Verfolgerduell: Gladbach gegen Hoffenheim auf Rekordjagd
Frankfurt/Main (dpa) - Lucien Favre wandelt auf den Spuren von Hennes Weisweiler. Auf dem Weg zur Einstellung eines Uralt-Rekords soll für den Schweizer mit Borussia Mönchengladbach nun auch Angstgegner 1899 Hoffenheim nicht zum Stolperstein werden.
Holt die Elf vom Niederrhein am Sonntag (15.30 Uhr) im Duell der noch ungeschlagenen Bayern-Verfolger einen Punkt, bleibt sie auch im 17. Pflichtspiel der Saison ohne Niederlage - und würde die Bestmarke der Fohlen aus der Saison 1970/71 unter dem legendären Trainer Weisweiler einstellen. „Jeder ist hungrig genug, da oben dran zu bleiben“, sagte Gladbachs Kapitän Martin Stranzl mit Blick auf das Topspiel des zehnten Spieltages.
Am Mittwoch entledigten sich beide Mannschaften auf beeindruckend souveräne Art und Weise ihrer Zweitrunden-Aufgaben im DFB-Pokal. Die Borussia ließ beim 2:1 (1:0) bei Eintracht Frankfurt fast schon einen Klassenunterschied aufkommen, Hoffenheim deklassierte den Zweitligisten FSV Frankfurt mit 5:1 (2:0). „Es ist toll, in der Konstellation hinzufahren, dass man am 10. Spieltag noch ungeschlagen ist und auf eine Mannschaft trifft, die noch viel länger ungeschlagen ist“, sagte Hoffenheims Profichef Alexander Rosen. „National wird ein großer Fokus auf der Partie liegen. Das ist schön für uns, darauf freuen wir uns.“
Mit dem Blick auf die Bilanz können die Kraichgauer mit breiter Brust an den Niederrhein fahren. Von bislang zwölf Vergleichen entschied die TSG sechs für sich, gegen keinen anderen Bundesligisten hat die Borussia einen schlechteren Punkteschnitt (0,83). „Wir freuen uns auf Gladbach und werden mit voller Energie dorthin fahren“, kündigte 1899-Coach Markus Gisdol an. Die kommenden Wochen werden für sein Team zum Gradmesser. „Wie weit wir als Mannschaft sind, werden die nächsten Partien zeigen. Nach Gladbach kommen ja auch noch die Bayern, Dortmund und Leverkusen. Das sind richtig dicke Bretter.“
Dass es Schlag auf Schlag geht, sind die Gladbacher bereits seit Saisonbeginn gewohnt. Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League - es bleibt fast keine Zeit, die stolze Erfolgsserie zu genießen. Doch bislang steckt der Tabellenzweite die Dreifachbelastung ohne Verschleißerscheinungen weg, lässt sich durch die notwendige Rotation nicht aus dem Rhythmus bringen. Stranzl sprach nach dem Sieg in Frankfurt deshalb auch nicht von einer „Borussen-Elf“, sondern vielmehr von einer „Borussen-18 oder -20.“
Beim 16. Auftritt der Saison präsentierte Favre am Mittwoch zum 16. Mal eine andere Startformation. Dieses Mal rutschten unter anderem Ibrahim Traore und Thorgan Hazard ins Team und entschieden mit ihren beiden Treffern die Partie. Stranzl überraschen die sitzenden Automatismen nicht. „Wer das jetzt noch nicht kapiert, hat seinen Beruf verfehlt.“
Trotz aller Euphorie und Lobeshymnen sehen sich jedoch weder Gladbach noch Hoffenheim bereits in der Rolle des Bayern-Jägers. „Wir sind noch kein Spitzenteam, aber da wollen wir hinkommen“, sagte Hoffenheims Abwehrspieler Niklas Süle. „Es sind gerade erst neun Bundesligaspiele absolviert. Schon jetzt davon zu reden, wir seien eine Spitzenmannschaft, ist etwas früh“, meinte Stranzl.
Borussias Sportdirektor Max Eberl pflichtet ihm bei. „Ich werde nicht sagen: Wir werden nie einen Titel holen“, sagte Eberl bei „SPORT1.fm“. „Aber ich bin immer realistisch. Momentan ist es verdammt schwer.“ Auch wenn sich die Borussia zumindest statistisch den erfolgreichen Weisweiler-Zeiten wieder nähert.