Bayer Leverkusen in Europa dabei - „überglücklich“
Sinsheim (dpa) - Rudi Völler traute seinen Rechenkünsten nicht. „Einen Punkt brauchen wir noch. Ich hab' im Fußball schon viel erlebt, da muss man aufpassen“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen nach dem 1:0 (0:0)-Sieg bei 1899 Hoffenheim.
Bei einem Vorsprung von sechs Punkten und zehn Toren auf den Tabellenachten Werder Bremen werden die Rheinländer aber in den letzten beiden Bundesliga-Begegnungen die Europa-League-Teilnahme nicht mehr verspielen. Und so strich sich Völler dann doch zufrieden über den Schnauzer: „Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen in dieser Saison.“
Nach der Entlassung von Robin Dutt bekamen die Leverkusener unter den Interimstrainern Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski gerade noch rechtzeitig die Kurve - nach einer Spielzeit wie eine Achterbahnfahrt. Auf den letzten Metern will Völler auch keinen Rang mehr zurückfallen: „Auf dem sechsten Platz hätten wir eine Runde weniger in der Qualifikation. Und wenn's geht: Warum sollen wir dann nicht Fünfter werden?“
Bedanken konnte sich der 52-Jährige am Samstag vor allem bei André Schürrle und Bernd Leno: Der Nationalstürmer sorgte mit einem herrlichen Schlenzer ins Toreck für das 1:0 (79. Minute) und twitterte nach dem Abpfiff: „Jaaaaa ;)) überglücklich!! Danke, Bernd für diese unglaubliche Reaktion ;))“ Torhüter Leno hielt nämlich nur sechs Minuten später einen von Sejad Salihovic getretenen stark umstrittenen Handelfmeter. Der Bosnier verwandelt Strafstöße normalerweise traumhaft sicher und sein Trainer Markus Babbel konnte es nicht fassen. Erst am Freitag hatte Salihovic seinen Kontrakt in Hoffenheim bis 2016 verlängert, so scherzte Babbel nach dessen Fauxpas: „Da steht im Vertrag mit drin, dass ihm jetzt fristlos gekündigt werden kann.“
Bei Schürrles Volltreffer sprach Völler von einem „Weltklassetor“, Lenos Rettungsaktion nutzte der frühere Teamchef der Nationalmannschaft zu einer Lobeshymne auf den 20-Jährigen: „Diese Ruhe, die er in seinem Alter ausstrahlt, ist wirklich unglaublich.“ Auch vom Trainerduo Hyypiä/Lewandowski ist Völler mehr als angetan: „Die beiden machen es gut.“ Man werde sich nach Saisonende zusammensetzen, an allen Spekulationen um Trainerkandidaten sei „gar nix dran“. Dann kündigte der Sportchef noch an: „Wir werden den Kader so versuchen zu verbessern, dass wir nächstes Jahr noch ein bisschen weiter oben stehen.“
1899-Geschäftsführer Frank Briel peilt für das fünfte Erstliga-Jahr des Emporkömmlings aus dem Kraichgau „attraktiven Fußball und einen einstelligen Tabellenplatz“ an. Die Chancen auf die Europa League sind mit dem Rückschlag drastisch gesunken. Babbel bastelt als Trainer und Manager in Personalunion auch schon an der Mannschaft für 2012/2013. Bei den Vertragsverlängerungen von Salihovic und Tobias Weis hat Hoffenheim ungeachtet des angekündigten Sparkurses tief in die Kasse gegriffen.
Jetzt hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Nationaltorwart Tim Wiese von Werder Bremen verpflichtet werden soll. Stammkeeper Tom Starke äußerte sich entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nach dem Spiel nicht. Babbel lieferte nur wachsweiche Aussagen: „Zu der Geschichte äußere ich mich nicht. Tom Starke steht im Tor, das sagt alles. Stand heute ist nichts dran.“ Wenn er eine klare Aussage wolle, entgegnete er einem Journalisten, dann müsse er warten.