96-Chef Kind rudert in Trainerfrage zurück
Hannover (dpa) - Von seinem Boss Martin Kind bekam Tayfun Korkut noch Rückendeckung, von seinem früheren Mitspieler Xabi Alonso kann er die am Samstag gegen Bayern München kaum erwarten.
Dreht der Rekordmeister bei Hannover 96 so auf wie zuletzt angesichts von 20 Toren aus vier Bundesligaspielen, dürfte es ungeachtet der jüngsten Aussagen von Clubchef Kind eng werden für 96-Trainer Korkut. „Die öffentliche Diskussion wird dann wieder zunehmen“, sagte Kind der Deutschen Presse-Agentur.
Der medial omnipräsente 70 Jahre alte Unternehmer war ansonsten einen Tag vor dem wichtigen Spiel gegen die Bayern darauf bedacht, den von ihm selbst entfachten Druck auf Korkut wieder abzuschwächen. „Es ist nicht eng. Wir haben keine Trainerdiskussion“, befand Kind, dessen Aussagen in den Tagen zuvor nach sieben sieglosen 96-Spielen eine ganz andere Vermutung hatten aufkommen lassen.
„Er braucht die Ergebnisse“, hatte der Unternehmer verschiedenen Medien gesagt und gefordert: „Drei Punkte sollten wir schon machen aus den drei Partien.“ In den nächsten drei Spielen geht es aber immerhin gegen Bayern, Mönchengladbach und Dortmund. „Warum sollten wir etwa in Gladbach nicht mindestens einen Punkt holen?“, meinte Kind am Freitag. Außerdem habe es sich nicht um eine Forderung, „sondern um einen Wunsch“ gehandelt: „Es gibt auch keine Vorgaben.“
Auch die Aussage, bei einem „0:10“ am Samstag „eine besondere Situation“ zu haben, sei nur auf die „externe Diskussion“ bezogen gewesen, erklärte Kind in seiner unnachahmlichen Art. „Intern gibt es keine Diskussion“, meinte er.
Gleichwohl könnte es diese bald geben. Dann nämlich, wenn sich die Tabellensituation verschärft. „Noch haben wir vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge“, betonte Kind. „Ich trage die Verantwortung für Hannover 96 und der ordne ich alles unter. Einen Abstieg werde ich nicht akzeptieren“, hatte Kind zuvor gesagt. Und an diesen Sätzen gab es selbst für ihn, bei dem Aussagen an unterschiedlichen Tagen gerne mal in unterschiedliche Richtungen gehen können, auch am Freitag nichts zu relativieren.
Dass der Druck durchaus da ist, hat Korkut derweil auch verstanden. „Der Druck ist bei mir gut aufgehoben. Das ist ein Begleiter, den ich ständig habe, um den ich mich kümmere“, sagte der frühere türkische Nationalspieler, bei dem die Freude über das Wiedersehen mit seinem früheren Mitspieler Alonso aus gemeinsamen San-Sebastián-Zeiten in den Hintergrund rückte: „Ich kenne meine Aufgabe. Ich habe mich darauf konzentriert, die Mannschaft auf das Spiel vorzubereiten.“
Fast schon demonstrativ ließ er sein Team in diesen Tagen bei Übungen teilweise Hand in Hand trainieren, um den Zusammenhalt zu stärken. Die Lockerheit ihres Trainers, der zum Jahreswechsel 2013/2014 Mirko Slomka beerbt hatte, nötigte Teilen der Mannschaft jedenfalls Respekt ab. „Ich bin beeindruckt vom Trainer, wie er mit der Situation umgeht“, meinte etwa Routinier Christian Schulz.