Brychs bewegtes Jahr: Phantomtor und WM-Krönung
Frankfurt/Main (dpa) - Was Felix Brych in dieser Saison erlebt hat, machen andere Schiedsrichter in ihrer gesamten Laufbahn nicht mit. Phantom-Tor, Europa-League-Finale und jetzt noch die WM: Deutschlands Top-Referee hat ein bewegtes Fußball-Jahr hinter sich.
Dass er trotz seines groben Patzers im Bundesligaspiel Hoffenheim gegen Leverkusen bei der Weltmeisterschaft in Brasilien dabei ist, spricht um so mehr für den 38-Jährigen. „Die WM ist für jeden Sportler eine große Geschichte, eben auch für Schiedsrichter“, sagte Brych erfreut.
Dabei wäre sein WM-Traum Mitte Oktober des vergangenen Jahres fast zerplatzt. Dass er an jenem Freitagabend auf Tor für Leverkusen entschied, obwohl der Kopfball von Stefan Kießling klar ans Außennetz und erst danach ins Hoffenheimer Gehäuse gegangen war, kreidete ihm auch die FIFA an. Als „klaren Fehler“ bezeichnete der Fußball-Weltverband die Entscheidung damals. Nur wenige setzten danach noch einen Pfifferling auf den Juristen aus München.
Doch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hielt man trotzdem an Brych fest. Herbert Fandel, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im DFB, hatte sich schon frühzeitig auf Brych als Nachfolger von Wolfgang Stark festgelegt, der die deutsche Pfeifen-Gilde bei den vergangenen Großevents vertreten hatte.
Brych ist stolz darauf, im fußballverrückten Brasilien seine WM-Premiere feiern zu dürfen. „Seit Jahrzehnten schaue ich jede WM im Fernsehen. Dass ich jetzt dabei sein darf, ist eine tolle Sache“, sagte Brych, der zusammen mit seinen bewährten Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp an den Zuckerhut reisen wird. Das deutsche Schiedsrichterwesen sei mit diesem Trio „exzellent in Brasilien vertreten“, schrieb Fandel in der Schiedsrichter-Zeitung“ des DFB.
Um in Brasilien Topleistungen abzuliefern, haben sich die Unparteiischen so professionell wie noch nie auf die WM vorbereitet. Im Februar gab es einen Lehrgang auf Gran Canaria, Ende März folgte eine proppevolle Woche in Zürich mit Regelkunde, Videoschulungen und praktischen Übungen. Bereits am 1. Juni, und damit sogar noch vor der deutschen Nationalmannschaft von Bundestrainer Joachim Löw, geht es dann nach Brasilien, wo in Rio de Janeiro der Feinschliff für die Weltmeisterschaft ansteht.
Brych weiß, was ihn und seine Kollegen in Brasilien erwartet. Beim Confed Cup im vergangenen Jahr konnte er erste Erfahrungen mit den Bedingungen in diesem Riesenland machen. Das Klima, die langen Reisen, die unterschiedlichen Zeitzonen - wie auf die Teams kommt auch auf die Referees einiges zu. „Ich weiß, dass auf mich hohe körperliche Herausforderungen warten“, sagte Brych. Träumt er insgeheim wie alle Fußballer auch vom Finale? „Ach, die Frage stellt sich gar nicht. Ich freue mich einfach, dass ich dabei bin.“