Bayer-Coach Dutt: „Sieg um jeden Preis gewollt“
Leverkusen (dpa) - Robin Dutt gestikulierte, feuerte an und jubelte ausgelassen. Der lange umstrittene Cheftrainer war der große Dirigent beim 2:0-Überraschungscoup von Bayer Leverkusen gegen Rekordmeister Bayern München.
„Vielleicht hat es den Sieg gebraucht, um das zu erkennen, was ich schon seit Wochen predige“, sagte der 47-jährige Fußball-Lehrer nach dem ersten Erfolg gegen den FC Bayern nach 14 sieglosen Bundesliga-Partien seit August 2004. Nämlich: Dass sich die Werkself schon seit Wochen im Aufwärtstrend befindet. „In der Rückrunde haben wir vier Siege, zwei Remis und eine Niederlage verbucht. Das haben wir nicht alles heute geholt“, meinte Dutt.
Mit dem Triumph über den FC Bayern dürfte der in Leverkusen von Anbeginn angefeindete Nachfolger des beliebten Jupp Heynckes endlich Kritiker und Fans von seinem Können überzeugt haben. „Man hat gesehen, wie viel Energie in dieser Mannschaft steckt“, sagte Dutt nach dem Befreiungsschlag. „Sie hat taktisch gut gespielt. Sie hat eine tolle Mentalität gezeigt, sich in Zweikämpfe reingehauen und wollte den Sieg um jeden Preis.“
Der Erfolg geht zum Gutteil auf seine Kappe, weil er in der Pause die Taktik änderte, mit Eren Derdiyok einen zweiten Stürmer brachte und auf 4-4-2 umstellte. „Danach war der Spielaufbau der Bayern nicht mehr so dominant“, sagte Dutt zu seiner mutigen Strategie - die am Ende aufging. Derdiyok leistete mit einem akrobatischen Rückzieher von der Torauslinie die Vorarbeit zur Führung durch Stefan Kießling (79. Minute). Das 2:0 markierte mit seinem ersten Bundesliga-Tor Stürmertalent Karim Bellarabi.
„Man sieht, dass die Mannschaft sich entwickelt“, sagte der Schweizer Nationalspieler Derdiyok. „Jetzt kann man davon träumen, noch in die Champions League zu kommen.“ Da die Konkurrenz des Werksclubs patzte, verringerte sich der Abstand zum Tabellenvierten Schalke 04 auf vier Punkte.
„Es war ein perfekter Spieltag“, resümierte Bayer-Verteidiger Daniel Schwaab, warnte aber zugleich: „Ein Sieg gegen Bayern löst Euphorie aus. Wir dürfen uns jedoch nicht auf der Euphoriewelle ausruhen.“ Dann würde man auch Gefahr laufen, die Gefolgschaft des mühsam zurückgewonnenen Anhangs wieder zu verlieren. „Nach dem Derby-Sieg gegen Köln war das das I-Tüpfelchen. Wir haben die Fans wieder ins Boot rein geholt.“
Rund 3000 Fans begleiten Bayer 04 zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Barcelona - trotz der 1:3-Schlappe in der Hinpartie. „Wir sind realistisch genug zu wissen, dass es sehr schwer wird, weiterzukommen, wollen uns aber gut verkaufen“, sagte Nationalspieler André Schürrle, der wegen eines Nasenbeinbruches mit einer Karbon-Maske spielte und den Erfolg gegen Bayern genoss: „Wir sind erleichtert, die Fans sind erleichtert und gegen Bayern 2:0 zu gewinnen, ist ein sehr schöner Tag.“