Bayern, BVB und der Rest: Zwei-Klassen-Gesellschaft
Düsseldorf (dpa) - Die Ausgeglichenheit in der Fußball-Bundesliga war jahrelang ihre größte und Spannung versprechende Stärke. Droht angesichts der Dominanz von Bayern München und Borussia Dortmund in der 51. Saison eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wie in Spanien?
Düsseldorf (dpa) - Die Ausgeglichenheit in der Fußball-Bundesliga war jahrelang ihre größte und Spannung versprechende Stärke. Droht angesichts der Dominanz von Bayern München und Borussia Dortmund in der 51. Saison eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wie in Spanien?
Das Leistungsgefälle ist noch größer geworden. „Ich hoffe, der Rest der Liga kann da noch eingreifen“, sagte Schalke-Star Kevin-Prince Boateng nach dem 0:4 im Topspiel gegen die cool-effizienten Strategen von Triple-Gewinner Bayern München.
Hertha BSC verpasste es, sich im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Das 1:1 am Sonntag beim SC Freiburg war für den Aufsteiger zu wenig, um dieses Vorhaben erfolgreich umsetzen zu können. Freiburg bleibt in der Spielzeit 2013/2014 sieglos.
Der VfB Stuttgart vergab durch den verschossenen Last-Minute-Elfmeter von Vedad Ibisevic den Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Damit gab es für den VfB und seinen neuen Trainer Thomas Schneider beim 1:1 nach zwei Siegen die ersten Punktverluste. Beide Teams verharren auf den Plätzen zwölf und 13.
Schalke-Trainer Jens Keller gab nach dem 0:4 gegen die Bayern unumwunden eines zu: „Das 0:4 war eine Klatsche.“ Die Bayern blieben damit in der Liga zum 31. Mal ungeschlagen und liegen nun nach Punkten (je 16) gleichauf mit dem BVB. „Es ist aber schwer, mit den beiden führenden Mannschaften mitzuhalten“, bekannte Keller. Das spürte auch sein Kapitän Benedikt Höwedes, der nach der Heimpleite feststellte: „Heute war der Klassenunterschied vor allem in der zweiten Halbzeit zu groß.“
Können wenigstens die beim 1. FC Nürnberg gestolperten Dortmunder (1:1) mit dem Starensemble von der Isar mithalten oder droht schon wieder ein Solo des Titelverteidigers? „Nein, nein“, erwiderte Bayerns Arjen Robben, „wir müssen weiter hart arbeiten.“ Die Wutrede von Sportvorstand Matthias Sammer wegen fehlender Leidenschaft hat den Ehrgeiz der Münchner Elitekicker wieder angestachelt. „Das war unser bisher bestes Spiel in der Bundesliga“, lobte Chefcoach Pep Guardiola. „Perfekt war es nicht.“
Bayern, BVB - und dann? Selbst die Dortmunder haben es schwer, im Gleichschritt mit den Münchnern zu marschieren. Nach dem 1:2 beim SSC Neapel in der Champions League gab es für den BVB in Nürnberg nur ein Remis. „Wir sind mit dem Punkt nicht überglücklich“, meinte Trainer Jürgen Klopp, der nach seinem Wüterich-Auftritt am Vesuv und trotz des Dämpfers betont ruhig blieb. „Wir haben schon häufiger einen Punkt geholt, dennoch ist es immer weiter gegangen.“
So gut wie noch nie ist der Tabellendritte Bayer Leverkusen, der mit dem 4:1 bei Mainz 05 glänzte, in eine Erstliga-Saison gestartet. 15:7 Tore und 15 Punkte stehen nach dem sechsten Spieltag zu Buche. „Ich bin froh über das Ergebnis“, sagte Bayer-Coach Sami Hyypiä, erleichtert darüber, dass sich sein Team nach dem 2:4 bei Manchester United wieder berappelte. Für Mainz war es die dritte verlorene Partie in Serie. „Das ist schon ein Trend“, warnte Trainer Thomas Tuchel und monierte das Fehlen von „Mut, Leidenschaft, Konsequenz und Überzeugung“.
Die Leverkusener dürften am ehesten in enger Tuchfühlung mit dem Spitzenduo bleiben. Können das auf lange Sicht auch der Tabellenvierte Hannover 96 und der VfL Wolfsburg? Hannover setzte sich gegen den FC Augsburg mit 2:1 durch - allerdings erst mit einem Handelfmeter (89.) durch Szabolcs Huszti.
Am Mittwoch müssen die Niedersachsen im DFB-Pokal zum Kräftevergleich beim Meister aus München antreten. Die Wolfsburger sind zumindest im eigenen Stadion eine Macht, wie der dritte Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim (2:1) bewies. Dabei zeigten die Gastgeber wenig Glanz, aber viel Kampf. „Wir haben uns reingebissen“, sagte Coach Dieter Hecking.
Nach dem 99. Nordderby war Werder Bremen der Sieger und Gastgeber Hamburger SV der doppelte Verlierer. Nach der 0:2-Schmach sorgte eine kleine Trainerposse für weiteren Wirbel beim hanseatischen Krisenclub. Der Niederländer Bert van Marwijk hatte vor TV-Kameras in seiner Heimat das Engagement an der Elbe schon als perfekt verkündet.
Der HSV, der auch mit dem Schweizer Christian Gross über die Nachfolge des geschassten Thorsten Fink verhandelt haben soll, bestätigte das nicht. Hamburgs Kapitän Rafael van der Vaart, der Fink ungern ziehen sah, würde sich jedenfalls auf seinen Landsmann freuen: „Er wäre gut für uns.“ Zwischenzeitlich hieß es, Sportchef Oliver Kreuzer sei nach Zürich geflogen, um sich dort mit Gross zu treffen. „Das ist falsch“, ließ der Verein wissen.