Bayer Leverkusen Bayer gelingt gegen Freiburg der Befreiungsschlag

Fußball-Bundesliga: Bayer Leverkusen gewinnt 4:0 (3:0) gegen einen überforderten SC Freiburg.

Foto: dpa

Leverkusen. Als Heiko Herrlich 1989 aus der Jugend des SC Freiburg zum seinerzeit frisch gekürten Uefa-Cup-Sieger Bayer 04 Leverkusen wechselte, hat Christian Streich schon für den Kurzzeit-Erstligisten FC Homburg gespielt. Vorher hatte der kleine Heiko jenem Streich noch in dessen Freiburger Trikot unweit der Dreisam zugejubelt. Am Sonntag, 28 Jahre später, trafen sich die beiden wieder.

Und Herrlich, der zuvor in höchsten Tönen von Streich geschwärmt hatte, ließ von all jener Romantik des Fußball-Kreislaufs nichts mehr übrig: Bayer Leverkusen gewann 4:0 (3:0) gegen überforderte Freiburger. Und feierte damit den ersehnten und nötigen ersten Saisonsieg. Notwendig, weil Herrlich den ihm gewährten Kredit nach wenigen Spieltagen bereits schon wieder zu verspielen begann und das Umfeld in Leverkusen - Trainern gegenüber traditionell durchaus kritisch gegenüber eingestellt - bereits schon wieder unruhig geworden war. Ein Punkt bislang. Ein Punkt?

Herrlich hatte das registriert. Ohnehin gestand er nach dem Befreiungsschlag, von Leverkusens Kopfproblemen überrascht worden zu sein. Nach der Feststellung, dass Bayer 04 die Vorbereitung eingeschlossen am Sonntag das erste Mal überhaupt gegen eine Profi-Mannschaft gewonnen hatte, blickte Herrlich noch einmal zurück. „Als wir in der Vorbereitung anfangs 0:3 gegen Würzburg verloren haben, hat sich hier keiner aufgeregt. Da war mir klar, dass die Saison zuvor tiefer in den Köpfen steckt, als uns allen lieb sein kann“, sagte der Trainer und stellte einen Widerspruch her. „Ich war so etwas von Regensburg gar nicht mehr gewohnt. Dort wollten alle immer gewinnen.“

So gesehen kamen die völlig harmlosen Freiburger dem Leverkusener Ensemble vor 26.232 Zuschauern am Sonntag gerade recht. So recht, dass sogar ein zuletzt viel gescholtener Stürmer wie Kevin Volland am Gegner genesen konnte und gleich doppelt traf: Zunächst mit einem Fernschuss aus zentraler Position (21.), den Volland später selbst als „Öffner“ bezeichnete. „Ich habe vorher immer zu viel nachgedacht und jetzt einfach mal draufgehalten.“ Später dann auch noch mit einem Abstauber nach guter Vorarbeit von Rechtsverteidiger Lars Bender (34.). Weil dazwischen auch noch Charles Aranguiz mit einer sehenswerten Schuss von der Strafraumkante traf, hätte Volland fast auch noch das 4:0 markiert. Beim langen Pass von Sven Bender allerdings stand der ehemalige Hoffenheimer Stürmer im Abseits. Der Videobeweis musste es richten, Schiedsrichter Sven Jablonski nahm den Treffer zurück, der aus Vollands guter Bilanz an diesem Sonntag eine herausragende gemacht hätte.

Wie desolat sich der SC Freiburg am Sonntag tatsächlich präsentierte, machte das 4:0 durch Julian Brandt deutlich: Ein flach gehaltener Freistoß von Aranguiz in die Zentale der Freiburger Abwehr passiert alle Defensivkünstler aus dem Breisgau und landete ohne jede Berührung bei Julian Brandt, der vollendete mit links platziert ins linke untere Toreck: 4:0.

Christian Streich, jener Trainer, der - um die Beziehungsgeschichte fortzuführen - einst dem jungen Herrlich in der Freiburger Jugend ein Trainerpraktikum gewährt hatte, war nach dem Spiel desillusioniert. Aber auch realistisch in höchstem Maß. „Wir waren heute chancenlos, haben die Linien nicht zugekriegt. Und wenn wir den Ball hatten, haben wir ihn verloren. Wenn Leverkusen gut drauf ist und wir nicht, dann sieht es so aus, wie es ausgeschaut hat. das ist nicht so schön, aber es ist dann so.“ Leverkusen sei kein Maßstab „wenn sie so drauf sind. Ich darf meinen Jungs keinen Druck machen, sondern muss sie begleiten auf dem Weg“. Bislang hat der Sc Freiburg erst zwei Punkte sammeln können. Es wird ein schwieriger Weg in dieser Bundesliga-Saison.

Heiko Herrlich hingegen wollte noch nicht zu früh jubeln über eine Mannschaft, in der Lars Bender den Rechtverteidiger und Panagiotis Retsos sein Debüt als Innenverteidiger gegeben hatte - beides war ein Gewinn für die Gastgeber. „Wir müssen das jetzt mit nach Berlin nehmen. Ich hatte hier ja die Mentalitätsfrage gestellt, dass man den Sack auch mal zumachen muss. Uns ist das heute gelungen“, sagte Herrlich. Und meinte: In Berlin sollte sich das wiederholen. Damit Herrlich sich nicht zu früh zurück nach Regensburg sehnt.