4:4 - Fußball-Wahnsinn in Dortmund
Mehr als 80 000 Fans erleben in Dortmund gegen Stuttgart das beste Spiel der Saison.
Dortmund. Es war eines dieser Spiele, die in die Geschichte eingehen werden. Nach 90 Minuten hieß es 4:4 (1:0) zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart, und weder die Spieler noch die mehr als 80 000 Zuschauer im Dortmunder Stadion wussten, wie ihnen geschehen war.
Dabei sahen die Dortmunder bereits wie der sichere Sieger aus, mussten dann aber sogar einem Rückstand hinterherlaufen, konnten am Ende das Spiel mit einer unglaublichen Willensleistung zurückkommen, ehe sie noch einen Rückschlag hinnehmen mussten. „Da geht einem das Zäpfchen ab“, jubelte VfB-Manager Fredi Bobic über einen „Höhepunkt der Saison“, Dortmunds Trainer Jürgen Klopp fand das Remis „am Ende verdient, für mich ist es ein Punktgewinn“. Und Bruno Labbadia, Trainer der Stuttgarter, befand: „Für so ein Spiel lohnt sich die Arbeit einer ganzen Saison.“
Bereits vor dem Anpfiff gab es gute Nachrichten für den BVB. Der Klub begrüßte ganz offiziell sein 60 000. Mitglied und Mario Götze, den seit mehr als drei Monaten am Schambein verletzten Nationalspieler. Der Applaus für den 19-Jährigen war deshalb so groß, weil Götze erst vor ein paar Tagen seinen Vertrag bis 2016 verlängert hatte.
Es war nach 45 Minuten nur schwer vorstellbar, welche Qualität Götze dieser Dortmunder Mannschaft noch zusätzlich verleihen hätte können. Die Wucht, mit der die Mannschaft die Schwaben phasenweise überrannte, war derart gewaltig, dass der VfB nicht mehr als einen überforderten Spielball abgab. Es war in der ersten Hälfte ein einziger Sturmlauf, so intensiv, als würden die Dortmunder einen Rückstand im internationalen Wettbewerb aufholen müssen.
Die Spieler von Bruno Labbadia kämpften, warfen sich in jeden Schuss, retteten für den bereits ausgespielten Torhüter spektakulär auf der Linie — und auch die Querlatte war ihnen wohlgesonnen. Bis Shinji Kagawa nach sehenswerter Kopfballablage von Sebastian Kehl nach 33 Minuten seine dritte Großchance nutzte — 1:0. Vier Minuten nach dem Wiederanpfiff sorgte Jakub Blaszczykowski für das 2:0 — und die vermeintliche Entscheidung.
Doch dann nahmen die Dortmunder das Tempo heraus, was sich als grober Fehler herausstellen sollte. Die Stuttgarter erzielten innerhalb von neun Minuten durch Vedad Ibisevic und zwei Treffer von Julian Schieber die Führung. „Wir haben immer die Ruhe bewahrt“, sagte Labbadia.
Doch der BVB kämpfte sich zurück, erzielte erst durch Hummels den Ausgleich, um dann durch Ivan Perisic in Führung zu gehen. Als alle dachten, die Partie sei entschieden, war es Christian Gentner in der Nachspielzeit, der das 4:4 erzielte.