Sommers Patzer kosten zwei Punkte
Borussia Mönchengladbach verspielt beim 2:2 in Mainz eine 2:0-Führung. Eberl kündigt Verstärkungen an.
Mainz. Schweizer Trainer in der Bundesliga sind noch immer eine Seltenheit — und meistens halten sie sich auch nicht lange, man denke an Hans-Peter Latour in Köln und Christian Gross beim VfB Stuttgart (je ein Jahr). Lucien Favre dagegen ist eine Ausnahme. Der 57-Jährige hat nach dem 2:2 von Borussia Mönchengladbach bei Mainz 05 bereits 213 Liga-Spiele mit Berlin und Gladbach hinter sich. Anders als sein zehn Jahre jüngerer Landsmann Martin Schmidt, ein blutiger Anfänger in der Bundesliga.
Am Samstagabend ist der Trainer aus dem Kanton Wallis allerdings dem Ziel Nichtabstieg mit Mainz einen Schritt näher gekommen. „Es war ein wildes und emotionales Spiel, aber wir haben immer an uns geglaubt. Das 2:2 macht Mut. Immerhin haben wir gegen ein Top-Team der Liga gespielt“, sagte Schmidt nach einer mitreißenden zweiten Hälfte. Favre wiederum stand der Ärger nach dem rein Schweizerischen Trainer-Duell deutlich ins Gesicht geschrieben. Denn die Elf vom Niederrhein sah drei Tage nach dem Pokalerfolg in Offenbach auch in Mainz schon wie der Sieger aus, führte sie doch bis zur 73. Minute mit 2:0. „Aber dann sind ein paar unvorhergesehene Dinge passiert, die uns aus dem Gleichgewicht gebracht haben“, ärgerte sich Favre, Trainer aus Kanton Waadt.
Nicht ohne Grund. Beim Anschlusstreffer durch Johannes Geis, einem Freistoß aus 26 Metern, reagierte Gäste-Keeper Yann Sommer viel zu langsam. Obendrein war der Freistoß durchaus fragwürdig. „Das war nie und nimmer einer“, haderte Favre mit Schiedsrichter Marco Fritz, „das war ein Freistoß für nichts.“
Knapp vier Minuten später fiel das 2:2, dabei profitierte der Mainzer Okazaki zunächst von einer schwachen Kopfballabwehr Xhakas, um schließlich auch die Nase im Duell mit Gladbachs Keeper im Strafraum vorn zu haben. „Ich bin um den Bruchteil einer Sekunde zu spät gekommen. Das geht auf meine Kappe“, sagte Sommer nach seinem ersten richtig misslungenen Auftritt für Borussia Mönchengladbach. Während Shinji Okazaki, der Mittelstürmer der 05, -erstmals nach 757 Minuten wieder einmal traf und sich über seinen neunten Saisontreffer diebisch freute („Wir Japaner haben Geduld“), hat die Formkrise bei Gladbachs Max Kruse im Angriff weiter Bestand. Kruse kommt offenbar nur noch vom Elfmeterpunkt zu Toren.
Seit dem 18. Oktober 2014 (3:0 in Hannover) wartet der Nationalspieler nun auf einen Treffer aus dem Spiel heraus. „ Mir tut es für die Mannschaft sehr leid“, sagte Kruse, der mit einem Pfostenschuss beim Stand von 2:1 eine Vorentscheidung verpasste. Außer von zwei verwandelten Strafstößen hat der Stürmer in den vergangenen 1400 Bundesligaminuten keine Treffer mehr zustande gebracht. Ein Glück, dass wenigstens Kollege Raffael wieder zündet. Insbesondere Tor Nummer zwei war eine Augenweide. „Da sind wir im Stile einer Spitzenmannschaft aufgetreten“, schwärmte Sportdirektor Max Eberl, der am Kader für die nächste Saison bastelt. „Die Planungen laufen. Wir wollen neue Qualität in den Kader bringen. Wir haben zwei, drei gute Ideen“, sagte der Sportdirektor, der auf reichlich Rücklagen zurückgreifen kann.
Eine Idee könnte auch sein, den 31-jährigen Innenverteidiger Dante zurück vom FC Bayern nach Gladbach zu lotsen. „Mit Dante ist der Kontakt noch da, der ist nie abgerissen. Man wird sehen, wie es für uns weitergeht, wie es für ihn weitergeht“, sagte Eberl trotz Dantes noch bis 2017 laufenden Vertrages.