Fürth feiert Prestigesieg im Derby gegen den „Club“

Nürnberg (dpa) - Freudetrunken und wie von Sinnen rannten die Fürther Profis nach dem 1:0 (1:0) gegen den „Club“ in Richtung ihrer Fans, enterten die Stadionzäune und verwandelten die Gästeecke in der Nürnberger Arena spontan in eine Partyzone.

Mit einem Sieg beim großen Lokalrivalen versüßten sich die abgeschlagenen Tabellenschlusslichter nicht nur den bevorstehenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga - sie wischten dem 1. FC Nürnberg durch den Erfolg obendrein gehörig eins aus. „Gegen den Club zu gewinnen, das ist einfach was Wunderbares, das einiges wieder gutmacht“, sagte Matchwinner Johannes Geis, der den Kleeblattclub im 256. fränkischen Derby zum Sieg geschossen hatte.

Nach diesem schmerzhaften Rückschlag dürften sich auch die leisen Nürnberger Europa-League-Hoffnungen endgültig erledigt haben. Was aber noch schlimmer wog, war schlichtweg die Schmach gegen den vermeintlich kleinen Nachbarn. Mit gellenden Pfiffen wurden Raphael Schäfer & Co. von ihren rund 50 000 Anhängern bedacht. „Das tut verdammt weh“, klagte Trainer Michael Wiesinger. Auch Offensivmann Alexander Esswein war bedient: „Wir verlieren elf Spiele in Folge zu Hause nicht und verlieren dann das Derby - das ist besonders bitter.“

Für die Fürther war es der erste Erfolg seit dem 2:1 bei Schalke 04 am 2. Februar und der insgesamt dritte im 30. Spiel. Geis war mit einem sehenswerten Fernschuss (27. Minute) der entscheidende Mann, Coach Frank Kramer jubelte frenetisch und lobte das „sensationelle Tor. Das tut dem Jungen richtig gut und allen anderen Spielern auch. Umso schöner, dass es beim großen Nachbarn gereicht hat.“

Die auf vier Positionen veränderten Fürther zeigten gut erholt von der 1:6-Blamage gegen Dortmund am Wochenende zuvor. Zwar dauerte es nach einer hektischen Anfangsphase mit vielen Fouls mehr als 25 Minuten bis zum ersten Höhepunkt im Spiel, doch der hatte es gleich in sich: Dem neu ins Team gerückten Geis gelang mit einem fulminanten Linksschuss aus 25 Metern ins obere Eck sein erstes Bundesligator. Nur drei Minuten später versuchte es der erst 19 Jahre alte Mittelfeldspieler mit dem rechten Fuß erneut aus der Distanz. Sein direkter Freistoß flog nur knapp am Pfosten vorbei.

Die Nürnberger hatten eine Woche nach der 0:4-Pleite beim FC Bayern München anfangs zwar Feldvorteile, waren aber meist nur nach ruhenden Bällen torgefährlich. Die beste Gelegenheit der ersten Hälfte besaß Hanno Balitsch mit einem Kopfball-Aufsetzer (36.).

Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste Nürnbergs Abwehrspieler Timm Klose vom Platz und fasste sich an den Kopf. Der Schweizer litt nach Vereinsangaben unter den Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung, die er in München erlitten hatte. Timothy Chandler blieb zur Pause wegen zwei Blutergüssen in der Kabine.

Trotzdem hatten die Hausherren nach dem Wiederanpfiff mehr von der Partie, zunächst aber keine Chancen. Erst nach knapp einer Stunde scheiterte Hiroshi Kiyotake mit einem Flachschuss an Hesl, zwei Minuten später hatte Balitsch Pech. Nach seinem Kopfball sprang der Ball wie eine Flipperkugel von der Lattenunterkante auf die Torlinie, von dort noch einmal zurück an den Querbalken und dann zurück ins Feld.

Die Gäste verteidigten ihren Vorsprung zäh, offensiv trauten sie sich nicht mehr viel zu. Vor allem auf Hesl blieb Verlass, auch gegen Per Nilsson (79.) war der Torhüter wiederum nach einem Eckball zur Stelle. Der eingewechselte Mike Frantz schoss am langen Eck vorbei (84.) und vergab das mögliche 1:1 für die vergeblich anrennenden Nürnberger. Am Ende parierte Hesl noch gegen Esswein (90.).

Spieldaten:
Ballbesitz in %: 65,5 - 34,5
Torschüsse: 23 - 15
gew. Zweikämpfe in %: 55,5 - 44,5
Fouls: 12 - 25
Ecken: 14 - 4

Quelle: optasports.com