an Attributen? Man wünscht sich sicherlich mehr Dynamik nach vorne.“
Der Schweizer ist nach der 2021 unrühmlich zu Ende gegangenen Amtszeit von Marco Rose, der die Borussia beim Versuch zu einem Titelkandidaten zu machen, vorzeitig verlassen und damit in Turbulenzen gestürzt hatte, der dritte Versuch des Clubs, sportlich wieder erfolgreich zu werden. „Wir glauben, dass es passend ist für Borussia Mönchengladbach“, sagte Virkus nun zu seiner Wahl.
Ähnlich hatten sich auch schon sein Vorgänger Max Eberl 2021 in Bezug auf Adi Hütter und Virkus selbst 2022 zu Daniel Farke geäußert. Beide waren - wie nun auch Seoane - ebenfalls mit Dreijahresverträgen ausgestattet worden, nach nur einem Jahr aber wieder weg - ganz offensichtlich gescheitert am als schwierig geltenden Kader, der zwar hervorragende, aber mitunter auch recht phlegmatische Fußballer in seinen Reihen hat.
Warum es mit ihm besser laufen solle, identifizierte der frühere Trainer von Bayer Leverkusen als „sehr negative Fragestellung“. Es war der forscheste Satz des 44-Jährigen, der sich ansonsten recht vage zu vielem äußerte. Ob er die Borussia wieder an die internationalen Plätze heranführen könne, sei „für die momentane Situation noch kein Thema“.
Die Botschaften, die er an Virkus sendete, befanden sich zwischen den Zeilen. „Es ist allen bekannt, dass die letzten Jahre schwierig waren. Da lag sicherlich auch an dem ein oder anderen Transferfenster, das nicht so gelungen war“, sagte Seoane und ließ keinen Zweifel daran, dass im Kader zuletzt eine gewisse Unwucht geherrscht habe: „In einem funktionierenden Team braucht es verschiedene Charaktere und Stärken.“ Ein funktionierendes Team war die Borussia in den vergangenen zweieinhalb Jahren selten.
Der Druck auf Virkus ist nun groß. Zum einen wegen seines Fehlgriffs mit Farke im vergangenen Sommer und zum anderen wegen des elementaren Umbaus. Zur Unterstützung bekam Virkus bereits Nils Schmadtke (34) als neuen Sportdirektor an die Seite gestellt. Ganz entscheidend wird sein, wen Virkus und der Sohn des neuen Liverpoolers Sportdirektors Jörg Schmadtke noch für möglichst viel Geld verkaufen können.
Die Leistungsträger Lars Stindl, Marcus Thuram und Ramy Bensebaini verließen den Club bislang ablösefrei. Und rund die Hälfte der 15 Millionen Euro, die es für das Eigengewächs Jordan Beyer (Burnley) gab, ging für den Kauf von Julian Weigl drauf - einem absoluten Wunschspieler von Seoanes Vorgänger Farke. Ob Weigl auch zu dem von Seoane zuletzt hauptsächlich favorisierten Tempofußball passt, darf zumindest angezweifelt werden. Dem Vernehmen könnte ein Verkauf von Manu Koné noch rund 30 Millionen Euro einbringen.
Warum sich Seoane trotz der mahnenden Bespiele seiner Vorgänger und der bislang verpassten Umbaumaßnahmen am Kader auf die Borussia einließ, beantwortete er mit einem Lächeln. „Da ist die Größe des Clubs mit seiner riesigen Fanbase“, sagte Seoane. „Das war immer beeindruckend.“ Dies kann bei ausbleibenden Leistungen aber auch deutlich schneller nach hinten losgehen als im beschaulicheren Leverkusen, wo er bis Oktober 2022 zuletzt unter Vertrag gestanden hatte.