Abstiegs-Meister Augsburg im Rausch
Augsburg (dpa) - Nach der historischen Rettung ließen es die Augsburger Abstiegskampfhelden wie nach einem Titelgewinn krachen.
Fan-Liebling Alexander Manninger und Vorkämpfer Sascha Mölders stießen gleich auf dem Rasen mit riesigen Gläsern auf den direkten Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga an, der umjubelte Trainer Markus Weinzierl sowie Manager Stefan Reuter wurden mit Bier geduscht.
30 000 berauschte Anhänger feierten nach dem 3:1 (1:0) im Abstiegsfinale gegen Greuther Fürth ihre Lieblinge, die jubelnd durch die Fußball-Arena zogen. „Die Puppen tanzen weiter durch die Bundesliga“, stand auf ihren roten T-Shirts. „Nie mehr 2. Liga“, riefen die Fans.
Das Happy-End in der Augsburger Puppenkiste ist eine der tollsten Geschichten, die in der 50. Erstliga-Saison geschrieben wurden. „Wir waren an Weihnachten totgesagt, waren in einer Scheißsituation - aber wir haben uns da rausgekämpft“, krächzte der heisere Weinzierl im klatschnassen weißen Hemd. „Für den FC Augsburg war es heute eine Meisterschaft“, sagte er abends bei der Feier in einem Brauhaus. Der jüngste Coach der Liga (38) sicherte sich einen Eintrag in den Geschichtsbüchern: Nie zuvor war es einer Mannschaft gelungen, nach neun Punkten in der Hinserie dem Abstieg zu entgehen.
Eine „unheimliche Erleichterung“ erfüllte Weinzierl. „Wir haben in der Rückrunde sieben Siege geholt, das ist für eine Mannschaft im Abstiegskampf sensationell.“ 33 Zähler reichten am Ende zur direkten Rettung. Für die letzten drei Punkte sorgten mit ihren Toren Tobias Werner (30. Minute), Jan-Ingwer Callsen-Bracker (55.) und Dong-Won Ji (75.). Für Fürth war Florian Trinks erfolgreich (62.).
„Psychologisch war es für uns ein Vorteil, von unten zu kommen, Druck auszuüben und an das große Wunder zu glauben“, resümierte Weinzierl. Nur zweimal - nach dem 3. und 34. Spieltag - stand der FCA auf Platz 15 und damit über dem Strich. „Was am letzten Spieltag passieren kann, ist verrückt“, sinnierte Reuter. „Jetzt können wir Gas geben und alles runterspülen“, frohlockte Mölders.
Nach der Winterpause hatte es klick gemacht. An Weinzierl hielt der Verein fest, holte stattdessen den dritten Manager. Reuter wurde zum starken Partner des Trainers, machte den Profis Druck, erwies sich als „super Manager“, wie Weinzierl hervorhob.
Ein weiterer Glücksgriff war der 35 Jahre alte Manninger. Der Österreicher kam aus der Arbeitslosigkeit, avancierte zur Leitfigur und war auch gegen Fürth der „Türöffner“ zum Sieg, wie Weinzierl betonte: Der Torwart hielt in der 5. Minute einen Foulelfmeter von Edgar Prib, der bei der Wiederholung an ihm scheiterte. „Alex hat den Glauben vorneweg gelebt“, pries Weinzierl seine Nummer 1.
Manninger ist einer jener Leistungsträger, die Weinzierl und Reuter „tausendprozentig“ in Augsburg halten wollen. Denn nach dem rauschenden Happy-End können Manager und Trainer nun konkret für die neue Saison planen. „Unser Ziel ist es, einen stabilen Erstligisten zu formen“, beschrieb Weinzierl die nächste Aufgabenstellung.
In Fürth gehen die Verantwortlichen den Neubeginn in der 2. Liga bescheidener an. Den direkten Wiederaufstieg anzupeilen, bezeichnete Trainer Frank Kramer als „vermessen“. Er müsse zunächst eine neue Mannschaft aufbauen - eine Rückkehr in die Bundesliga sei „vielleicht irgendwann möglich, wenn wieder alles zusammenpasst“.