Mainz-Trainer Schmidt besteht Reifeprüfung - Favre lobt
Mainz (dpa) - Martin Schmidt durfte sich als Sieger fühlen, zumindest moralisch. Das 2:2 (0:1) des FSV Mainz 05 nach einem furiosen Finale gegen Borussia Mönchengladbach war für den Schweizer Trainer-Novizen im Duell mit seinem hoch dekorierten Landsmann Lucien Favre eine Reifeprüfung.
„Er hat die Ausbildung in der Schweiz gemacht, also ist er sehr gut. Weil ich weiß, was die Trainer bei uns lernen müssen, bis sie die UEFA-Pro-Lizenz bekommen“, lobte Favre den Kollegen aus dem Oberwallis.
Für Schmidt zählte das Remis in seinem dritten Spiel in der Fußball-Bundesliga mehr als der Ritterschlag des Trainerkollegen. „Der Punkt ist ein Sieg fürs Selbstbewusstsein, fürs Zusammenfinden im Team, aber auch für das Miteinander zwischen Team und Trainer.“
Die Borussen verspielten vor 34 000 Zuschauern einen 2:0-Vorsprung durch den Doppelpack von Raffael (27./67. Minute) leichtfertig - ein Rückschlag im Kampf um die erstmalige Champions-League-Qualifikation. „Wir werden gern als Spitzenmannschaft deklariert, dann müssen wir aber auch so auftreten“, ärgerte sich Sportdirektor Max Eberl.
Auch Favre war nicht zufrieden. „Wir haben das Spiel kontrolliert, das Führungstor hat uns Vertrauen gegeben. Dass wir zwei Tore kriegen, ist keine Gewohnheit bei uns“, analysierte der 57-Jährige. Man habe zu Hause gegen Mainz einen Punkt geholt, nun auswärts. „Das ist nicht so schlecht“, meinte Favre mit ironischem Unterton.
Zwei Schweizer auf dem Platz spielten bei der Aufholjagd der 05er tragende Rollen. „Das war kein Freistoß, das war ein Geschenk“, lamentierte Favre nach einem vermeintlichen Foul von Granit Xhaka an Yunus Malli. „Es ist doch lächerlich zu pfeifen, wenn der Gegner wegrutscht“, schimpfte der Mittelfeldspieler. Johannes Geis war es egal, er traf direkt (73.) und düpierte den Eidgenossen Yann Sommer. „Den muss ich haben, den nehme ich ganz klar auf meine Kappe“, sagte Sommer, der auch bei Shinji Okazakis 2:2 (77.) nicht gut aussah.
Der körperliche Stress der letzten Wochen mit vielen Spielen dürfe keine Entschuldigung für die Schwächen in der Schlussphase sein. Schließlich sei der Kader groß und Favre ein Meister der Rotation. „Wir sind Profis und müssen das besser beherrschen“, erklärte der Borussen-Coach. Eberl will die Mannschaft gezielt verstärken. „Die Planungen laufen. Wir wollen neue Qualität in den Kader bringen. Wir haben zwei, drei gute Ideen“, sagte der Sportdirektor.
Den Mainzern gibt der Punktgewinn Zuversicht im Abstiegskampf. „Unser Zutrauen ins Spiel, unser Mut, unsere Stabilität, unsere Moral, das alles wächst. Da sind wir auf einem guten Weg“, befand Schmidt und hob Okazaki heraus. Der Japaner beendete nach 758 Minuten seine Torflaute. „Shinji hat gespielt, wie er trainiert. Jetzt weiß er wieder, wo die Kiste steht.“
„Keine Frage, vom Gefühl her ist das heute wie ein Sieg. Wenn man 0:2 zurückliegt und weiß, wie schwer es ist, gegen die Gladbacher Tore zu schießen, dann ist dieses Ergebnis für die allgemeine Stimmung überragend gut“, meinte 05-Manager Christian Heidel, der vorrechnete, dass zum Klassenerhalt noch elf, zwölf Punkte nötig seien. „An der Gesamtsituation im Abstiegskampf hat sich nichts geändert. Wir sind weiterhin in der Verlosung, aber wir haben unsere Situation nicht verschlechtert. Das ist ganz wichtig.“