Stadttour: Auf den Spuren der Borussia
Fans des Vereins machen eine besondere Tour durch Mönchengladbach. Der Höhepunkt der Führung erwartet sie am Ende.
Mönchengladbach. Parkplatz P 1 am Borussia-Park: Wo an Heimspieltagen Autos dicht an dicht parken, und von wo aus Tausende Fans in Richtung Stadion pilgern, warten an diesem Morgen ganze neun Fans. Sie wollen an der Stadttour „Mythos Borussia“ teilnehmen.
Johannes Brangenberg ist 47 Jahre alt und hat — genau wie sein Sohn Jonas (13) — eine Borussenkappe auf, Ehefrau Birgit, 44 Jahre alt, hat eine Borussentasche dabei. Alle anderen Teilnehmer sind im Alltagsdress gekommen. Melanie Dopatka (20) hat ihren ein Jahr älteren Freund Jens Heiden einfach so mit der Tour überrascht.
Pünktlich um 11 Uhr geht die Tour in einem kleinen Bus los. Am Mikrofon: Rolf Göttel. Der 69-Jährige kennt sich aus: Er war 30 Jahre lang Stadionsprecher und hat „die schönsten Zeiten miterlebt“.
Der erste Stopp ist an der Waldhausener Straße. Die Gruppe geht gemeinsam zu dem Haus, in dem in den 1970er-Jahren die angesagte Diskothek „Lovers‘ Lane“ von Günter Netzer war. Heute sieht das Gebäude etwas unspektakulär aus. Dennoch greifen einige Tour-Teilnehmer zur Kamera.
Ebenfalls unspektakulär, aber dennoch sehenswert ist das Geburtshaus von Netzer an der Gasthausstraße 31, das nun angesteuert wird. „Ws ist eigentlich ein normales Haus, aber schon irgendwie besonders, schließlich ist Netzer ein Spieler, der viel für Borussia getan hat“, meint Rolf Göttel andächtig.
Schöne Erinnerungen hat Göttel auch an die Siegesfeier nach dem Pokalsieg 1995 gegen den VfL Wolfsburg. Da passt es gut, dass die Tour-Teilnehmer nun an der Polizeiwache vorbeigehen. Dort stand das Team nämlich auf dem Balkon und feierte mit den Fans.
Kurze Zeit später hält der Bus in Eicken. 2010 hat die Borussia den Eickenern einen Fußball aus Granit mit einem Durchmesser von 180 Zentimetern geschenkt. Nur wenige Meter weiter steht eine Skulptur mit den Spielern Netzer, Wimmer und Vogts aus Bronze und Edelstahl — eine Stiftung der Sparkasse aus dem Jahr 1981.
„Es ist gut, ein paar Infos zu erfahren, die nicht jeder weiß — und Details um den Verein herum, die man vorher nicht kannte“, bemerkt Wolfgang Thoenes (49).
„Da vorne haben die Spieler aus dem Autofenster heraus Autogramme gegeben“, erinnert sich Johannes Brangenberg, als der Bus in Richtung Bökelberg fährt. Die Unterschriften seiner Idole hat der Fan natürlich aufbewahrt.
Als sich die Gruppe dem Ort des alten Stadions nähert, bekommt nicht nur Brangenberg Gänsehaut. „Das geht tief ins Herz“, meint er. Heute stehen dort Häuser, der Rest der Fläche ist mit Rasen und Schutt bedeckt. Auch bei Rolf Göttel kommt Wehmut auf: „Das kann man nicht vergessen. Da schmerzt das Fanherz.“
Im Anschluss geht’s weiter zum neuen Borussia-Park. Obwohl alle Tour-Teilnehmer regelmäßig dort sind, sehen sie viele Orte, die sie noch nicht kannten. Etwas gruselig sind die drei Zellen mit den dicken Stahltüren, in die Leute kommen, die während des Spiels Ärger machen. Dort bleiben sie dann bis zwei Stunden nach Spielende. Laut Stadionführer Werner Pohl kommt das aber selten vor.
Die Gästekabine ist gleichzeitig auch die Kabine für die U23. Alles ist sehr ordentlich, die Schuhe der Spieler sind unter den Sitzen aufgestellt. Es gibt alles, was das Spielerherz begehrt: eine Massageliege, eine Sauna und ein „Entwärmungsbecken“, in dem sich die Spieler nach dem Spiel entspannen können.
Der aufregendste Moment ist ohne Frage der „Einmarsch“ ins Stadion. Zu den Klängen der „Borussenhymne“ betritt die Gruppe den Rasen. „Jetzt ist mein Puls auf 180“, sagt Johannes Brangenberg. „Es ist ein Traum von jedem, hier zu stehen“, sagt Jens Heiden begeistert. Mit dem Besuch einer der insgesamt 42 Logen endet die knapp vierstündige Tour, die allen Teilnehmern „richtig gut“ gefallen hat.