Gladbachs Showdown So stellt sich Hecking seinen letzten Spieltag vor

Mönchengladbach · Gladbachs Dieter Hecking geht nach dem 4:0-Sieg in Nürnberg mit einem guten Gefühl in sein letztes Spiel als Cheftrainer und hat sich nochmal etwas vorgenommen.

Josip Drmic (r.) von Borussia Mönchengladbach jubelt mit seinen Mitspielern über seinen Treffer zum 0:1.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Vor 20 Jahren meldete sich Radioreporter Günther Koch bei der legendären Schlusskonferenz am letzten Spieltag „vom Abgrund“. Nach einem dramatischen Kampf um den Klassenerhalt mussten die Clubberer durch die 1:2-Heimniederlage gegen Freiburg den bitteren Weg in die zweite Liga antreten. Seitdem ist der Fußball-Alltag am großen Dutzendteich geprägt von einem unsteten und unberechenbaren Kurs: acht Spielzeiten zweite, zwölf erste Liga. Nun ist nach nur einem Jahr der nächste Abstieg des Traditionsvereins besiegelt. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die Clublegende Max Morlock (900 Spiele und 700 Tore für Nürnberg) 94 Jahre alt geworden wäre, fiel der Vorhang in dem nach dem Weltmeister von 1954 benannten Stadion. Der 1. FC Nürnberg verabschiedet sich nach einer deftigen 0:4-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach ein weiteres Mal ins Fußball-Unterhaus.

Während die Club-Anhänger, offenbar beseelt von dem Wunsch, so schnell wie möglich wieder nach oben zu kommen, sich mit dem Song „You’ll never walk alone“ trösteten und in einer Mischung aus Stolz und Abschiedsschmerz ihrer Mannschaft huldigten, ließen die Fußball-Fans vom Niederrhein nach dem Abpfiff die Puppen tanzen. „Europapokal, Europapokal“, intonierten die Gladbach-Anhänger enthusiastisch. Fast 10 000 hatten das Team im letzten Auswärtsspiel der Saison begeisternd unterstützt.

„Ich gebe zu, wir haben unsere Fans ganz schön auf die Folter gespannt, aber jetzt ist das erste Ziel erreicht“, sagte Jonas Hofmann später Freude strahlend, „aber wir wollen mehr, freuen uns auf ein geiles Spiel am Samstag gegen Borussia Dortmund. Wir wollen ein Feuerwerk abbrennen.“ Der zur Pause eingewechselte Mittelfeldspieler war ein wenig gerührt, ja fast überwältigt, so sehr hatte ihn die Stimmung in der Gladbacher Fankurve nach der Partie mitgenommen: „Alle waren in Weiß gekleidet. Ein toller Anblick, ein super Gefühl. Einfach Gänsehaut. Der Verein ist schon etwas Besonderes.“

Fakt ist: Borussia Mönchengladbach hat Platz sechs quasi sicher (Plus drei Punkte und zehn Tore gegenüber Wolfsburg) und darf in der kommenden Spielzeit auf den europäischen Spielfeldern wieder agieren. Dann mit dem neuen Chefcoach Marco Rose (Double-Sieger mit RB Salzburg), der nach der China-Reise der Gladbacher zum Saisonabschluss (19. Bis 26. Mai) in Mönchengladbach vorgestellt werden soll. Ob es am Ende die Europa League sein wird oder ob die Fohlen Elf sogar noch in die Königsklasse aufrückt, das wird gegen die Namenscousine aus Dortmund entschieden, die noch leise Titelhoffnungen hegt, und/oder hängt vom Ausgang der Kraftprobe in München (gegen Eintracht Frankfurt) ab.

Gladbachs Cheftrainer Dieter Hecking gab sich auch nach dem sicheren Einzug in die Europa League bescheiden und zurückhaltend: „Wir haben ein gutes Gefühl und wollen es am Samstag im Borussia-Park beben lassen.“ Ein letztes Fazit will der 54-jährige Fußballlehrer, dessen Abgang am Niederrhein seit Anfang April feststeht, erst nach seinem letzten Spiel für Borussia Mönchengladbach ziehen.

„Wir wollen uns mit allem dagegenstemmen, um den Verein in der Liga zu halten“, war Club-Torwart Christian Mathenia vor dem letzten Heimspiel der Franken unter der Woche als Mutmacher aufgetreten. Doch nach gut einer Stunde war das Thema durch. Gladbach führte inzwischen mit 3:0 (Drmic, Eigentor Mühl, Hazard) und erhöhte durch Zakaria noch auf 4:0 (80.). Vergessen war in diesem Moment die behäbige Darbietung der Gäste vor der Pause, die sich über einen Rückstand gegen agile, aber wie so oft glücklose Nürnberger, nicht hätten beschweren können.

So waren es letztlich zwei Schlüsselszenen, die das Spiel entscheidend zu Gunsten der Gäste beeinflussten. Sekunden vor der Pause warf sich Gladbachs Abwehrchef Ginter im Strafraum wagemutig in einen knallharten Schuss von Behrens, der wohl den Weg ins Tor gefunden hätte. Ginter blieb kurz wie benommen auf dem Rasen liegen, rappelte sich aber schnell wieder auf. Schlüsselszene zwei: Der junge Verteidiger Jordan Beyer narrte vor dem 1:0 der Fohlen mit einer Körpertäuschung seinen Gegenspieler, so dass der Ball anschließend über Jonas Hofmann bei Josip Drmic landete, der schließlich bei seinem ersten Einsatz in der Gladbacher Startelf seit einem Jahr den Ball fix über die Linie spitzelte. Danach begann die Kür der Fohlen Elf, und Europa rückte – auch weil die Konkurrenz mitspielte – kontinuierlich näher. „Das Schöne am Fußball ist, dass nichts absehbar ist. Wir haben es geschafft und immer daran geglaubt. Mir geht es richtig gut“, sagte Josip Drmic abschließend.