VfL bleibt auswärts schwach

Die Gladbacher ziehen gegen Aufsteiger Hertha BSC mit 0:1 den Kürzeren.

Mönchengladbach. Nur weg — die Profis des VfL Borussia hatten es nach der gestrigen Rückkehr aus Berlin eilig. Viele düsten nach dem Auslaufen wortlos und mit finsterer Miene mit ihren Autos davon. Die 0:1 (0:1)-Pleite in der Fußball-Bundesliga bei Aufsteiger Hertha BSC, der Absturz von Platz vier, hatte bei allen Beteiligten im Gladbacher Lager aufs Gemüt geschlagen. Auswärts bekommt die Mannschaft von Trainer Lucien Favre bislang in dieser Saison kaum ein Bein auf den Boden.

Die Berlin-Pleite war bereits die vierte im fünften Gastspiel. Nur in Augsburg konnten die Fohlen zumindest einen Zähler einheimsen. In der Summe allerdings viel zu wenig für einen Klub, der sich Hoffnungen auf einen Platz im europäischen Wettbewerb macht. Bei Borussia stimmt die Balance zwischen Offensive und Defensive, zwischen Ballbesitz und Durchschlagskraft, immer noch nicht. Da mag die Heimbilanz noch so tadellos sein.

Auswärts werden die Unwuchten im Spielsystem von Favre deutlich. Wie man Kruse, Arango, Raffael und Co. das Leben schwer macht, hat sich rumgesprochen in der Liga. Auch in Berlin. Die Hertha gönnte den Fohlen zwar mehr Ballbesitz, aber so gut wie keine Räume für ihr schnelles Umschaltspiel. An dieser Igel-Taktik bissen sich die Gladbacher erneut auswärts die Zähne aus. Dazu wirkte Hertha deutlicher aggressiver, wackelte hinten nicht und schlug vorne eiskalt nach einer Standardsituation durch Ramos’ Kopfball zu. Das reichte, um Borussias ideenlosen Kurz-Pass-Robotern am Ende den Saft abzudrehen.

„Wir ärgern uns selbst am meisten“, sagte später ein enttäuschter VfL-Torhüter Marc-André ter Stegen. Der 21-Jährige hatte noch Minuten nach dem Schlusspfiff fassungslos auf der Ersatzbank gesessen und die erneute Auswärtspleite sacken lassen müssen. „Wir sind das ganze Spiel diesem einen Tor hinterhergerannt“, so ter Stegen.

Dass Borussia den Auswärtskomplex auch in der Hauptstadt nicht in den Griff bekam, stimmt umso nachdenklicher, da 10 000 Fohlen-Fans im Olympiastadion auch dank einer beeindruckenden Choreografie („Liebe kennt keine Entfernung“) für Heim-Atmosphäre sorgten. „Das war beeindruckend. Schade, dass wir unsere Fans nicht glücklich machen konnten. Ich ärgere mich enorm über diese Niederlage“, sagte Borussias Brasilianer Raffael.

Es passte ins Bild, dass in der Schlussphase ausgerechnet Martin Stranzl, seit Wochen einer der besten Gladbacher, von Schiedsrichter Jochen Drees auch noch zu Unrecht die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Zweimal war Stranzl ins Luftduell mit Herthas Sebastian Langkamp gegangen, zweimal sank dieser zu Boden. Schiedsrichter Markus Merk sagte später im TV-Sender Sky: „Gelb-Rot ist in diesem Fall eine viel zu harte Entscheidung.“

Dennoch: Stranzl ist für ein Spiel gesperrt. Somit hat die Borussia nicht nur ein Auswärts-, sondern im kommenden Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt auch ein Innenverteidiger-Problem. Denn nach der Verletzung von Alvaro Dominguez (Schlüsselbeinbruch) und Stranzls Sperre steht mit Roel Brouwers nur noch ein Innenverteidiger zur Verfügung. Auf Trainer Favre kommt also noch jede Menge Arbeit zu.