Schalke ohne Huntelaar nicht einmal die Hälfte wert
Freiburg (dpa) - Ohne Torgarant Klaas-Jan Huntelaar ist Schalke 04 nicht einmal die Hälfte wert. Gegen das bisherige Bundesliga-Schlusslicht SC Freiburg reichte es den „Königsblauen“ ohne ihren wegen einer Kopfverletzung fehlenden Knipser nicht einmal zu einem Punkt.
„Ich rede nicht über Spieler, die nicht da sind“, grantelte Trainer Huub Stevens nach dem peinlichen 1:2 (0:1) im Stil des „Knurrers von Kerkrade“, als er zur Bedeutung von Huntelaars Ausfall gefragt wurde.
Seine ebenfalls völlig frustrierten Spieler gaben indes unumwunden zu, dass der erzwungene Verzicht auf den Führenden in der Torjägerliste ein wesentlicher, wenn nicht gar der entscheidende Faktor für die nicht einkalkulierte Pleite war. „Man darf nicht vergessen, dass Huntelaar nicht dabei war“, sagte Mittelfeldmann Jermaine Jones. Innenverteidiger Joel Matip, der sich zunächst wie fast alle Teamkollegen wortlos davonschleichen wollte, meinte nach mehrfachem Nachhaken: „Huntelaar und Farfán haben sehr viel Qualität. Ihr Fehlen könnte auch ein Grund gewesen sein.“
Während der niederländische Stürmer-Star schlichtweg nicht spielen konnte, mutete Jefferson Farfáns Fehlen recht seltsam an. „Wenn ein Spieler sich nicht fit fühlt, kann ich keine Geldstrafe verhängen“, sagte Manager Horst Heldt. „Er sagte, dass er sich nicht in der Lage gefühlt hat zu spielen, was soll ich da arbeitsrechtlich machen.“ Gut möglich, dass Schalke mit dem weiter um einen Vertrag pokernden Peruaner in nächster Zeit noch jede Menge Probleme bekommt.
Sportliche Probleme hat der Tabellenvierte nach dieser „bitteren Niederlage“ (Heldt) auf alle Fälle. Der Titel ist angesichts von elf Punkten Rückstand auf Erzrivale Borussia Dortmund außer Reichweite; der vor kurzem noch scheinbar sichere Champions-League-Platz bei nur noch vier Zählern Vorsprung auf Bayer Leverkusen ernsthaft in Gefahr.
Stevens verweigerte zum Reizthema Titelchance eine Antwort, fügte aber immerhin ein „Entschuldigung“ an: Die Tabelle interessiere ihn derzeit nicht, sondern erst am Saisonschluss. Auch hier war Heldt auskunftsfreudiger. „Ich glaube nicht, dass bei uns jemand je über Platz eins geredet hat“, sagte der Manager. „Wir haben nach wie vor die Chance Dritter zu werden, und das sollten wir jetzt nicht über Bord werfen.“
Dann darf aber eine so mangelhafte Chancenverwertung und teilweise lasche Einstellung wie gegen Freiburg nicht zur Regel werden. Nur Teemu Pukki bewies mit seinem Anschlusstreffer 30 Sekunden nach seiner Einwechslung für den enttäuschenden Raúl (72. Minute) Torjäger-Qualitäten. Raúl, Huntelaar-Ersatz Ciprian Marica & Co vergaben eine Reihe bester Möglichkeiten. Hinzu kam auch noch Pech: Kyriakos Papadopoulos traf nur den Pfosten (84.), ehe er drei Minuten später nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz musste.
Der Grieche hatte mit einem unnötigen Rempler im Sechzehner auch die Niederlage perfekt gemacht. Daniel Caligiuri verwandelte den Strafstoß sicher zum 2:0 (66.). Zuvor hatte Wintereinkauf Sebastian Freis mit seinem ersten Tor für Freiburg das 1:0 erzielt (18.). Es war zugleich der erste Treffer eines SC-Stürmers in der Rückrunde.
Beim neuen Tabellenvorletzten dominierte trotz aller Freude über den Sieg der Realitätssinn. „Es war nur ein kleiner Schritt“, sagte Freis. Christian Streich räumte ein: „Es ist klar, dass wir Punkte brauchen, um die Hoffnung zu wahren.“ Den Trainer beeindruckte primär der aufopferungsvolle Einsatz und Willen seiner Profis. Dies gibt Mut im kräfte- und nervenzehrenden Kampf um den Klassenerhalt.