Abstiegskampf: Nervenkitzel im Derbys
Düsseldorf (dpa) - Der Existenzkampf in der Fußball-Bundesliga ist schon nervenaufreibend genug, jetzt kommen in zwei hochbrisanten Derbys durch die Rivalität der Fans weitere Emotionen hinzu.
Sechs Runden vor Saisonschluss müssen sechs Teams im unteren Tabellendrittel mit dem Schlimmsten rechnen, vier Clubs stehen sich dabei am Wochenende in zwei Nachbarschaftsduellen gegenüber. Dabei können der SC Freiburg (in Stuttgart) und Hannover 96 in dem mit großer Sorge erwarteten Lokalkampf in Braunschweig einen wichtigen Schritt aus der Krisenregion schaffen.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius glaubt, dass die prekäre Tabellensituation beider Clubs die Ausgangslage verschärft. „Natürlich liegen jetzt bei den Fans beider Mannschaften die Nerven blank. Fußballerisch könnte das Spiel also eine entspanntere Ausgangslage haben“, meinte der SPD-Politiker vor der Partie am Sonntag. 3300 Polizisten sollen Ausschreiten wie im Hinspiel verhindern. Sportlich steht vor allem Gastgeber Braunschweig als Tabellenletzter mit 22 Punkten unter Druck. Allerdings hat Hannover (29) die letzten drei Partien in der Liga verloren. „Es ist eine bedrohliche Situation“, sagte Torhüter Ron-Robert Zieler.
Wie die 96-er kann auch der SC Freiburg (29) einen Sicherheitsabstand zur gefährdeten Zone herstellen. Für die Stuttgarter (24) geht es im baden-württembergischen Derby schon um alles. „Als ich kam, habe ich gesagt, wir haben noch zehn Endspiele. Jetzt haben wir noch sechs. Es wird immer knapper. Und enger“, befand VfB-Coach Huub Stevens.
Sein Kollege Christian Streich wird nach der Auseinandersetzung mit „Club“-Trainer Gertjan Verbeek am vergangenen Wochenende unter besonderer Beobachtung stehen. Streich betonte, dass er keinen Fehler gemacht habe. Der SC-Coach weiß aber, dass seine emotionalen Auftritte an der Seitenlinie nicht allen Leuten gefallen. „Ich rede schon mein ganzes Leben mit Händen und Gesten“, erklärte Streich. Das Derby werde auch eine „Nervensache“, meinte der Trainer. „Aber wir wollen alles einbringen und vielleicht sogar dort gewinnen.“
Auch der 1. FC Nürnberg (26) benötigt nach der Niederlage in Freiburg dringend Punkte, um sich Luft zu verschaffen. Gegner Borussia Mönchengladbach befindet sich mit drei Siegen aus vier Spielen wieder im Aufwind und peilt einen internationalen Startplatz an. Doch Trainer Lucien Favre warnt davor, die Franken zu unterschätzen. „Schon das Hinspiel, das wir 3:1 gewonnen haben, war nicht leicht für uns“, sagte der Schweizer.
Im Schatten des Abstiegskampfes bestreitet der FC Bayern sein Pflichtprogramm beim FC Augsburg, ehe der Fokus ganz auf das Champions-League-Rückspiel gegen Manchester United gerichtet wird. „Die beste Vorbereitung für Manchester ist es, in Augsburg ein gutes Spiel zu machen“, erklärte Abwehrspieler Dante. Einige Bayern-Spieler werden sicherlich geschont.
Im Fernduell um Rang zwei und die Revier-Meisterschaft trifft der BVB auf seinen Pokal-Halbfinalgegner VfL Wolfsburg. Nach der 0:3-Pleite bei Real Madrid und der zuletzt hohen Belastung befürchtet Trainer Jürgen Klopp aber keinen Kräfteverschleiß: „Wir kommen jetzt in die entscheidende Saisonphase und spielen ja nach Wolfsburg auch noch gegen Leverkusen und Bayern. Aber meine Mannschaft weiß, worum es geht“, sagte der Coach.
Beim Tabellendritten FC Schalke entspannt sich die Personallage vor der Partie bei Werder Bremen. Kevin-Prince Boateng und Kyriakos Papadopoulos kehren zurück. Trainer Jens Keller betonte, dass man nicht auf den BVB schiele. „Wenn wir punkten, haben wir es in der Hand. Da schauen wir nicht auf die Konkurrenten“, sagte der Coach.