Adler-Patzer: HSV kassiert im Nordderby 1:5
Hannover (dpa) - Die 96-Fans sangen auf dem Heimweg fröhlich vom Europapokal, als René Adler in den Stadionkatakomben niedergeschlagen seine haarsträubende Fehlerserie eingestand.
„Ich sah bei einigen Situationen nicht gut aus“, gab der Hamburger Keeper nach der 1:5-Abreibung im Nordderby unumwunden zu: „Ich war meilenweit von meiner Normalform entfernt.“ Gleich an vier der fünf Gegentore in Hannover war der Fußball-Nationaltorhüter beteiligt.
Ausgerechnet im direkten Duell mit seinem Konkurrenten Ron-Robert Zieler patzte Adler und wurde so zum „Buhmann“, wie er es selbst nannte. „Ein besseres Beispiel für einen gebrauchten Tag gibt es nicht“, sagte der zuvor so hoch gelobte HSV-Tormann, der Hannover mit hängendem Kopf verließ und enttäuscht in den Bus schlich.
Bei den Treffern von Mame Diouf (7. Minute), Szabolcs Huszti (39./Foulelfmeter) und Didier Ya Konan (45./68.) sah Adler schlecht aus oder half sogar kräftig mit. Allein beim abschließenden Treffer durch Mohammed Abdellaoue (85.) war der HSV-Keeper schuldlos. „Es gibt solche Tage“, sagte Adler, für dessen Team nur Rafael van der Vaart (13.) per Foulelfmeter traf: „Man sollte sie ernst nehmen, aber nicht überbewerten.“
Schuldzuweisungen gab es trotz der offensichtlichen Torwart-Fehler nicht. „Ich mache keine Einzelkritik“, antwortete HSV-Coach Thorsten Fink auf die Frage zu Adlers Leistung und schob nach: „Wir haben als Mannschaft schlecht gespielt, ich will keinen einzelnen kritisieren.“ 96-Coach Mirko Slomka durfte hingegen auch einen einzelnen Spieler loben und sagte über Adlers Konkurrenten im Kampf um Platz zwei in der DFB-Auswahl: „Der Ron hat einige Großchancen vereitelt.“
Der verärgerte Fink strafte die gesamte Mannschaft, indem er den eigentlich trainingsfreien Montag kurzerhand strich und ankündigte: „Deshalb gibt es in dieser Woche auch Gas.“ Die demütigende Niederlage könne er wegen der Höhe „nicht akzeptieren“, sagte der angesäuerte Coach: „Wenn eine Mannschaft zwei Tage vorher in der Europa League spielt, müssen wir mehr Gas geben um dieses Spiel zu gewinnen.“
Tabellarisch liegt der Hamburger SV noch einen Punkt vor Hannover. Doch „der kleine HSV“, wie Hamburger Fans gerne über 96 lästern, ist nach dem Schützenfest psychologisch im Vorteil. Schließlich rafften sich die Niedersachsen rund 40 Stunden nach dem Europa-League-Aus im kräftezehrenden Match gegen Anschi Machatschkala zu einer bemerkenswerten Energieleistung auf.
„Die Jagd auf die Europapokalplätze ist wieder eröffnet“, kommentierte Slomka erfreut. Der 96-Coach will zum dritten Mal in Folge international spielen und sprach das genauso deutlich aus wie seine Spieler. „Es war unsere Chance, mit einem Sieg wieder richtig in den Kampf um Europa einzugreifen, und das haben wir geschafft“, sagte Kapitän Christian Schulz.
Fink gab sich da eher kleinlaut. „Zwischen Europa League wollen und können ist noch ein Unterschied“, sagte der Hamburger Coach: „Von uns hat das Wort keiner in den Mund genommen, ich zumindest nicht.“