Die Entscheidung ist gefallen Spätes DFB-Glück für Gladbach-Spieler: Hofmann auf Kramers Spuren

Mönchengladbach · Der Countdown für die WM in Katar hat begonnen - und auch für Jonas Hofmann ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Wie weit kann er im Nationalteam kommen?

Bundestrainer Hansi Flick hat in Jonas Hofmann eine verlässliche Größe im Team, der Gladbacher kann auf mehreren Positionen spielen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Plötzlich ging alles ruck-zuck an jenem 13. Juli 2014. Sami Khedira musste in der Aufwärmphase kurz vor dem Anpfiff wegen muskulärer Probleme passen, Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach ordnete die Signale auf dem Feld schnell richtig ein und schon stand der gebürtige Solinger im Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Sein viertes Länderspiel. Mit 23 Jahren. Er kam nach einem Bodycheck des Argentiniers Ezequiel Garay und anschließendem Blackout (Verdacht auf Gehirnerschütterung) zwar nur auf 31 Minuten Spielzeit, doch nach einem dramatischen WM-Endspiel mit Verlängerung und dem Siegtor durch Mario Götze reckte Mittelfeldspieler Kramer am Ende voller Freude die WM-Trophäe in den Himmel von Rio de Janeiro. Es war der große Abend im Maracana. „Es war wie ein Traum“, sagte Kramer damals, denn seine Nominierung kam völlig überraschend. So kann es gehen. Auf den letzten Drücker eben.

Sportdirektor Roland Virkus: „Die Nominierung ist absolut verdient“

Auch für Jonas Hofmann ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Seit Donnerstag hat er als einziger aktueller deutscher Nationalspieler in der Fußball-Belegschaft der Niederrhein-Elf zumindest schon mal die Fahrkarte für das Winterevent im Golfstaat Katar sicher. Im Gegensatz zu Kramer war der Überraschungseffekt im Falle Hofmann nicht gegeben, als im DFB-Campus das Geheimnis gelüftet wurde. „Die Nominierung ist absolut verdient“, sagte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus, „Jonas hat nach einer schwierigen Phase im Verein über einen längeren Zeitpunkt Top-Leistungen gezeigt.“

Der Countdown hat begonnen. Das WM-Eröffnungsspiel in Katar geht am 20. November über die Bühne. Jetzt liegt es an den Jungs von Trainer Hansi Flick, das Beste aus dem ungewöhnlichen Trip in die Wüste zu machen und das höchste Ziel im Wettkampf mit den weltbesten Nationen anzupeilen. Wie weit kommt Jonas Hofmann (30), der Spätberufene? Wird es vielleicht auch ein Märchen, wie es Kramer widerfahren ist? Zunächst einmal wollen er und seine Teamkameraden im Westklassiker gegen Borussia Dortmund (20.30 Uhr, live auf SAT 1) alles in die Waagschale werden, um in diesem letzten Match um Ligapunkte anno 2022 noch einmal zu punkten – nach der Aufarbeitung der neuerlichen Auswärtspleite mit 1:2 in Bochum.

Farke erwartet gegen den BVB mehr Emotionen, mehr Intensität

Auswärts reicht es offenbar im Moment nicht wirklich. Sich so von einem Team mittlerer Güte überrumpeln zu lassen, war ein echter Dämpfer im 14. Ligaspiel unter Trainer Daniel Farke, der mit seinen Schützlingen hart ins Gericht ging und insbesondere den mangelnden Biss im ersten Durchgang nachdrücklich monierte. Farke erwartet mehr Emotionen, mehr Intensität, eine andere Geisteshaltung. Bevor der Bundesliga-Fußball für eine längere Unterbrechung außer Betrieb gesetzt wird, wollen die Gladbacher nun genau da ansetzen und den Schwerpunkt auf Wiedergutmachung legen.

Hofmann feierte vor zwei Jahren sein Debüt im DFB-Trikot

Jonas Hofmann wird mutmaßlich noch einmal alles unternehmen, um im letzten Bundesligaspiel dieses Jahres den höchsten Ansprüchen auf diesem Niveau gerecht zu werden und ein paar Prozent mehr herauszukitzeln als an der Castroper Straße in Bochum. Der gebürtige Heidelberger feierte erst vor zwei Jahren sein Debüt im Trikot der Nationalmannschaft. Da war Jogi Löw noch der Coach beim viermaligen Weltmeister. Unter dessen Nachfolger Hansi Flick hat sich der laufstarke Offensivspieler in der Fohlen-Elf (195 Pflichtspiele/40 Tore/44 Vorlagen) sowie im Trikot mit dem Adler (16 Einsätze, 4 Tore, 2 Vorlagen) zu einem echten Leistungsträger entwickelt, der ob seiner Vielseitigkeit allseits geschätzt wird.

Neben Hofmann haben es auch die Schweizer Yann Sommer, Nico Elvedi, Joe Scally (für die USA) und Ko Itakura (Japan) nach Katar geschafft. Gladbachs Franzosen Koné, Plea und Thuram sind indes dem Überangebot an herausragenden Offensivakteuren in der Équipe Tricolore zum Opfer gefallen. Bleibt aus Gladbacher Sicht zu hoffen, dass sich heute Abend gegen den BVB zumindest Koné und Thuram ganz besonders ins Zeug legen, um zu zeigen, wie wertvoll sie zumindest für Borussia Mönchengladbach sind. Alassane Plea fällt wegen einer Covid-Erkrankung aus, auch die Torhüter Yann Sommer sowie Tobias Sippel stehen nicht zur Verfügung. Erneut übernimmt deshalb der 20-jährige Jan Olschowsky die Aufgabe zwischen den Pfosten.