Bayer erreicht Minimalziel - Ballacks Abschied
Leverkusen (dpa) - Die Bilder der Harmonie nach dem Abpfiff und dem emotionalen Abschied von Michael Ballack spiegelten die Wirklichkeit bei Bayer Leverkusen nicht wider.
Mit minutenlangen Gesängen wurde der Ex-Nationalmannschaftskapitän gefeiert, während sein Boss Wolfgang Holzhäuser unbefriedigt eine erste Saisonbilanz zog. „Wir sind erst mal froh, dass wir es geschafft haben. So richtig zufrieden sind wir nicht, es war mehr drin“, urteilte der Bayer-Geschäftsführer nach dem 1:0 (0:0) gegen Hannover 96, mit dem zumindest die Qualifikation der Europa League gesichert wurde. „Es ist nicht so rund gelaufen, teilweise schlecht. Das ist vorbei, man muss auch abhaken können.“
Dazu gehört die zweite Verpflichtung von Ballack, mit dem 2002 der Champions-Final-Einzug geschafft wurde und der in den zwei Jahren nach seiner Rückkehr weniger Erfolgsgarant als Unruhestifter war. Die 30 210 Zuschauer in der BayArena verehrten den 35-jährigen bei seinem Abschied vor heimischer Kulisse dennoch wie einen Fußball-Helden. „Vor zehn Jahren hatte ich eine tolle Zeit in Leverkusen“, freute er sich über die große Sympathiebekundung, fügte aber selbstkritisch an: „Daran erinnern sich die Fans. Es war nicht wegen meiner fantastischen Leistungen in den letzten zwei Jahren, sondern ein Bonus für alte Zeiten.“
Nach zwölf Jahren beim Werksclub sagte auch Keeper René Adler Goodbye. „Das war ein schöner Abschluss mit dem Sieg und dem Eintüten der Europa League“, meinte die ehemalige Nummer eins Deutschlands. „Nach einer schlechten Saison sind wir mit einem blauen Augen davon gekommen.“ Wahrscheinlich wird der 27-Jährige zum Hamburger SV gehen - auch ein Wechsel ins Ausland ist möglich, da die Hanseaten noch mit der Entscheidung zögern. Egal, wo er landen wird, Adler hat eine Rückkehr in die Nationalelf nicht abgehakt: „Ich will den Status wieder erreichen, den ich mir bei Leverkusen erarbeitet habe.“
Der Weggang der beiden ist ein Signal für einen angestrebten Umbruch bei Bayer. Nicht ausgeschlossen ist, dass der frühere Bayer-Profi und Teamchef Sami Hyypiä mit Trainer Sascha Lewandowski in der nächsten Bundesliga-Saison im Zentrum des Wandels stehen. „Wir werden uns nach dem Spiel beim 1. FC Nürnberg zusammensetzen. Im Moment sind wir ganz offen“, dementierte Hyypiä anderslautende Berichte.
Nationalspieler André Schürrle hätte nichts dagegen, von den Nachfolgern Robin Dutts weiter betreut zu werden. „Sie haben einen großen Anteil an den letzten Erfolgen“, sagte er. Die Bilanz des Duos: Drei Siege und zwei Remis. In der Partie gegen Hannover war es aber vor allem Stefan Kießling, der mit seinem 13. Saisontreffer (75. Minute) einmal mehr der entscheidenden Mann war.
Der Tabellensiebte aus Hannover muss nun im letzten Saisonspiel gegen Absteiger 1. FC Kaiserslautern gewinnen, um sicher erneut in den Europacup zu kommen. „Nächste Woche müssen wir die AWD-Arena rocken“, forderte 96-Chefcoach Mirko Slomka. Trotz fünf sieg- und torlosen Spielen in Serie hegt Hannovers Vorstandsvorsitzender Martin Kind keinen Zweifel daran: „Die Mannschaft ist motiviert aufgetreten und hat mir ein deutliches Signal gegeben. Sie hat den Turnaround geschafft.“
Fraglicher ist, ob er auch noch eine Kehrtwende im Falle seines Managers Jörg Schmadtke schafft, der auch wegen Reibereien mit Slomka um eine Vertragsauflösung gebeten hat. „Wir werden in der kommenden Woche die Gespräche führen. Die Mannschaft belastet das nicht“, sagte Kind. Schmadtke ist dazu bereit, hofft aber, dass die Inhalte intern bleiben und man damit nicht „wie auf dem Basar hausieren“ geht. Kontakte zum 1. FC Köln dementierte Schmadtke. Chefcoach Slomka signalisierte, im Konflikt mit dem Manager einzulenken: „Ich hoffe, dass die Situation nach einem Gespräch noch mal überdacht wird.“