Bayern in Not - Heynckes will Hoeneß ärgern
München (dpa) - Uli Hoeneß erwartet im Spiel eins nach Louis van Gaal „eine Explosion“ des FC Bayern, nur sein Kumpel Jupp Heynckes möchte da partout nicht mitspielen.
Der 65-Jährige mag keine Rücksicht auf die Europa-League-Ängste seines zukünftigen Arbeitgebers nehmen, sondern er will seinen Noch-Club Bayer 04 Leverkusen nach über 20 Jahren zum ersten Sieg in München führen. „Es wäre eine Riesenfreude, wenn meine Mannschaft gewinnt“, verkündete Heynckes. Sein optimistischer Tipp lautet 2:1.
Ausgerechnet Heynckes war es, der beim 0:1 am 21. Oktober 1989 in seiner ersten Amtszeit als Bayern-Coach die letzte Heimniederlage des Rekordmeisters gegen Leverkusen Bayer 04 zu verantworten hatte. Fast 22 Jahre später würde ein Sieg Bayer im Titelkampf zum ganz heißen Jäger von Tabellenführer Borussia Dortmund machen - und bei den Bayern im Ringen um den Champions-League-Platz noch mehr Panik auslösen. „Es ist eine Konstellation, in der wir privilegiert sind. Wir sind das beste Team der Rückrunde. Und wir sind gut drauf“, sagte Heynckes selbstbewusst vor dem brisanten Auftritt in München.
Und die Bayern? Nach dem Rauswurf von van Gaal soll der zum Fünf-Spiele-Chef beförderte bisherige Co-Trainer Andries Jonker die Saison retten. Dafür setzt der 48 Jahre alte Holländer auf mehr Routine in der Startelf und ein höheres Augenmerk auf das Abwehrverhalten.
Am Freitag verkündete Jonker offiziell den Torwartwechsel. Routinier Jörg Butt (36) löst Thomas Kraft (22) wieder als Nummer 1 ab. „Ich muss machen, dass sich Bayern München für die Champions League qualifiziert. Ich denke, dass diese Chance im Moment mit Butt größer ist“, begründete Jonker die Entscheidung: „Es ist für Butt auch nicht einfach, aber einfacher als für Thomas. Ich habe Vertrauen, dass Jörg seine Aufgabe gut ausführen wird.“
Nach seiner Degradierung zum Ersatzkeeper durch van Gaal hat Butt in diesem Jahr lediglich 45 Minuten gespielt. Am 19. Februar beim 3:1-Sieg in Mainz wurde er für den angeschlagenen Kraft eingewechselt.
Jonker teilte Kraft in einem Gespräch den Entschluss mit. „Du hast die Möglichkeit, ein großer Torwart zu werden“, habe er dem „sehr großen Talent“ gesagt. Jetzt sei keine Zeit für Experimente, „ich brauche ihn nicht auszubilden“. Mit Anatoli Timoschtschuk (32) setzt Jonker zudem auf mehr Erfahrung im Mittelfeld. „Wichtig ist, dass wir ruhig und überzeugt sind im Kopf und machen, was wir machen wollen.“
Eine große Systemumstellung werde es nicht geben. „Ich muss auch nicht in einigen Tagen zu viel ändern“, sagte Jonker. Er habe keine „Catenaccio-Mannschaft“, trotzdem wolle er versuchen, „das Defensivverhalten so gut wie möglich funktionieren zu lassen“.
Kopfzerbrechen bereiten Jonker die „vielen personellen Fragezeichen“. Arjen Robben und Holger Badstuber sind gesperrt - zudem stehen Fragezeichen hinter den angeschlagenen Bastian Schweinsteiger (Sprunggelenk) und Franck Ribéry. Der Franzose musste am Freitag das Training mit einer Muskelverhärtung abbrechen.
Jonker ist gespannt, ob Leverkusen auf mehr aus sein wird als einen Punkt. „Wir haben ein stabiles, leistungsorientiertes Team, das höchsten Ansprüchen genügt“, erklärte Gegenspieler Heynckes.
Auch für Michael Ballack ist es ein besonderes Spiel. Der 34-Jährige, der zwischen 2002 und 2006 für Bayern in 107 Ligaspielen 44 Tore erzielte, kehrt erstmals als Gegner zurück nach München. Ballack erwartet einen heißen Tanz und gibt sich kämpferisch: „Sie werden unter Druck stehen, aber noch mehr zusammenhalten. Doch sie wissen, dass wir ihnen richtig wehtun können, wenn wir gewinnen.“