Bundesliga-Check Wie sieht die Ausgangslage bei Borussia Mönchengladbach aus? Fünf Fragen und Antworten
Mönchengladbach · Wie sehen die Voraussetzungen für die neue Saison bei Borussia Mönchengladbach aus? Fünf Antworten auf fünf wichtige Fragen.
Wann genau hat Borussia Mönchengladbach sich eigentlich so verloren?
Kein fixer Zeitpunkt, eher ein fließender Prozess, in dem die wichtigen Protagonisten den Glauben an Ihr eigenes Tun verloren hatten. Zu dieser Entwicklung gehörte der Schritt des früheren Sportdirektors Max Eberl, den Trainer Dieter Hecking durch den vermeintlich besseren Marco Rose zu ersetzen. Wie Karma hat das auf den Verein zurückgeschlagen. Rose zog nach einer guten und einer schlechten zweiten Dortmund vor. Und Eberls Versuch, mit Adi Hütter das Unglück unbemerkt wieder einzufangen, schlug fehl. Darüber flüchtete ein erschöpfter Eberl und dann ein missverstandener Hütter am Ende der vergangenen Saison gleich auch noch. Jetzt braucht der Verein eine neue Identität durch starke Köpfe. Ob Sportdirektor Roland Virkus einer sein kann, wird sich in dieser Saison herausstellen. Der große Hoffnungsträger aber ist jetzt Daniel Farke, der neue Trainer.
Was darf man vom neuen Trainer Daniel Farke erwarten?
Einiges. In vier Jahren bei Norwich City hinterließ der Trainer in Premier League und Unterhaus gewaltige Spuren, das Abenteuer in Krasnodar endete ob des Krieges ohne Pflichtspiel für ihn – also kein Urteil.
ist Kommunikator und Arbeitstier, hat Lust auf Bundesliga und scheint angesichts erster Eindrücke ein Trainer zu sein, der die Riege der traditionell eher starken Trainer in Gladbach mühelos fortsetzt. Weil Spieler wie Christoph Kramer in Interviews zahlreich die schlechte Stimmung unter Hütter preisgaben, steht die gute Stimmung unter Farke gleich noch mehr im Blickpunkt. Gute erste Testergebnisse gegen 1860 München (6:0) oder Viktoria Köln (5:2) polstern die Laune der zuletzt geplagten Fans auf. Und während Hütter sich heute noch wundert, warum er für eine Ballbesitzmannschaft überhaupt geholt worden war, ist Farke vor allem eines: ein Ballbesitztrainer.
Sind die Tage der offenen Tür Vergangenheit?
61 Tore hat Borussia Mönchengladbach vergangene Saison kassiert – und das mit einem teils herausragenden Torwart Yann Sommer. Mehr Gegentreffer nahmen nur Hertha BSC und Greuther Fürth hin, auch deswegen will die Borussia ihr gesamtes Spiel wieder verändern: nicht mehr unorganisiert ins Verderben rennen, sondern Rhythmus und Kontrolle selbst in die Hand nehmen. Der Japaner Ko Itakura, den Schalke sich nicht mehr leisten konnte, könnte diese Veränderung personifizieren. Er gilt als die Hoffnung für mehr Gladbacher Spielkontrolle. An der Seite des Ivorers Manu Koné, der in der vergangenen Platz-10-Saison die Entdeckung gewesen ist, winkt da so etwas wie eine echte Sahne-Zentrale, zu der auch Christoph Kramer gehört, wenn Itakura in die Innenverteidigung wechselte. Fraglich bleibt nämlich die Qualität dort, wo Nationalspieler Matthias Ginter (SC Freiburg) auch noch wegfällt. Und: Nizza baggert an Sommer. Geht der Schweizer Nationaltorwart, geht ein stabiler Baustein und auch ein Typ - das würde arg schmerzen.
Fühlt sich Florian Neuhaus noch wohl – oder ist er auf dem Absprung?
Auch Neuhaus hing in der vergangenen Saison durch, war auch früh mit Hütter aneinander geraten und führte lange ein seltsames Eigenleben mit stetem Flirt (mindestens lange unwidersprochen) gen Süden. Aber: Neuhaus scheint sich gefangen zu haben, zuletzt sprach er von Aufbruchstimmung am Niederrhein, wo sein Vertrag bis 2024 läuft und es eine Zukunft für ihn zu geben scheint: „Es macht einfach Spaß gerade, wir haben richtig Bock auf das Neue.“ Nun weiß man, dass das nichts heißen muss, aber Neuhaus sagt, er habe die Vertragslaufzeit „schon bewusst“ gewählt. Und er will noch in den WM-Kader. Ein kurzfristiger Wechsel wäre auch diesbezüglich ein Risiko.
Aber wieso verändert sich Gladbachs Kader so wenig?
Kann alles noch kommen. So wurde am 15. Juli vom Verein offiziell bestätigt, dass der Spieler Breel Embolo Borussia Mönchengladbach verlässt und zur AS Monaco wechselt. Spieler wie Jonas Hofmann, Allasane Plea, Marcus Thuram, Ramy Bensebaini, Yann Sommer und sogar Lars Stindl haben Verträge, die allesamt 2023 auslaufen. Gladbach muss jetzt eigentlich noch den einen oder anderen verkaufen, weil man derzeit nicht in der Lage ist, durchweg gut dotierte neue Verträge mit diesen Akteuren abzuschließen. Und andererseits auch nicht 2023 nur noch frustrierend ablösefrei gehen lassen will. Das hatte man zuletzt schon im Fall Ginter. Und es war für alle Beteiligten nicht schön.