Zehn Jahre Borussia-Park - Schippers: „einzigartig“
Mönchengladbach (dpa) - Am 14. August 2004 fand im Borussia-Park das erste Bundesligaspiel nach der Ära am Mönchengladbacher Bökelberg statt. Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers erklärt, wie der Club sich dadurch verändert hat und was in Zukunft noch geplant ist.
In zehn Jahren Borussia-Park hat sich Borussia Mönchengladbach enorm entwickelt. Ist es ein anderer Club geworden?
Schippers:Borussia ist der gleiche Verein geblieben. Dennoch war es ein wichtiger Schritt für den Verein. Wenn wir den Borussia-Park nicht gebaut hätten, würden wir heute nicht in der Bundesliga und vielleicht auch nicht in der 2. Liga spielen.
Hatten Sie Sorge, dass die Fans die neue Heimat nicht annehmen könnten?
Schippers:Sorge nicht, aber Überlegungen schon. Wir haben uns 1999 gesagt, dass eine neue Spielstätte zukunftsweisend ist. Deshalb haben wir früh den Arbeitskreis Stadion mit dem Fanprojekt und Fans ins Leben gerufen. Wir wollten berücksichtigen, was auch für die Fans interessant ist und welche Wünsche sie haben. Ein Punkt waren flache Zäune oder auch eine große Anzahl Stehplätze. Diese Dinge konnten wir umsetzen. Deshalb ist das Stadion von den Fans gut angenommen geworden.
Sportlich hätten sie aber wohl sechs oder sieben Zweitliga-Jahre in den letzten zahn Jahren nicht verkraftet?
Schippers:Es war eine Auflage der Banken, dass wir das Szenario 2. Liga mit ins Kalkül ziehen. Das haben wir getan. Das Stadion trägt sich auch in der 2. Liga, aber ob das über einen Zeitraum von 10 oder 15 Jahren so wäre, das ist die Frage. Aber das ist auch gar nicht unser Anspruch. Unser Anspruch ist die erste Liga. Wir haben mit dem Borussia-Park eine perfekt auf Verein und Region zugeschnittene Heimspielstätte bauen können.
Mit dem Bökelbergstadion wäre Borussia heute nicht überlebensfähig?
Schippers:Der Bökelberg war nicht mehr konkurrenzfähig. Wir haben damals einen Umsatz von 18 Millionen Euro gemacht, heute sind es 110 Millionen. Das wäre dort nicht möglich gewesen.
Der Borussia-Park wächst weiter. Aktuell wurde gerade der Fohlen-Campus fertiggestellt und eröffnet.
Schippers:Wir haben das Trainingsgelände vergrößert, den Fohlen-Platz eröffnet. Nun wird unser Jugendleistungszentrum durch den Fohlen-Campus erweitert und trägt dazu bei, unsere Jugend noch besser auszubilden. Wir sind die Fohlenelf vom Niederrhein und es ist ein wichtiger Schritt, jedes Jahr ein, zwei Spieler aus der Jugend ans Profiteam heranzuführen. Wir sind kein Verein, der sich mit viel Geld eine Mannschaft erkaufen kann. Wir müssen uns das aus der Jugend heraus erarbeiten und haben heute 40 Prozent Eigengewächse im Kader. Gerade für junge Spieler ist das ein Signal, dass Borussia eine Zukunft bieten kann.
Was ist noch an Baumaßnahmen geplant?
Schippers:Wir planen einen Neubau von 15 000 Quadratmetern Fläche. Dieses Gebäude soll ein Museum, einen Fan-Shop, unsere Reha-Abteilung und ein Hotel beherbergen. Mit der Lindner-Gruppe haben wir Einigkeit über ein Hotel, das zu 40 Prozent von Borussia und zu 60 Prozent von Lindner betrieben wird. Wir werden bis zum Jahresende die Detailplanungen abschließen und die Frage der Investition klären, um dann endgültig zu entscheiden.
Mit mehr als 100 Millionen Umsatz und vielen Arbeitsplätzen ist Borussia ein bedeutendes mittelständisches Unternehmen.
Schippers:Bei Borussia sind 200 Mitarbeiter beschäftigt, darüber hinaus sind es zusätzlich ca. 1800, die zum Gelingen des Spieltages beitragen. Der Werbewert für die Stadt Mönchengladbach beträgt rund 20 Millionen Euro pro Jahr, von Borussia geht für die Stadt und die Region eine mittel- und unmittelbare Wertschöpfung von rund 200 Millionen Euro aus. Das hat eine Studie der Hochschule Niederrhein ergeben.
Ist die Kontinuität auch ein bisschen das Erfolgsgeheimnis? Fast alle Entscheidungsträger sind hier noch in Amt und Würden.
Schippers:Wir sind kontinuierlich gewachsen und haben eine sehr starke Kontinuität. Da weiß die linke Hand, was die rechte tut. Und wenn dann noch alle auf dem Boden bleiben, sind wir auf dem richtigen Weg.
Aber die Top-Clubs sind doch noch weit entfernt. Kann man die Lücke überhaupt schließen?
Schippers:Mit dem FC Bayern haben wir einen Klassenprimus. Es liegt an uns allen, die Lücke nicht zu groß werden zu lassen. Mal sehen, was in zehn oder 15 Jahren ist. Aber insgesamt möchte ich doch eher von einer recht offenen Liga sprechen.
Sie haben den Stadionnamen bislang nicht vermarktet und damit in zehn Jahren auch auf Geld verzichtet. Der Borussia-Park ist schon fast wieder eine Tradition. Gibt es überhaupt noch Überlegungen in diese Richtung?
Schippers:Wir sind sehr sensibel mit dem was wir tun, und was wir nicht tun. Es gibt Bereiche, die können vermarktet werden, an andere muss man sensibel herangehen. Ein Partner für den Stadionnamen muss hundertprozentig passen. Wir wollen und müssen den Namen nicht um jeden Preis vermarkten und wir prüfen bei entsprechenden Angeboten, die es in der Vergangenheit auch schon gab, ob der wirtschaftliche Nutzen für Borussia in einem guten Verhältnis dazu steht, dass man mit dem Stadionnamen einen gewissen Eingriff in die eigene Identität zulässt. Der Borussia-Park ist einzigartig und hat sich so festgesetzt in den Köpfen.
Je länger das Stadion Borussia-Park heißt, desto schwieriger ist es den Namen zu verändern?
Schippers:100-prozentig, aber wir sind stolz darauf, dass der Borussia-Park zu so einem starken Symbol für unseren Club geworden ist.
Passend zum Jubiläum stehen wieder internationale Spiele an. Ist Sarajevo ein gutes Los?
Schippers:Wir freuen uns riesig, dass wir die Playoffs spielen. Wir müssen diese Spiele sehr ernst nehmen und werden den Gegner auf keinen Fall unterschätzen, aber es ist sicher machbar. Doch in Sarajevo können wir uns auf ein Tänzchen gefasst machen.
Bei Einzug in die Gruppenphase dürfen sie mit bis zu fünf Millionen rechnen. Werden sie noch mal auf dem Transfermarkt tätig?
Schippers:Das ist nicht geplant, weder vom Trainer noch vom Sportdirektor. Wir haben uns sehr gut verstärkt und die Kaderplanung ist abgeschlossen. Natürlich hält Max Eberl die Augen offen, aber das hat nichts mit dem Einzug in die Gruppenphase zu tun.
Die Fans lechzen jedenfalls nach internationalen Spielen.
Schippers:Unsere Fans haben durch ihre freundschaftlichen und friedlichen Auftritte bei den Europa-League-Spielen vor zwei Jahren eine ganz besondere Visitenkarte hinterlassen. Das ist auch der UEFA aufgefallen. Das ist Borussia und darauf sind wir stolz.
ZUR PERSON:Stephan Schippers ist Betriebswirt und seit 1999 bei Borussia Mönchengladbach als Geschäftsführer tätig. Der 46-Jährige ist in der Nähe des Bökelbergs aufgewachsen und seit frühester Kindheit Borussia-Fan.