Babbel gegen alte Liebe: Keine Zeit für Gefühle

Berlin (dpa) - Den Liebesbeweis trägt Markus Babbel auf seinem linken Oberarm. Sein imposantes Tattoo zeigt auch das Vereins-Wappen des VfB Stuttgart, der als Babbel-Kontrahent zum Fußball-Bundesligaspiel nach Berlin kommt.

„Ich bin dem VfB sehr dankbar“, sagte der 38-Jährige zu seinen „fünf super Jahren“ im Schwabenland. Im Schnelldurchlauf hatte Babbel 2009 in Stuttgart die schönen Zeiten (Champions League-Einzug) und schlechten Zeiten (Rauswurf) als Chefcoach kennengelernt. „Ich habe Fehler gemacht. Aber es war sehr wertvoll“, bemerkte Babbel.

Der Lernprozess des Trainer-Neulings soll nun Hertha am 4. Spieltag nach 747 Tagen endlich wieder einen Erstliga-Heimsieg bringen; Zeit für Gefühle bleibt da nicht. Zuletzt hatte der Berliner Club am 8. August 2009 in der Beletage auf eigenem Rasen gewonnen, dem 1:0 gegen Hannover waren 17 vergebliche Anläufe gefolgt; der letzte zum Saisonstart 2011/12 gegen den 1. FC Nürnberg (0:1). „Die Spieler müssen mit breiter Brust auflaufen“, forderte Babbel.

Grund dafür sieht die sportliche Leitung nach den guten Auftritten in Hamburg (2:2) und Hannover (1:1) durchaus. Doch der erste „Dreier“ nach dem Wiederaufstieg lässt bislang auf sich warten. Rund 50 000 Fans werden am Freitag (20.30 Uhr) im Berliner Olympiastadion erwartet. Mit dem Heimdruck könnten seine Spieler umgehen, glaubt Trainer Babbel, der sich nach dem geglückten Aufstieg auch eine Hertha-Flagge tätowieren ließ: „Wir haben es in der 2. Liga bewiesen.“

Hatten zum Heimauftakt gegen den „Club“ die neue Liga und die Erwartungen noch für eine Blockade bei den Hertha-Profis gesorgt, so erarbeitete sich der Aufsteiger zuletzt reichlich Chancen. Babbel will jetzt noch mehr Zielstrebigkeit von seiner Offensive sehen. Der 19-jährige Pierre-Michel Lasogga, Ausgleichs-Torschütze in Hannover zum 1:1, wird aber wohl auch gegen den VfB Joker bleiben. „Man muss dem Jungen Zeit lassen, sich an die 1. Liga zu gewöhnen“, hatte Babbel nach Lasoggas erstem Bundesliga-Treffer in Hannover betont.

Verteidiger Maik Franz will trotz Nasenbeinbruch gegen Stuttgart auflaufen, wahrscheinlich mit Maske. Als Alternative steht der tschechische Nationalspieler Roman Hubnik nach ausgeheilter Fußprellung wieder zur Verfügung. Beim VfB kann Serdar Tasci wohl spielen, so dass sich die personellen Probleme in der Defensive nicht noch weiter vergrößern.

„Wir haben ein Ziel: Drei Punkte in Berlin“, sagte VfB-Verteidiger Stefano Celozzi. Er wird auf der rechten Seite der Vierer-Abwehrkette wohl den Platz des Gelb-Rot gesperrten Khalid Boulahrouz einnehmen. Stuttgart hat als Tabellen-Zehnter zwar mit vier Punkten zwei Zähler mehr als Hertha geholt. Doch die jüngste 0:1-Heimniederlage gegen Leverkusen schmerzt noch immer.

Wie für Babbel wird es auch für VfB-Neuzugang Ibrahima Traoré ein Wiedersehen geben: Berlin war einst die erste Auslandsstation des Nationalspielers aus Guinea, der vor dieser Saison vom FC Augsburg zu den Schwaben wechselte. „Ich habe viele gute Erinnerungen an meine Zeit bei Hertha BSC.“ Der VfB-Joker brachte die Lage in Stuttgart auf den Punkt: „Wir sind ordentlich in die Saison gestartet, könnten aber mehr Punkte auf unserem Konto haben.“