Bayern trauern vergebenem Big Point in Leverkusen nach
Leverkusen (dpa) - Thomas Müller drückte lange Zeit nur die Bank, verkniff sich aber jede Kritik am Trainer. Obwohl der Weltmeister beim 0:0 in Leverkusen erst in der 60. Minute eingewechselt wurde, stand er Pep Guardiola demonstrativ zur Seite.
Jüngste Schlagzeilen über die schlechte Stimmung im Kader wertete Müller vielmehr als gezielte Kampagne: „Es wird zurzeit versucht, Unruhe zu stiften. Die Medienlandschaft versucht, ein bisschen was zu inszenieren.“ Schelmisch lächelnd fügte er an: „Ich verstehe ja auch, dass Restdeutschland sich vielleicht die Bundesliga mit einem kleineren Punktabstand wünscht zwischen Platz eins und zwei.“
Ein eindeutiges sportliches Signal, das zum Ende der Spekulationen über die schwierige Restsaison des im Sommer scheidenden Fußball-Lehrers hätte beitragen können, blieben die Münchner in Leverkusen jedoch schuldig. Erst nach der Einwechslung von Müller für den schwachen Arturo Vidal war Torgefahr erkennbar. Erst nach der Einwechslung von Müller für Arjen Robben war Torgefahr erkennbar.
Abwehrchef Holger Badstuber verwies zwar auf das noch immer komfortable Acht-Punkte-Polster, machte aus einem Frust aber keinen Hehl. „Ich bin schon etwas enttäuscht, weil wir einen Big Point hätten machen und die Führung ausbauen können.“
Doch die Steilvorlage der Dortmunder, die in Berlin wenige Stunden zuvor ebenfalls nicht über ein 0:0 hinausgekommen waren, blieb ungenutzt. Die gelb-rote Karte für Xabi Alonso (84.) nach einem taktischen Foul trug ebenfalls nicht zur Aufheiterung bei. „Sein zweites Foul ist keine Gelbe Karte“, beklagte Guardiola die Entscheidung von Schiedsrichter Knut Kircher, die er zuvor am Spielfeldrand mit höhnischem Applaus bedacht hatte.
Die Leistung seines Teams bewertete der Spanier jedoch weniger kritisch. „Kompliment an die Spieler. In Leverkusen hat München nur einmal gewonnen“, sagte er mit Verweis auf die bescheidene Bilanz der Bayern mit nur einem Erfolg in den vergangenen sieben Partien.
Eine Begründung für die Maßnahme, seinen zweitbesten Torschützen erstmals seit dem 11. Spieltag nicht in die Startelf zu beordern, blieb Guardiola jedoch schuldig. Müller selbst sah es gelassen: „Bei unserem Kader ist es nichts Neues, dass auch mal Spieler draußen sitzen, die sich vielleicht gern in der ersten Elf sehen.“ Von atmosphärischen Störungen könne deshalb aber keine Rede sein: „Ich sehe keine Anzeichen, dass es in der Mannschaft schlecht aussieht. Wir kämpfen auf dem Platz füreinander.“
Am Einsatz mangelte es in Leverkusen wirklich nicht. Dafür sank die Spielkultur unter das übliche Niveau. Gegen die unbequemen Leverkusener um die starken Innenverteidiger Ömer Toprak und Jonathan Tah taten sich die Münchner beim Herausspielen von Torchancen schwer. „Was die Beiden abgeliefert haben, war schon erste Sahne“, schwärmte Bayer-Vereinschef Michael Schade. So entwickelte sich vor allem in der ersten Halbzeit eine für Fußball-Ästheten wenig ansehnliche Partie. Nur ein Torschuss hüben wie drüben bedeuteten Negativrekord seit Einführung der Datenerfassung 1992.
Doch damit konnte Roger Schmidt bestens leben. Voller Stolz verwies er auf die große Kampfbereitschaft und taktische Disziplin seiner Mannschaft: „Ich bin sehr zufrieden, insgesamt war es großartig. Wir haben gegen einen Gegner, was Ballsicherheit angeht, Maßstäbe gesetzt, trotzdem früh gestört und Druck ausgeübt.“