Bayerischen Sorgenkindern bleibt ein bisschen Trotz
Fürth (dpa) - Augsburgs Manager Jürgen Rollmann trotzte der beginnenden Hoffnungslosigkeit mit seinem breitesten Grinsen. Der miesen Stimmung, die sich ansonsten in den Katakomben breitgemacht hatte, setzte er bemerkenswert gute Laune entgegen
Rollmann nahm seinen Torschützen Sascha Mölders wie nach einem Kantersieg in den Arm und klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. Dabei war das 1:1 bei Greuther Fürth ein weiterer Rückschlag im Kampf um den immer schwerer werdenden Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga.
Mit lediglich neun Punkten gehen beide Clubs in die Winterpause - eine rekordverdächtige Mini-Ausbeute, die in beiden Lagern kaum noch Zuversicht zulässt. Zehn Zähler groß ist der Abstand schon zum ersten Nichtabstiegsplatz. Im Pulk der vielen Enttäuschten präsentierte sich Rollmann als Ausnahme; sein Auftritt zeugte von Widerspenstigkeit, andererseits aber auch von einigem Galgenhumor. „Es liegt doch nicht am Trainer, wenn irgendein Spieler sich im Zweikampf nicht durchsetzen kann“, kommentierte er die immer gleiche Frage nach der Zukunft von Coach Markus Weinzierl. „Wir müssen einfach mit dem bestehenden Personal schauen, dass wir besser Fußball spielen.“
Leichter gesagt als getan. 17 Spiele bleiben dem Vorletzten aus Augsburg und dem Schlusslicht aus Fürth jetzt noch, um irgendwie doch noch die Klasse zu halten. Momentan deutet für die bayerischen Sorgenkinder vieles auf künftige Zweitklassigkeit hin. „Wir brauchen jetzt außergewöhnliche Leistungen“, sagte Fürths Trainer Mike Büskens. Sein Abwehrmann Lasse Sobiech kommentierte entnervt: „Mit neun Punkten in die Winterpause zu gehen - das geht einfach nicht.“ Immerhin hatte der U 21-Nationalspieler die Augsburger Führung durch Sascha Mölders (9. Minute) noch ausgeglichen (69.).
Was vielleicht am wenigsten Perspektive für die Rückrunde zu erkennen lässt, sind die trostlosen Vorstellungen beider Teams. Eindrucksvoll bekamen die 16 340 Zuschauer auch am Samstag vorgeführt, warum Fürth und Augsburg abgeschlagen am Tabellenende herumirren. „Wir müssen uns in vielen Bereichen steigern“, monierte Büskens. Als ein neuer Hoffnungsträger könnte der serbische Stürmer Nikola Djurdjic fungieren. Beim angepeilten Transfer sind laut Fürther Angaben lediglich noch „abschließende Formalitäten“ zu klären. Der 26-Jährige steht beim schwedischen Verein Helsingborgs IF unter Vertrag, ist aber noch an FK Haugesund (Norwegen) ausgeliehen.
Eine famose zweite Saisonhälfte wird in jedem Fall nötig sein, um noch drinzubleiben - notfalls über die Relegation. „Was erwartet man schon noch großartig von uns?“, fragte Fürths Kapitän Mergim Mavraj mit ausdruckslosem Blick. Grund dafür war auch der persönliche Nackenschlag durch eine umstrittene Gelb-Rote Karte (76.), die Mavraj nicht anerkennen wollte. Weniger umstritten war der Platzverweis für Augsburgs Joker Giovanni Sio (85.), der Stephan Fürtstner kurz nach seiner Einwechselung radikal umgesenst hatte und glatt Rot sah.
Mitte Januar geht's weiter, „wir wollen punkten, punkten, dann kommen wir wieder ran“, befand Mölders fast ein bisschen flehend. Vorher stehen noch einige Weihnachtsfeiern an, „bei denen wir nicht auf Heiterkeit machen können“, wie Sobiech bemerkte. Der 21-Jährige denkt auch noch über einen Urlaub nach. „Aber bei den Prämien, die wir dieses Jahr geholt haben, wird's glaube ich nur ein kleiner.“