ter Stegen: „Er kommt damit klar“
Nach seinem Fehler stärken ter Stegens Kameraden dem Torwart den Rücken.
Mönchengladbach. Marc-André ter Stegen hatte es eilig. Nach dem Auslaufen im Borussia-Park verschwindet der 21 Jahre alte Torhüter als einer der ersten aus der Fohlen-Kabine, düst mit seinem noblen Sportwagen vom Hof. Für ter Stegen das Ende einer Arbeitswoche, die es erst einmal zu verarbeiten gilt.
Beim mageren 1:1-Remis (1:0) in Braunschweig am Samstag war Borussias Schlussmann unfreiwillig zur tragischen Figur geworden. Ter Stegen hatte sich in der zweiten Hälfte einen unglaublichen Fauxpas erlaubt und einen harmlosen Rückpass von Kapitän Filip Daems (35) über den Fuß ins eigene Tor zum Ausgleich rollen lassen.
Es folgten Hohn und Spott für ter Stegen. Borussia hatte so am Ende zum dritten Mal in Serie nach eigener Führung einen Sieg verspielt und rutschte aus den Europapokal-Rängen. „Ich kann es nicht mehr ändern“, sagt ter Stegen. „Es gibt keine Ausreden. Das bringt mich aber nicht um.“
Zumal es nicht das erste Mal ist, dass ter Stegen wegen eines folgenschweren Malheurs in aller Munde ist. Im vergangenen Juni diskutierte die Fußball-Republik bereits über einen ter-Stegen-Lapsus. Damals war ihm im Test-Länderspiel in den USA (3:4) ein irres Eigentor unterlaufen — was wie eine Kopie des Missgeschicks von Samstag wirkte. Im Anschluss fand das Torhüter-Juwel, das ab dem 1. Juli für den spanischen Top-Klub FC Barcelona spielen wird, jedoch Trost, Halt und Rückendeckung im Klub, bei seiner Borussia eben. Das ist auch nach der peinlichen Braunschweig-Nummer nicht anders.
„Marc hat uns schon viele Spiele gewonnen. Nun hat er einmal dazu beigetragen, dass wir nicht gewonnen haben“, sagt Sportdirektor Max Eberl gelassen. So schlimm das für ter Stegen auch sei, ergänzte Eberl, er werde „da rauskommen“.
Auch die Mannschaftskollegen, trotz allen Frustes über die Sieglos-Serie von nunmehr acht Liga-Auftritten, stärken ter Stegen den Rücken. So sagt Mittelfeldspieler Havard Nordtveit (23): „Marc ist für mich mit seinen fußballerischen Fähigkeiten der beste Torhüter der Welt, aber so etwas passiert allen einmal. Wir müssen ihn unterstützen. Wir sind eine Mannschaft — und keine Einzelkämpfer.“
Torhüter-Trainer Uwe Kamps weiß, wie er seinen Schützling binnen kurzer Zeit wieder in die Spur bringen kann. Der 49-Jährige hat ter Stegen schließlich zum Profi und künftigen Barca-Star ausgebildet. „Er kommt damit klar“, versichert Kamps. Das ist er auch nach dem Ding bei der Nationalmannschaft im vergangen Sommer. Der Marc ist da schon sehr stabil.“ Für ter Stegen sei die Zeit bis zum Trainingsauftakt am Dienstag nicht leicht. Das wisse er, so Kamps, noch aus seiner eigenen Profi-Zeit.
„Er wird jetzt die Wunden lecken — und dann froh sein, wenn das Training wieder losgeht.“ Ter Stegen wird sich dann auf das kommende Heimduell mit dem FC Augsburg vorbereiten. Bei dem er das Können wieder demonstrieren will, das ihn rasant zum begehrtesten jungen Torhüter Europas hatte aufsteigen lassen.