1. FC Nürnberg hofft auf die „letzte Rille“
Nürnberg (dpa) - Mit der Liebe ist es vorerst vorbei in Nürnberg. Nach der nächsten zweitklassigen Vorstellung im Abstiegskampf hatten selbst die geduldigen Fans des „Clubs“ genug.
Mit Pfiffen und Buhrufen schickten die Anhänger die Nürnberger Profis nach der 1:4 (1:1)-Abfuhr gegen Bayern Leverkusen nach Hause. Die Hoffnung aufs Drinbleiben in der Fußball-Bundesliga schwindet, die fränkischen Durchhalteparolen klingen verzweifelt. „Wir werden noch nicht aufgeben, es ist noch zu früh“, sagte Coach Gertjan Verbeek - und blickte dabei mit leeren Augen in den Raum.
Acht Niederlagen in neun Spielen, zuletzt zwei 1:4-Pleiten nacheinander: Nur die Schwäche des Abstiegskonkurrenten Hamburger SV hält die Franken derzeit noch im Rennen. „Alle Spieler haben ihr Bestes gegeben“, fand Verbeek. Abwehrroutinier Javier Pinola meinte: „Wir versuchen alles, was der Trainer von uns verlangt.“ In der Bewerbung für eine weitere Saison im deutschen Fußball-Oberhaus sind das vernichtende Analysen.
Außer Bemühungen gab es wenig positive Ansätze. „Wir haben einfach im Moment nicht die Qualität, um gegen eine Bundesligamannschaft von oben zu gewinnen“, erkannte Torhüter Raphael Schäfer nach den Gegentreffern von Emir Spahic (17./80. Minute), Sebastian Boenisch (48.) und Roberto Hilbert (87.). Marvin Plattenhardts zwischenzeitlicher Ausgleich (26.) ließ die Gastgeber nur kurz hoffen.
„Es ist nicht schön und wird immer schwieriger“, sagte Trainer Verbeek und haderte - wieder einmal - mit dem Schiedsrichter. Das Team um Marco Fritz ahndete in der ersten Halbzeit ein Foul von Emre Can gegen Hanno Balitsch im Strafraum nicht. „Das ist unglaublich“, schimpfte der niederländische Coach, „das ist 100 Prozent ein Strafstoß! Aber in dieser Saison wird das nie für uns gepfiffen.“
Die Nürnberger wollten das erneute Negativerlebnis allerdings nicht an dieser einen Szene festmachen. Dass sich die Abstiegskämpfer aus Franken gegen die technisch überlegenen, aber keineswegs überragenden Leverkusener ausgerechnet bei ruhenden Bällen überlisten ließen, erzürnte Verteidiger Emanuel Pogatetz schon mehr. „Tore aus Standardsituationen müssen wir in der Lage sein zu verteidigen!“, klagte der Österreicher.
So konnten die FCN-Hauptdarsteller den Zorn der Zuschauer verstehen, der sich nach dem Schlusspfiff entlud, als sich die Spieler in der Kurve für die Niederlage entschuldigen wollten - dort, wo seit Wochen Banner mit dem Abstiegskampf-Solidaritäts-Slogan „Ich bereue diese Liebe nicht“ hängen. „Natürlich verstehe ich das“, räumte Verbeek ein. Viele Fans verließen schon vor dem Schlusspfiff deprimiert das Stadion.
Der Trainer klammert sich an die Tabelle, in der der „Club“ weiterhin nur einen Zähler hinter dem Relegationsplatz rangiert. „Sechs Spieltage vor Schluss habe ich gesagt: Wir müssen noch drei Spiele gewinnen. Jetzt haben wir noch drei vor uns. Vielleicht reichen auch zwei Siege. Aber wir müssen gewinnen - und das ist im Moment das größte Problem.“ Altmeister Pinola forderte: „Wir müssen aufstehen und den Kopf hochhalten. Wir haben drei Finals vor uns.“
Der direkte Klassenverbleib ist nach dem Sieg des VfB Stuttgart am Sonntag wohl nicht mehr zu schaffen, jetzt geht es nur noch um Schadensbegrenzung und die Hoffnung auf Rettung in der Relegation. Oder wie Torwart Schäfer meinte: „Wir versuchen, auf der letzten Rille ins Ziel zu kommen.“