Seit 1965 Borussen-Fan: Eine grenzenlose Rauten-Liebe
Stephan „Eed“ Heuvelmans ist seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965 Anhänger der Fohlen-Elf. Der 76-jährige Niederländer hat in dieser Zeit viel erlebt.
Niederrhein. Stephan Heuvelmans, genannt Eed, sitzt im Wohnzimmer seines schmucken Häuschens in Venlo-Tegelen und hält ein historisches Stück Papier mit deutschem Liedgut in den Händen, das er über die Jahre gerettet hat. Abgedruckt sind Texte wie „Horch, was kommt von draußen rein“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“.
Vorne auf dem Zettel steht „Sing mit Fischer“, Chorleiter Gotthilf selbst ist auch abgebildet. Verteilt wurde der „Flyer“, wie man heute sagen würde, am 15. Mai 1979 am Mönchengladbacher Bökelberg — beim Abschiedsspiel für den Borussen Berti Vogts, Heuvelmans Lieblingsspieler. „Wir mussten alle im Stadion mitsingen“, erzählt der 76-jährige Niederländer. Dann lacht er und ergänzt: „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“
Der Weg des Eed Heuvelmans zur Mönchengladbacher Borussia beginnt in den 60er Jahren an einem Scheideweg. Als damals die Qualität seines Heimatvereins VVV Venlo nachgelassen habe, habe es für ihn zwei Möglichkeiten gegeben: den westlich gelegenen PSV Eindhoven oder die Borussia jenseits der nahen Grenze. „Es hatte sich bei uns herumgesprochen, dass ein alter Verein in Mönchengladbach wieder neu nach oben gekommen war“, erzählt der heute 76-Jährige und meint den Sprung des VfL in die Bundesliga 1965. Heuvelmans, entscheidet sich für den VfL.
Eine deutsch-niederländische Liebesbeziehung, wie sie so vermutlich einmalig ist, nimmt damit ihren Anfang. Zwar kann er sich mehr als 45 Jahre danach nicht mehr an das erste Spiel am Bökelberg erinnern, „aber ich weiß noch, dass ich begeistert war“. Dennoch ist es keine stürmische Leidenschaft, die wie ein Strohfeuer auch schnell wieder verlöschen kann. „Man geht als neutraler Zuschauer hin und wird im Laufe der Zeit mehr und mehr eins mit dem Verein“, beschreibt es der Fan aus Venlo.
Und wie es sich für eine gute Beziehung gehört, hält er in guten wie in schlechten Zeiten die Treue zu seiner Borussia: Ob Pfostenbruch, Büchsenwurf oder Netzers Selbsteinwechslung im Düsseldorfer Pokalfinale 1973 gegen Köln — Heuvelmans war dabei.
Seit dem Aufstieg hat er nur etwa zehn Heimspiele verpasst. Er kramt weiter in seinen gesammelten Erinnerungen im Wohnzimmerschrank und holt exemplarisch eine Dauerkarte für die Spielzeit 1971/72 aus einem Ordner: Stehplatz gedeckt, Block West I, 130 DM inklusive Mehrwertsteuer. Auch zahlreiche Auswärtspartien hat er live und vor Ort gesehen, darunter den Sieg bei Arsenal 1996. „Dieses Spiel in London werde ich nie vergessen.“ Inzwischen fahre er aber nur noch zum Nordpark und zum Derby „nach Kölle“.
Die niederländischen Freunde, mit denen sich Eed Heuvelmans vor fast einem halben Jahrhundert gemeinsam für die regelmäßigen Fahrten nach Gladbach entschied, sind alle nicht mehr dabei. Und auch seine Ehefrau, die zwei Töchter und die beiden Enkelinnen kann er mit Fußball nicht locken.
Der Briefträger in Rente hat sich einem Fanclub mit Anhängern aus Mönchengladbach, Düsseldorf und dem Kreis Mettmann angeschlossen. Der trägt passenderweise den Namen „Die Grenzenlosen“. Und natürlich ist er am Freitag dabei, wenn seine Borussia gegen Hamburg spielt und ihren Höhenflug in der Bundesliga fortsetzen will: „Der Schiedsrichter fängt ohne mich nicht an!“