Bayer-Star Schürrle glänzt und schweigt

Leverkusen (dpa) - Wortlos verließ André Schürrle die BayArena. Dabei war es eigentlich ein Tag, an dem er liebend gerne über seine überaus erfolgreiche Arbeit geredet hätte.

Immerhin schoss er beim 5:0-Kantersieg von Bayer Leverkusen gegen 1899 Hoffenheim zwei Tore (31./69. Minute) und bereitete ein weiteres für Noch-Kollege Stefan Kießling vor. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn er bleibt“, meinte Bayer-Kapitän Simon Rolfes zu dem sich abzeichnenden Wechsel des Nationalspielers zum FC Chelsea und fügte nüchtern hinzu: „Es wird weitergehen, wenn er geht. Dann müssen wir ihn ersetzen.“

Wie wertvoll er für die Werkself ist und in Zukunft für den englischen Premier-League-Club sein könnte, zeigte der 22-jährige Mittelfeldspieler gegen den Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga eindrucksvoll - das tat er nicht immer seit Saisonbeginn. „Vor fünf Wochen hat sich das bei André Schürrle noch anders angehört und nicht so, als würde er eine Riesenlücke reißen, wenn er weggeht“, sagte Bayer-Chefcoach Sascha Lewandowski zu den aktuellen Lobeshymnen.

Außerdem stehe es nach den Sondierungsgesprächen von Sportdirektor Rudi Völler nicht fest, ob Schürrle für die rund 20 Millionen Euro tatsächlich wie einst der Ex-Leverkusener Michael Ballack zu Chelsea wechselt. „Es gibt noch nichts Spruchreifes, wir sind bei weitem noch nicht einig. Wenn wir einen Guten verlieren, müssen wir uns so aufstellen, dass wir nächstes Jahr nicht schlechter sind“, sagte Völler am Sonntagabend in der TV-Sendung Sky90. Tatsächlich will Chelsea den Preis für Schürrle noch drücken und Bayer als sportliche Kompensation Kevin de Bruyne haben. Er ist von dem Londoner Club derzeit an Werder Bremen ausgeliehen und kann am nächsten Samstag beim Gastspiel mit den Hanseaten seine vielleicht neue Arbeitsstätte besichtigen. „Kevin de Bruyne wäre eine Top-Alternative“, sagte Völler.

Nach der gefühlten Niederlage zuvor auf Schalke (2:2) sind die spielfreudigen Leverkusener mit dem Schützenfest dem direkten Einzug in die Champions League ordentlich näher gekommen, da die königsblauen Rivalen bei Eintracht Frankfurt (0:1) verloren. „Das war ein richtig guter Nachmittag“, resümierte Lewandowski, warnte aber vor einem zu frühen „Abheben“.

Auch Stefan Kießling, dem wie Schürrle ein Doppelpack (16./65.) gelang und der mit nun 21 Saisontoren dem Dortmunder Robert Lewandowski (23 Treffer) im Kampf um die Torjägerkrone auf den Fersen bleibt, hält die Vorfreude auf die achte Champions-League-Teilnahme für verfrüht. „Heute haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, aber erst wenn wir gegen Bremen zu Hause gewinnen, haben wir einen wirklich großen Schritt getan“, sagte Kießling. Den fünften und letzten Treffer erzielte Stefan Reinartz (79.).

Einen herben Rückschlag erlebten die wie Absteiger spielenden Hoffenheimer, die nur dank der gleichzeitigen Niederlagen der Tabellennachbarn FC Augsburg (16. Platz) und Fortuna Düsseldorf (15.) noch realistische Aussichten auf den Klassenverbleib haben. „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der einen Sahnetag erwischt hat“, anerkannte 1899-Trainer Markus Gisdol.

Hinzu kam, dass sein Team nach der Roten Karte für Eugen Polanski (23.) wegen einer Notbremse an Kießling - den fälligen Elfmeter von Rolfes hielt 1899-Ersatzkeeper Koen Casteels - früh in Unterzahl geriet. „Die Mannschaft ist noch nicht stabil genug, um so einen Rückschlag wegzustecken“, befand Gisdol. Das Restprogramm mit Heimpartien gegen Nürnberg und Hamburg sowie in Bremen und Dortmund lässt nicht viel Raum für Hoffnung. „Die Rettung wird schwer, aber es ist nicht unmöglich“, meinte Hoffenheims Kapitän Andreas Beck tapfer.