Bayer Leverkusen: Gelernt, gehandelt, gefeiert
Bayer 04 Leverkusen enteilt mit Dortmund und Bayern den Verfolgern. Kapitän Simon Rolfes erklärt das Erfolgsgeheimnis.
Leverkusen. Über Matthias Sammer sagt man noch heute, dass er schon als aktiver Spieler wie ein Trainer gedacht habe. Sammer saß dann ziemlich schnell nach seiner Fußballer-Karriere auf der Trainerbank in Dortmund, vielleicht wird Simon Rolfes bald einen ähnlichen Weg einschlagen.
Denn nur wenige Minuten nach dem 2:0 (2:0)-Sieg gegen Hannover 96 analysierte der 31-jährige Mittelfeldstratege kenntnisreich die neuen Entwicklungen in Leverkusen, die sich in Zahlen so lesen lassen: Bayer 04 gewann mit vereinseigenem Startrekord sechs der sieben Bundesliga-Spiele und ist zu diesem Zeitpunkt der Saison der beste Drittplatzierte in der Geschichte der Bundesliga.
„Es ist gut, die Tabelle etwas auseinanderzuziehen und punktemäßig richtig Druck auf die Konkurrenz auszuüben, weil im Herbst die Grundlage für die ganze Saison gelegt wird“, sprach der Kapitän und lächelte smart, auch, weil Rolfes offenbar mit sich selbst zufrieden war. „Ich bin in guter Form, das stimmt“, sagte er und betrachtete dann das Große und Ganze: Leverkusen unterschreite inzwischen ein gewisses Niveau nicht mehr, „weil die Struktur in unserer Mannschaft stimmt, weil jeder im System weiß, was zu tun ist.
Weil das Positionsspiel stimmt, egal, wer spielt“, befand Rolfes und begrüßte Veränderungen vor der Saison: „Wir haben erfahrene Spieler wie Spahic oder Hilbert dazubekommen, das merkt man.“ Und auch die Abkehr von der Doppellösung auf der Trainerbank mit Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski hin zum allein verantwortlichen Finnen sei ein guter Schritt gewesen. „Es gibt da immer Reibungsverluste, weil es eben auch mal zwei Meinungen gibt“, sagte Rolfes. „Die beiden haben es gut gemacht, aber jetzt tut es der Mannschaft gut, dass sie eine einzige klare Linie hat.“
Eine klare Linie, die Hyypiä, der Mann mit der sonoren Stimme, dem Team eintrichtert. Hyypiä, mit der ruhenden Kraft eines begeisterten Anglers ausgestattet, hat vor der Saison vor allem im mentalen Bereich gearbeitet. Der Mann verlangt harte Arbeit. „In jedem Training musst Du alles geben“, sagt er. Interessant? Nur die nächste Aufgabe. Siegermentalität. Jetzt und hier.
Bayern und Dortmund sind nur einen Punkt weg, sagt einer. „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal auf die Tabelle geschaut habe und kenne die Situation nicht so genau“, sagt Hyypiä. Und man sieht ihm nicht an, dass das gelogen ist. Der 39-Jährige darf sich auch auf die Fahnen schreiben, aus Sidney Sam einen überragenden Bundesliga-Spieler gemacht zu haben. Sam bereitete das 1:0 durch Rolfes (23.) vor und war Vollstrecker des 2:0 (37.) — auf Pass von Heu Ming Son.
Bayer spielte vier Tage vor dem wichtigen Champions-League-Heimspiel gegen San Sebastian kräftesparend, am Ende wird man es abgeklärt nennen. Hannover bekommt auswärts kein Bein auf den Boden — null Punkte, kein Tor. „Halbe Chancen reichen nicht“, sagte Trainer Mirko Slomka genervt. Hyypiä verzog keine Miene. Sein Team hatte im annähernd zweistelligen Bereich gute vergeben.