Allofs atmet nach brisantem Duell tief durch
Wolfsburg (dpa) - Kein Spiel wie jedes andere: Auch wenn Wolfsburgs neuer Geschäftsführer Klaus Allofs beständig von „Normalität“ sprach - seine Körpersprache beim 1:1 gegen Werder drückte anderes aus.
Auf beiden Seiten wartet nun einiges an Arbeit.
Nach dem angeblich so „normalen“ Spiel atmete Allofs mehrmals tief durch. In dem gedankenverlorenen Moment unmittelbar nach dem Schlusspfiff wurde auf dem Rasen der Volkswagen-Arena deutlich, wie erleichtert der neue Geschäftsführer des VfL Wolfsburg war, dass das brisante Duell gegen seinen Ex-Club Werder Bremen endlich geschafft war. „Viele haben irgendwelche Wunderdinge erwartet. Nein, für mich war es vollkommen normal“, behauptete Allofs später, als er sich wieder gesammelt hatte.
So recht wollten die Worte nicht zu seinem Auftreten nach dem leistungsgerechten 1:1 (0:1) am Samstag passen. Erst zögerlich war Allofs von der VfL-Bank aufgestanden, hatte zaghaft seine neuen Mitarbeiter abgeklatscht, wusste aber irgendwie nicht so recht, wohin mit sich. Mehrmals ging er auf Werder-Spieler zu, blieb dann aber plötzlich wieder stehen, als habe er seinen spektakulären Wechsel vor zehn Tagen gerade erst wieder realisiert.
„So, wie das Spiel gelaufen ist, ist es wunderbar, dass es 1:1 ausgegangen ist. So sind alle zufrieden“, sagte Allofs am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“ zum für ihn perfekten Ergebnis. Noch einmal machte er aber gleich deutlich, dass seine 13 Jahre als Sportdirektor und Clubchef bei Werder nun endgültig vorbei sind. Anscheinend bewusst bewertete er den Aufreger des Spiels anders als viele andere.
„Das ist unfassbar. Eine klare Fehlentscheidung“, schimpfte Werder-Coach Schaaf über die Gelb-Rote Karte gegen Lukas Schmitz (62. Minute), durch die das Spiel kippte. „Bis dahin haben wir das Spiel kontrolliert“, bemerkte Werders Antreiber Aaron Hunt zutreffend. Nach dem Platzverweis spielte fast nur noch der VfL. Entsprechend bedient waren Schaaf und seine Spieler. Selbst Bas Dost, der zwei Minuten nach der strittigen Entscheidung den Ausgleich für Wolfsburg schoss, gab zu: „Ich denke nicht, dass es Gelb-Rot war. So, wie ich es gesehen habe, war es der Ball.“ Nur Allofs hatte eine eigene Meinung.
„Ich finde, dass man da eine Gelbe Karte geben kann. Er geht mit gestrecktem Bein hinein. Am Ende ist es eben Gelb-Rot“, meinte Allofs und bekannte ehrlich: „Wenn ich noch bei Werder wäre, würde ich mich auch aufregen.“
Am Samstag waren gut 20 Meter Platz zwischen Schaaf und Allofs, die bis zur vorletzten Woche stets Seite an Seite gesessen hatten. Diesmal flippte Schaaf bei der Führung durch Marko Arnautovic (35.) alleine beinahe aus vor Freude, während Allofs in seinem VfL-Sessel in sich zusammensank. Der 55-Jährige vermied im neuen Umfeld wie angekündigt übertriebene Gesten. Zwischendurch zaghafte Diskussionen mit dem vierten Offiziellen am Seitenrand - das war es.
Nach dem Nordduell kann die Arbeit endlich frei von Nebengeräuschen beginnen. „So wie es auf der einen Seite bei Werder viel zu tun gibt, gibt es auch auf unserer Seite viel zu tun“, sagte Allofs. In Wolfsburg besteht die Aufgabe zunächst weiter darin, Ruhe und Stabilität nach der turbulenten Ära Magath zu vermitteln.
Die von vielen erwartete Trainersuche gibt es erstmal nicht. „Es gibt keine Kontaktaufnahmen“, verriet Allofs. „Sinnvoll ist, dass wir uns erstmal orientieren wollen. Wenn das geschehen ist, kann es in Richtung Personalentscheidungen gehen.“ Erneut bescheinigte Allofs Interimscoach Lorenz-Günther Köstner „sehr gute Arbeit“. Die Verkleinerung des unter Magath auf 35 Profis aufgeblähten Kaders hat zunächst Priorität.
Bei seinem Ex-Club Werder steht weiterhin die Suche nach einem neuen Sportdirektor an. Der am Freitag zum Direktor Profifußball gekürte Ex-Profi und bisherige Allofs-Assistent Frank Baumann bleibt in der zweiten Reihe. Offensichtlich soll auch Schaaf künftig eine noch größere Rolle spielen. Demonstrativ übernahm er nach dem Nord-Duell schon einmal die bislang von Allofs durchgeführte übliche Medienrunde. Auch er mahnte bei der Suche zur Besonnenheit. „Das soll eine sinnvolle und eine überzeugende Lösung werden“, sagte Schaaf.